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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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einen Guinea wert, wie ich meine.«
    »Das werden wir sehen.«
    Der Wermensch warf ihm eine Münze zu und sprang ins Boot. Er landete mit solcher Leichtigkeit, dass Jonathan den Verdacht hegte, er habe mehr Zeit hier unten verbracht , als er zugab. Carnegie drehte sich um und half Raquella, graziös hinabzusteigen, bevor er Jonathan die Hand hinstreckte. In dem Versuch, es Philip gleichzutun, ignorierte Jonathan das Angebot und sprang vom Steg ab. Obwohl er auf beiden Füßen landete, brachte ihn das heftige Schaukeln des Boots aus dem Gleichgewicht. Lediglich Carnegies schnelles Zupacken rettete ihn davor, über die Bordwand in das trübe Wasser zu fallen.
    »Vorsicht ist angebracht, Junge. Du hättest uns beinahe alle ins Wasser befördert.«
    »Oh. Entschuldigung.«
    Um seine Verlegenheit zu verbergen, blickte Jonathan nach oben. Philip streckte den Arm aus, um ihnen die Laterne zu reichen.
    »Hier, Sie nehmen besser auch die Laterne mit. Nur für den Fall, dass etwas Sie anzuspringen versucht.«
    Jonathan blickte nervös auf das schwarze Wasser.
    »Ist da irgendetwas drin?«
    »Wie … Monster etwa? Nö.« Philip sah für eine Sekunde nachdenklich aus. »Nun, wahrscheinlich nicht. Aber besser Vor sicht als Nach sicht, wie ich immer sage.«
    Von hinten im Boot meldete sich Carnegie.
    »Wo sind die verdammten Ruder? Ich hab nur das hier gefunden.« Er hielt einen langen Stab hoch.
    »Damit treiben Sie das Boot an, Sir. Das ist eine Gondel.«
    »Eine was ?«, knurrte Carnegie drohend. »Besorg mir Ruder, Junge.«
    Philip band eilig die Haltetrosse los.
    »Ist nicht meine Schuld, Mister Carnegie, Sir«, rief er. »Ruderboote sind aus und Ruder sind aus. Wir haben nur noch Gondeln und Stäbe.«
    »Mach das Tau nicht los!«
    Es war zu spät. Philip hatte das Tau gelöst und warf es Carnegie zu, während die Gondel bereits vom Steg abdriftete.
    »Bogen Nummer sieben! Dort lang! Sie werden im Nu da sein!«
    Schon hatte der Junge das Gewölbe verlassen und rannte wieder die Treppe hoch. Carnegie knurrte vor Wut und stapfte ans Heck der Gondel, stach mit dem Stab ins Wasser und brachte das Boot abrupt zum Stehen.
    »Und wie bitte soll ich mit dem verfluchten Teil steuern?«, fragte er.
    »Bis zum Grund ins Wasser stecken und dann wegdrücken«, erwiderte Raquella. »Benutz es wie eine Ruderpinne.«
    Nachdem er ein paar Minuten erfolglos im Wasser gerührt hatte, gelang es dem Wermenschen, die Gondel in Richtung Bogen Nummer sieben zu steuern. Dieser kleine Erfolg verbesserte seine Laune nicht.
    »Sollte ich den Bengel zwischen meine Finger kriegen«, knurrte er, »dann werde ich neue Methoden entwickeln, ihm wehzutun.«
    Raquella kicherte.
    »Ach, sei doch nicht so mürrisch. Ich finde, du siehst sehr schneidig aus.«
    »Willst du uns dabei nicht ein Ständchen singen?«, fügte Jonathan schelmisch hinzu.
    »An eurer Stelle wäre ich ganz vorsichtig«, brummte der Wermensch. »Wenn ich Philip nicht erwische, dann muss ich vielleicht mit euch beiden vorliebnehmen.«
    Jonathan lachte und lehnte sich in der Gondel zurück. Vielleicht würde dieser Ausflug doch nicht so schlimm werden. Sie fuhren nun unter Bogen Nummer sieben hindurch. Er blickte nach oben und bemerkte,dass die Zahl mit einer dickflüssigen roten Substanz gemalt worden war, die verdächtig nach Blut aussah.
    Die Gondel ließ den Bogen hinter sich und glitt einen langen Kanal entlang. Die Wasserstraße verengte sich, die Wände kamen näher, und als Jonathan die Laterne hochhielt, konnte er eine Kolonie aus feuchten Schimmelpilzen sehen, die auf Höhe der Wasserlinie an den Ziegelwänden wuchsen. Außerhalb des Lichtkegels der Laterne herrschte eine totale und undurchdringliche Dunkelheit. Die einzigen hörbaren Geräusche waren das Seufzen der Strömung, das Platschen des Stabes und Carnegies angestrengtes Grunzen, während er das Boot vorantrieb.
    Sie näherten sich der Grenze Darksides, und Jonathans mulmiges Gefühl wurde stärker. Sein Magen verkrampfte sich, und eine Vene in seiner Stirn pochte schmerzvoll. Es konnte nun nicht mehr lange dauern, bis sie den Übergang durchquerten. Auf der Suche nach etwas Ablenkung blickte er zu Raquella hinüber.
    »Was hat Carnegie noch mal gesagt, wohin fahren wir? Zu irgendeinem Garten?«
    »Diamantengarten«, erwiderte sie. »Dort arbeiten die Juwelenhändler. Wenn du in Darkside einen Edelstein kaufen oder verkaufen willst, dann musst du dorthin.«
    »Aber wir brauchen Juwelendiebe und nicht

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