Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
galt es nur noch, sie einzeln aufzuspüren. Hier kam ihnen der Zufall zu Hilfe. Denn das erste ihrer Opfer, entdeckten die Mädchen kurz nachdem sie ihr Zimmer verlassen hatten, im Gang.
Flora war sich hundertprozentig sicher, dass es sich hierbei um Thad handeln musste. Und Florentine fand, dass dieser Mann, auch wenn er aussah wie ihr Thomas, nicht annähernd so fröhlich und gut gelaunt wirkt.
Nur Florinda war unsicher. War das der Kerl, der sie im Wald geküsst hatte? Sie hoffte nicht, wenn es sich hier wirklich um den Galan handelte, der schon ein Stück von Floras Herz erobert hatte.
Da sich Florentine sehr sicher war, dass das nicht ihr Verehrer war, wollte sie ihn zuerst testen. Würde er sich so benehmen, als hätte er Flora vor sich? Sie hoffte für ihre Schwester, dass das nicht der Fall war. Und um einen möglichst authentischen Eindruck zu hinterlassen, würde sich jede der Schwestern genau so benehmen, wie sie es bei den Zusammentreffen mit ihrem Verehrer auch gemacht hatte. Denn nur so war zu sehen, ob die Testperson nur auf ein Gesicht ansprang oder auf die Persönlichkeit.
Während sich Flora und Florinda in einem, zum Glück leeren Raum verbargen und durch einen Spalt der Tür das Geschehen verfolgten, schritt Florentine zu Tat. Sie lief Thad fast in die Arme und beschwerte sich dann, so wie sie es auch mit Thomas gemacht hätte, wenn der ihr über den Weg gelaufen wäre.
„Würdet Ihr wohl nicht den ganzen Weg blockieren!“
„Aber nicht doch, Lady Flo...“ Thad stutzte ein wenig, fuhr dann aber doch fort. „Ich bin sicher, dass wir keine Schwierigkeiten haben werden, auf diesem Gang gemeinsam weiterzukommen.“
„Nun, das wird man sehen. Ich jedenfalls bin in Eile“, gab sie nicht gerade freundlich zurück.
So hätte sie auch mit Thomas gesprochen, dem dieser Ton auch Spaß gemacht hätte. Aber was bei Thomas der Aufforderung zu einem Schlagabtausch gleichgekommen wäre, wirkte auf Thad eher erschreckend. Warum war die Lady plötzlich so bissig?
„Jetzt habe ich wegen Euch auch noch etwas vergessen!“, beschuldigte Florentine den armen Mann. Eine glatte Lüge, gleich in zweierlei Hinsicht. Erstens hatte Florentine nichts vergessen und suchte nur eine Ausrede, um mit einer ihrer Schwestern den Platz zu tauschen. Zum Zweiten hatte er sowieso keinen Anteil an ihrer Vergesslichkeit.
Und da er nicht einmal versuchte, die Begegnung auszudehnen, hatte Florentine wohl keinen guten Eindruck hinterlassen. Aber sicher konnte man sich da ja nie sein. Allerdings reichte für Florentine das kurze Gespräch vollkommen aus. Sie war sich sicher, dass sie an diesem Mann nichts besonders ansprechend fand.
Zurück im Versteck der Schwestern vollzog sich ein fliegender Wechsel. Florinda übernahm den Platz ihrer Schwester und wollte das Gespräch mit Thad weiterführen. Doch der hatte nicht auf sie gewartet, sondern einfach seinen Weg fortgesetzt. Was schon zeigte, dass ihn ihre Gesellschaft nicht gerade angesprochen hatte.
„Warum habt Ihr es eigentlich so eilig?“, wollte Florinda wissen und musste Thad schon direkt hinterherlaufen.
Aus irgendeinem Grund hatte er gerade gar keine Lust, sich mit dem Mädchen zu unterhalten, dass ihm noch am Morgen so liebenswert erschienen war. Aber die Höflichkeit zwang ihn dazu, wenigstens auf sie zu warten, wenn sie schon nach ihm rief. Und er war froh, ihr auch gleich einen Grund liefern zu können, warum er jetzt keine Zeit für sie hatte.
„Gillian hat heute ihre Kammer noch nicht verlassen. Ich will nachsehen, ob es ihr auch wirklich gut geht. Ihr müsst mich darum wohl entschuldigen!“
Florinda stand im nächsten Augenblick alleine im Gang und zuckte mit den Schultern. Dann kehrte auch sie, wie schon zuvor Florentine, ins Versteck zurück.
„Ich weiß ja nicht, wie sich dieser Kerl dir gegenüber benimmt, Flora, aber der ist so kalt wie ein Fisch!“, urteilte Florinda nach dieser Begegnung.
Florentine lachte. „Also auf uns beide hat er gar nicht reagiert. Mal sehen, was du ausrichten kannst, Flora.“
Flora nickte erleichtert. „Wo wollte er hin?“
„Zu Lady Gillian“, gab Florinda Auskunft. „Also Ortswechsel, Ladys!“
Ortswechsel hieß hier, vom Wohnbereich in den Schlafbereich der Burg zu wechseln. Was ganz gut passte, da unter Tags diese Räume meistens leer waren. Somit war es einfach, sich ein Zimmer auszuleihen, von dem man einen guten Blick auf die Schlafkammer des Hausherren und seiner Gattin hatte.
Flora postierte sich im
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