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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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fragte Jonathan. »Haben Sie schon von ihm gehört?«
    »Kleiner, ich leite den »Diamantengarten«. Der Purpur-Stein ist das meistgesuchte Juwel in Darkside. Natürlich habe ich von ihm gehört. Ich habe Jahre damit verbracht, ihn zu finden. Und Gresham, dieser durchtriebene alte Hund, hatte ihn die ganze Zeit! Ich habe einen Repräsentanten zur Auktion entsandt, aber ich konnte nicht mit Xaviers Vermögen mithalten. Ich dachte, das wäre die letzte Chance, die ich bekäme, ihn zu sehen. Nun, jetzt weiß ich es besser«, ergänzte sie amüsiert, »weil Vendetta ein Kind erpresst, ihn Xavier zu stehlen. Wirklich, Elias. Selbst nach deinen niedrigen Maßstäben ist das eine lächerliche Geschichte.«
    »Es ist die Wahrheit!«, rief Jonathan. »Und ich habe nur noch sechs Tage Zeit, ihn zu beschaffen, oder er wird Miss Elwood umbringen! Sie müssen uns helfen!«
    »Ich muss gar nichts, Kleiner«, entgegnete die Herz-Königin in einem Tonfall, den Carnegie nur zu gut kannte. »Und von jetzt an wirst du still sein, wenn ich es sage.« Sie wandte sich an Raquella. »Du arbeitest für Vendetta. Entspricht dieser Unsinn der Wahrheit?«
    Das Dienstmädchen nickte.
    »Ja, Herz-Königin. Jonathan hat in der Vergangenheit meinen Meister betrogen. Ich fürchte, das ist seine Rache.«
    Die Regentin vom »Diamantengarten« trommelte gedankenverloren mit einem Finger gegen die Wange. Carnegie hustete demonstrativ.
    »Ja?«
    »Da ist noch etwas«, ergänzte der Wermensch. »Vendetta arbeitet nicht allein. Er hat sich zusammengetan mit … Marianne.«
    Die Augen der Herz-Königin funkelten vor Hass. Sie schlug mit der Faust so fest auf den Tisch, dass sie alle drei zusammenzuckten.
    »Jetzt fängt es an, einen Sinn zu ergeben. Das klingt genau nach der Art von Intrige, die diese verlogene Schlampe gerne spinnt.« Sie musterte Jonathan mit einem abschätzenden Blick. »Du hast dir ein paar mächtige Feinde gemacht.«
    »Das kann man wohl sagen«, murmelte er reumütig. Dann witterte er eine Chance. »Es tut mir leid, dass wir hier eingedrungen sind, Herz-Königin. Aber das Leben meiner Freundin ist in Gefahr. Wenn Sie uns umbringen, dann stirbt auch sie.«
    Die Herz-Königin wandte sich wieder dem Fenster zu und dem ruhigen schwarzen Wasser davor.
    »Ich könnte mich überzeugen lassen, euch zu verschonen«, sinnierte sie.
    »Wir brauchen mehr als unser Leben, Martha«, knurrte Carnegie. »Wir brauchen deine Hilfe.«
    Sie warf einen Blick über ihre Schulter.
    »Meine Hilfe hat ihren Preis, Elias. Wie viel bist du bereit zu zahlen? Wie verzweifelt bist du? Würdest du mich anflehen?«
    Der Wermensch sah sie verbittert an.
    »Wohl kaum. Aber ich würde in deiner Schuld stehen.«
    »Würdest du das? Was für eine interessante Vorstellung.« Die Herz-Königin deutete auf den Tisch. »Setzt euch. Ihr werdet mit mir essen. Dann können wir alles besprechen. In der Zwischenzeit, Elias«, fuhr sie mit funkelnden Augen fort, »werde ich mir überlegen, wie du mir das zurückzahlen kannst.«

    Es war mit Abstand das seltsamste Mahl, das Jonathan je zu sich genommen hatte. Sie saßen um einen klapprigen Tisch herum in der Kajüte eines gestrandeten Schiffs, die nur von den Lichtstrahlen erleuchtet war, die von der Promenade aus durch die Fenster drangen. Zwei junge Wachen brachten Platten mit kaltem Fleisch und Gemüse. Jonathan konnte zwar weder dem Aussehen noch dem Geschmack nach erkennen, was er da aß, aber er bemühte sich, so auszusehen, als schmecke es ihm. Es gab kein Besteck und so griff jeder mit den Fingern zu. Die Herz-Königin stürzte sich auf das Essen, riss das Fleisch in Stücke, stopfte sie sich in den Mund und kaute dabei so laut, dass sie nur noch von Carnegie übertönt wurde, der seine Reißzähne in das Fleisch schlug. Als sie kurz verschwand, um mehr Wein zu holen, nutzte Jonathan die Gelegenheit, dem Wermenschen eine Frage zuzuflüstern.
    »Carnegie?«, fragte er zögerlich. »Kann es sein, dass sie dich … gernhat ?«
    Der Wermensch beäugte ihn misstrauisch.
    »Martha und ich haben schon einiges zusammen erlebt.«
    »Wie, seid ihr ausgegangen?«, fragte Jonathan ungläubig.
    »Lass es mich so ausdrücken«, erwiderte der Wermensch geheimnisvoll, während er sich fettige Fleischstückchen vom Kinn wischte, »bevor wir uns das erste Mal begegnet sind, trug sie zwei Ohrringe.«
    Bevor Jonathan weitere Fragen stellen konnte, kehrte die Herz-Königin an den Tisch zurück. Dabei trank sie aus einem Weinkrug.
    »Lasst uns

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