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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Juwelenhändler!«
    »Und was denkst du, von wem die Juwelenhändler ihre Waren kriegen?« Carnegies Stimme durchschnitt die Dunkelheit. »Glaubst du, ihre Kunden finden dieDiamanten auf der Straße? Du warst zu lange in Lightside. Glaub mir, mein Junge, wenn irgendjemand uns zu einem Juwelendieb führen kann, dann sind es die Damen aus dem Diamantengarten.«
    »Damen?«
    Raquella seufzte, als Jonathan sie verwirrt ansah.
    »Ehrlich, ich wünschte, es gäbe eine Art Reiseführer für Darkside, den wir dir geben könnten. Nur Frauen dürfen den Diamantengarten betreten. Sie kaufen und verkaufen die Juwelen. Im Garten hat die Herz-Königin das Sagen, und es ist ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass keine Männer reinkommen.«
    »Und wie wollen wir reinkommen?«
    »Was glaubst du, warum wir diese lächerlichen Umhänge tragen?«, entgegnete Carnegie.
    Jonathan hielt die Laterne hoch und musterte den Wermenschen.
    »Du gibst eine ziemlich komische Frau ab. Willst du etwa behaupten, dass du schon mal in diesem Aufzug da reingekommen bist?«
    Der Wermensch räusperte sich verlegen.
    »Ein- oder zweimal. Glaub mir, Junge, dort gibt es Frauen, die noch viel komischer aussehen. Du wirst das verstehen, wenn du älter wirst. Jetzt beeil dich und setze deine Kapuze auf. Wir sind fast da. Und überlass um Himmels willen Raquella das Reden.«
    Vor ihnen brannten helle Lichter und der Klang von Stimmen drang über den sich weitenden Kanal zu ihnen. Die Gondel glitt aus der Dunkelheit in eine hell erleuchtete Höhle. Erz- und Mineralschichten funkeltenin den Felswänden wie Sternenbilder. Auf einer Seite der Höhle lag eine Flotte von Booten an einer hölzernen Landungsbrücke vertäut. Carnegie manövrierte die Gondel vorsichtig durch den Verkehr auf dem Fluss und machte an einem kleinen Ruderboot fest.
    Eine Gestalt in einem wallenden roten Gewand stand am Ende der Landungsbrücke Wache. Als Jonathan aus der Gondel kletterte, stellte er überrascht fest, dass es sich um ein Mädchen von höchstens elf oder zwölf Jahren handelte. Noch mehr fiel der stark gekrümmte Dolch auf, der in ihrem Gürtel steckte.
    »Was wollt ihr hier?«, fragte sie knapp.
    »Nun, mit Edelsteinen handeln«, antwortete Raquella kleinlaut. »So wie alle anderen auch.«
    Das Mädchen beäugte sie misstrauisch.
    »Warum seid ihr alle gleich dunkel gekleidet?«
    »Meine Schwestern und ich sind in Trauer«, entgegnete Raquella. »Unser geliebter Vater ist von uns gegangen und hat uns ein paar Edelsteine hinterlassen, um unsere Zukunft zu sichern. Wir sind zum Garten gekommen, um herauszufinden, wie viel Geld wir kriegen können, wenn wir sie verkaufen.«
    »Wirklich?« Das Mädchen zückte ihren Dolch und strich mit der stumpfen Seite der Klinge über die Wange des Dienstmädchens. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dir glauben kann. Zeig mir doch mal die Edelsteine.«
    Raquella schlug ihre Kapuze zurück und entblößte ihr flammend rotes Haar. Das Mädchen wich erschrocken zurück.
    »Erkennst du mich?«, fauchte Raquella. »Du weißt, wer mein Meister ist?«
    Das Mädchen nickte panisch.
    »Dann weißt du sicherlich auch, dass ich keinen Scherz mache, wenn ich sage: Lass mich passieren oder ein schneller und gewaltsamer Tod wird dich ereilen.«
    »Ver… vergebt mir … wie hätte ich wissen sollen, wer Ihr seid?«
    »Jetzt weißt du es«, erwiderte Raquella kühl. »Du tätest gut daran, dir den Klang meiner Stimme zu merken.«
    Sie schob das Mädchen zur Seite und führte die anderen von der Landungsbrücke hinunter.
    »Nicht schlecht«, flüsterte Carnegie anerkennend.
    »Ich hatte einen guten Lehrer.«
    Der »Diamantengarten« bestand aus einer einzigen breiten Promenade, die auf der einen Seite vom Wasser und auf der anderen Seite von einer Reihe bedenklich schief stehender Stadthäuser flankiert wurde. Elegant geschwungene Straßenlaternen vertrieben die unterirdische Dunkelheit. An den Hausfassaden, hoch über der Straße, priesen Schilder die innen befindlichen, unbezahlbaren Steine prahlerisch an. Jonathan blickte durch ein paar Fenster, aber alle Läden schienen leer zu sein. Die eigentlichen Geschäfte wurden auf der Straße gemacht. Die Promenade war überfüllt mit Frauen, die in den schönsten Roben und Kleidern dahinstolzierten und über deren Haut und Gewänder sich wasserfallartig Edelsteine und Diamanten ergossen. Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in den Juwelen und erzeugteein goldenes und silbernes Lichtfeuerwerk, das die

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