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Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)

Titel: Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Artmann
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gab.
    Hielt sie ihn für einen Erbsenzähler? Oder sah er vielleicht wirklich so bedürftig aus, dass er sich mit Aufträgen als Söldner fortbringen musste? Luther war beleidigt. Er war ein Ritter und sie eine Maid in Not, hatte sie zumindest wiederholt betont. Also war er schon durch seine Ehre verpflichtet, ihr in so einer Situation zu helfen!
    „Was denkst du, ist die Befreiung einer Burg wert?“
    Nur der Ärger ließ ihn auf diese absurde Unterhaltung eingehen.
    „Weniger als mein Leben“, erklärte Fiona wachsam. „Wenn Ihr denkt, Ihr könntet auf dieselbe Weise zu einer Burg kommen, wie dieser Abschaum, werdet Ihr das mit Eurem Leben bezahlen müssen!“
    Sie bedrohte ihn! Er bot seine Hilfe an und sie bedrohte ihn!
    „Der Tag, an dem ich so tief sinke und um dich anhalte, ist der Tag, an dem ich dir dein Messer zurückgebe, damit du es mir in die Brust stoßen kannst!“
    Ein ausgesprochen seltsames Versprechen, das Luther da eingefallen war. Aber irgendetwas daran, waren es die Worte selbst oder der Tonfall, überzeugte Fiona. Sie nickte.
    „Dann wird es wohl Zeit, von hier zu verschwinden“, gab sie mit diesen Worten ihre Zustimmung. Und sobald der Lagerplatz von allem Unrat gesäubert war, brachen sie auf.
    * * *
    Fiona hatte sich hinter Luther auf sein Pferd geschwungen und gab die Richtung an, in die sie mussten. Irgendwann, als sie schon mindestens eine Stunde unterwegs waren, fiel ihr ein, dass sie noch nicht einmal den Namen ihres Reisegefährten kannte. Wenn sie zusammenarbeiten wollten, sollte sie das schnellstens ändern.
    „Wie soll ich Euch eigentlich nennen? Und welche Bezeichnung bevorzugt Ihr, wenn ich Euch meinen Leuten vorstelle?“
    „Ich bin ein Ritter, wie ich schon mehrmals erwähnt habe. Du kannst mich Sir Luther nennen.“
    „Ich werde nur Luther zu Euch sagen, ohne Sir“, beschloss Fiona kurzerhand. „Solange Ihr mich nicht mit Lady Fiona ansprecht, verdient Ihr auch kein Sir.“
    Luther verdrehte die Augen, was das Mädchen hinter ihm jedoch nicht sehen konnte.
    „Ich werde dich ganz bestimmt nicht mit dem Titel einer Lady ansprechen, du Göre. Jedenfalls nicht, bis du auch aussiehst wie eine Lady. Und nur zu deiner Information, dein Name war mir bis jetzt ebenso unbekannt, wie mein Name dir.“
    Gegen diesen letzten Einwand konnte sie kaum etwas vorbringen. Schließlich hatte er sie zu Beginn ihrer Bekanntschaft nach ihrem Namen gefragt. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte sie ihn noch in der falschen Annahme lassen wollen, dass sie nur ein Junge war. Sich jetzt wegen ihres Namen so anzustellen, war darum vollkommener Blödsinn und dazu noch unfair.
    Aber zunächst ritt er nicht weiter auf diesem Thema herum, sondern versuchte ein paar Informationen über die Situation zu erlangen, in der sich das Mädchen befand.
    „Du hast vorhin von deinen Leuten gesprochen. Wie muss ich mir das vorstellen?“
    „Meine Leute, die Menschen, die mit mir auf der Burg leben. Und natürlich auch noch die Bauern, die die Felder bestellen und auf ihren Höfen wohnen“, zählte Fiona auf.
    „Von wie vielen Menschen sprechen wir hier?“, wollte Luther es ganz genau wissen.
    „Vom Baby bis zum Greis sind es 98 Menschen“, war sich Fiona nicht ganz sicher, ob es klug war, diese Information weiterzugeben.
    Luther nickte nur und stellte gleich die nächste Frage. „Wie viele davon sind Soldaten?“
    Fiona schwieg. Was sollte sie auch sagen? Die Anzahl kampferprobter Männer war gleich Null, sonst hätten sie die Burg kaum so schnell aufgegeben.
    Luther ahnte nichts Gutes, als seine Frage unbeantwortet blieb. Er stellte eine weitere Frage, deren Antwort er sich schon fast selbst geben konnte.
    „Gibt es keinen, der die Burg verteidigen könnte?“
    „Der letzte Mann, der etwas von Kriegsführung oder Verteidigung verstand, ist im Sommer gestorben“, gab Fiona zu.
    „Sicher aus Altersschwäche“, murmelte Luther genervt. „Und du bist nicht auf die Idee gekommen, dass jeder Besitz auch Menschen braucht, die ihn schützen?“
    So viel Dummheit musste ja zu einer Katastrophe führen. Was war einfacher, als eine unbewachte Burg einzunehmen und sich die Burgherrin zu unterwerfen. Ha! Burgherrin, das war ja zum Lachen. Burgherrinnen liefen nicht in den Kleidern ihrer Stallburschen herum, und verunstalteten ihre Haare so grausam. Aber vielleicht bestand in diesem Aufzug ja irgendeine Absicht. Wenn man sich wie ein halbwüchsiger Bengel verkleidete, wurde man wenigstens nicht als weibliches

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