Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Titel: Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
Vom Netzwerk:
möglich dabei sein. Das hieß nicht nur am Fenster zu stehen und hinauszusehen. Nein, sie wollte die aufgeladene Luft direkt auf der Haut spüren. Natürlich nicht ganz ungeschützt, aber sie wollte draußen sein. Der Wehrgang schien ihr für ihr Vorhaben genau richtig zu sein, denn dort konnte sie sich, wenn der Regen einsetzte, auch unterstellen und das Naturschauspiel zu Ende verfolgen.
    Die aufziehenden Wolken hatten sich längst vor die untergehende Sonne geschoben und den Himmel in tiefe Blau und Schwarztöne getaucht. Nur wenn ein Blitz die Wolken durchbrach wurde es kurz gleißend hell, bevor alles wieder in Dunkelheit versank.
    Der laue Wind von Tag war stärker geworden, aber nicht kälter. Und Florinda stellte sich genau an die Zinnen, um die Kraft der herumwirbelnden Luft zu spüren. Dann, wie aus heiterem Himmel setzte Regen ein. Zögernd erst, dann heftiger.
    Eigentlich hätte sie sich jetzt unterstellen müssen, aber noch fühlten sich die entfesselten Naturgewalten für Florinda gut an.
    „Ihr seid verrückt!“, wurde sie von einer Männerstimme angeschnauzt. Dann, ohne darum gebeten zu haben, in einen Mauervorsprung gezerrt, wo Wind und Regen ihr kaum noch etwas anhaben konnten.
    Ein Blitz erhellte den Himmel und Florinda konnte das Gesicht ihres unwillkommenen Retters sehen.
    „Habt Ihr nicht mehr Verstand, als Euch ausgerechnet mitten in ein Unwetter zu stellen?“
    Dieser Vorwurf hätte eigentlich keiner Erwiderung bedurft, aber Florinda wollte ihn nicht auf sich sitzen lassen. „Das mein Herr, geht Euch zum Glück nicht das Geringste an!“
    „Was mich etwas angeht, entscheide ich!“
    Diese Aussage konnte er sich sonst wo hin stecken. Florinda hatte auf jeden Fall nicht die Absicht hier noch länger zu bleiben, um mit ihm darüber zu diskutieren. Aber um diesen Ort verlassen zu können, musste sie erst einmal an ihm vorbei, da er direkt vor ihr stand und sie sonst nirgendwo hin ausweichen konnte. Allerdings ließ er das nicht zu.
    „Geht zur Seite, oder...“ Das Oder klang ganz eindeutig nach einer Warnung. Aber der Ritter sah es wohl eher als eine Herausforderung.
    „Oder?“
    Sie trat mit dem Fuß nach ihm, hatte dabei sogar Erfolg. Aber nur ganz kurz, denn das war nur ein Trick, um sie bewegungsunfähig zu machen. Der zuerst so erfolgreiche Tritt, wurde umgeleitet und Florindas Fuß steckte zwischen zwei kräftigen Beinen fest. Sie verlor ihr Gleichgewicht und musste sich festhalten.
    „Gildal!“, schimpfte Florinda aufgebracht. Kam aber nicht dazu, ihrer Empörung weiter Luft zu machen, da ihr Gegenüber längst etwas anderes vorhatte.
    „Theo!“, korrigierte er ihre Anrede und verschloss, wie schon einmal, mit seinem Mund ihre Lippen.
     
    6
     
     
    Florinda lag in ihrer Kammer im Bett, aber sie schlief nicht. Genausowenig schliefen ihre Schwestern. Jede hing ihren eigenen Gedanken nach, angenehmen, wie auch weniger angenehmen Gedanken.
    Vor allem Florinda war gefühlsmäßig hin und her gerissen. Denn einerseits schlug ihr Herz vor Aufregung und Glück so schnell, dass sie dachte, es würde ihr aus der Brust springen, zum anderen aber war sie zu Tode betrübt.
    Theos Kuss auf den Burgzinnen, während das Gewitter rund um sie tobte, war das Schönste, was sie sich vorstellen konnte. Aber warum hatte er es getan? Was hatte ihn dazu veranlasst, sich ihr auf diese Weise zu nähern?
    Sah er sie als Spielzeug, das man nach eigenen Gutdünken herumschubsen und benutzen konnte? Wie sonst sollte sie seine grobe Behandlung verstehen?
    Denn verliebt konnte er nicht in sie sein, nicht wenn sie sah, wie ihre Schwestern von seinen Brüdern behandelt wurden. Da war viel mehr Respekt, Bewunderung und freundliches Necken. Bei Theo lief das Ganze eher auf Wut und Leidenschaft hinaus. Und so sollte kein Mädchen behandelt werden, wenn ein Ritter um sie warb!
    Florinda seufzte. Theo warb ja gar nicht um sie. Alle ihre Begegnungen, die sie zusammengeführt hatten, waren eher wie Kämpfe abgelaufen.
    Was dachte sie sich da eigentlich? Alle ihre Begegnungen? Alle beide? War das nicht lächerlich! Sie hatte diesen Menschen erst zweimal gesehen und führte sich schon auf, wie eine Liebeskranke.
    Liebeskranke? Das war unmöglich. Wegen eines Kusses konnte man doch noch nicht liebeskrank sein! Zwei Küsse, flüsterte eine gehässige kleine Stimme in ihrem Herzen und ließ sie erneut aufseufzen.
    „Ich hab es vermasselt“, bekannte Flora, der der Seufzer ihrer Schwester nicht entgangen war. „Es tut

Weitere Kostenlose Bücher