Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
Häscher auftauchen, um dich vor die Gerichtsbarkeit zu zerren?“
Diese Vermutung brachte Luther einen bösen Blick ein. „Ich bin hier nicht derjenige, der irgendjemanden etwas angetan hat. Ich bin nämlich das Opfer!“
Luther blieb skeptisch. War diese halbe Portion wirklich ein Opfer oder nur ein ausgekochtes Schlitzohr?
„Du siehst mir nicht wie ein Opfer aus, Junge. Jedenfalls stelle ich mir ein Opfer anders vor.“
„Na und? Ihr seht auch nicht wie ein Söldner aus und trotzdem behauptet Ihr einer zu sein!“
Auf den Mund gefallen war er wirklich nicht. Luther musste grinsen. „Wenn das so ist, dann bist du kein Opfer, weil ich nämlich kein Söldner bin.“
„Und was seid Ihr dann? Ein Ritter, dem langweilig ist?“, spottete der Junge.
„Ein Ritter, dem zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Und was ist jetzt mit dir, Bursche?“
„Was soll schon mit mir sein?“, giftete der als Antwort. „Ich bin eine Maid in Not, was sonst!“
Luther lachte laut und herzlich. Dieser junge Dachs hielt immer neue verrückte Geschichten bereit.
„Du bist wirklich sehr unterhaltsam, Junge.“ Luther zauste ihm das kurze braune Haar, erhob sich dann von seinem Platz am Feuer und suchte nach einem frischen grünen Zweig mit Nadeln. Diesen benutzte er als eine Art Besen, um damit das heruntergebrannte Feuer aus der Felsennische hinauszukehren. Als das erledigt war, winkte er seinen jungen Gefährten zu sich.
„Zeit schlafen zu gehen, es sei denn, du willst warten bis das Feuer aus ist.“
Ein skeptischer Blick traf Luther. „Ich soll da drinnen, zusammen mit Euch, die Nacht verbringen?“
Luther nickte. „Du wirst es überleben, und ich hoffentlich auch“, setzte er ironisch hinzu. „Also mach schon, ich will nicht ewig hier stehen.“
Der Bursche protestierte erneut. „Habt Ihr schon vergessen? Maid in Not, gelangweilter Ritter, der sich ritterlich benehmen sollte und so weiter.“
„Man kann es auch übertreiben, Junge. Also beweg deinen kleinen Hintern da rein, denn ich werde hier an der Öffnung schlafen. Schließlich will ich nicht riskieren, dass du mit meinem Pferd durchbrennst!“
Trotz aller Proteste durchlief den Jungen ein wohliger Schauer, als er sich genau an der Stelle nieder ließ, wo noch kurz vorher ein Feuer gebrannt hatte. Hier war es am Boden so heiß, dass er nach nur wenigen Sekunden zur Seite rücken musste, um sich nicht zu verbrennen. Die Wärme der erhitzten Seine drang schnell durch die frostige Kleidung des Jungen und er war froh, dass der Ritter, Söldner oder was er sonst war, darauf bestanden hatte, hier zu nächtigen.
2
Fiona zitterte, als sie erwachte und sie war desorientiert. Sie lag nicht in ihrem weichen Bett und es war auch nicht ihre Dienerin, die sie geweckt hatte.
„Aufstehen, Junge! Ich weiß ja nicht, wie es bei dir ist, aber ich möchte in diesem Wald keine Wurzeln schlagen. Mach schon, ich hätte nämlich gerne meinen Umhang zurück, bevor ich mich auf meinen Weg mache.“
Weder die Stimme, noch das was sie sagte, ergab für Fiona zunächst einen Sinn. Aber die eisige Luft brachte schnell Klarheit in ihre verwirrten Sinne. Nun, vielleicht noch nicht ganz Klarheit. Denn von dem, was der Mann sagte, verstand sie zunächst nur die Sache mit dem Umhang. Den wollte dieser ekelhaft gut gelaunte Frühaufsteher zurück.
Das kam ja gar nicht in Frage! Sie fror mit dem Ding ja schon, da würde sie es bestimmt nicht wieder hergeben, um noch mehr zu frieren! Außerdem kamen langsam die Erinnerungen an den letzten Abend zurück und da hatte ihr dieser Söldner seine Unterstützung zugesagt! Selbstverständlich würde sie die jetzt auch einfordern. Sein Pech, wenn er so gedankenlos Versprechen abgab!
„Ihr könnt Euren Weg nicht fortsetzen“, protestierte Fiona. „Ihr habt mir Eure Hilfe zugesagt, meine besetzte Burg zu befreien.“
Als Morgengruß war die Einforderung eines Versprechens nicht eben klug gewählt. Und wenn Fiona gesehen hätte, wie sie im Moment aussah, dann wäre ihr die nachfolgende Reaktion des Fremden auch verständlicher erschienen.
„Glaubst du nicht, du überspannst den Bogen jetzt ein wenig?“, ging Luthers positive Laune an diesem Morgen schnell flöten. „Ich sage es dir noch einmal im Guten, Junge. Ich bin kein Söldner und du besitzt keine Burg, also hör mit dem Unsinn auf und geh nach Hause. Oder wenn du bis zur nächsten Siedlung mitgenommen werden willst, dann sag das einfach. Und hör auf, dir solche
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