Die Gilde der Diebe
Fleischstückchen. Draußen im Gartenschuppenstapelten sich die Waffen und Einbrecherwerkzeuge immer höher. Eines Nachmittags kamen die Nachbarn vorbei, um sich über den Lärm zu beschweren. Ausgerechnet Carnegie öffnete ihnen die Tür. Sie beschwerten sich nie wieder.
Es war Dienstagnachmittag. Sie waren seit achtundvierzig Stunden im Haus, und es blieben nur noch zwei Tage, bis Vendettas Ultimatum auslief. Jonathan ging ins Wohnzimmer, wo er Correlli antraf, der über ein paar Bauplänen hockte. Tief in Gedanken versunken, fuhr sich der Feuerschlucker mit den Fingern durch die Haare und seufzte.
»Gibt es Probleme?«
»Kann man wohl sagen.«
Correlli deutete auf die Fotos von Xaviers Anwesen an der Wand.
»Siehst du diese kleinen Kästen oben an den Mauern? Das sind Bewegungsmelder. Mach einen Schritt und die Alarmsirenen gehen los. Und als ob das nicht genug wäre, überblicken die Überwachungskameras jeden Zentimeter des Grundstücks, und die Wachen scheinen mit einem kleinen Waffenarsenal ausgerüstet zu sein. Ehrlich, ich weiß nicht, wie die Diebe in Lightside sich ihren Lebensunterhalt verdienen. Diese ganze neumodische Sicherheitstechnik verdirbt einem den Spaß am Einbrechen.«
Während der Feuerschlucker über diese Ungerechtigkeit den Kopf schüttelte, spähte ihm Jonathan über die Schulter auf die Baupläne.
»Ist das Xaviers Anwesen?«
Correlli nickte.
»Ich habe Verv zum Katasteramt geschickt, um die Pläne zu besorgen. Ich habe noch keinen Beamten gefunden, der nicht sehr hilfsbereit wird, wenn man ihm einen Haufen Geld anbietet. Dies hier sind Fotokopien.«
»Nun, die helfen uns doch zumindest weiter«, sagte Jonathan fröhlich.
Der Feuerschlucker deutete auf einen kleinen Raum unter dem Haus.
»Ich nehme an, das ist der Tresorraum. Wir müssen uns also bis zum Keller durchschlagen, natürlich ohne entdeckt zu werden, und dann abwarten, bis der Magier das Schloss geknackt hat. Aber der Tresorraum ist nicht unser größtes Problem, Jonathan. Auch nicht die Bewegungsmelder oder die Kameras oder die Wächter.«
»Sondern?«
Correlli zählte an seinen Fingern auf.
»William Enigma, Lord Appelby, Heinrich und Hans Hands, Nancy Esposito.«
»Das verstehe ich nicht«, gestand Jonathan. »Wer sind diese Leute?«
»Eine Auswahl der größten Diebe in der Geschichte von Darkside. Sie alle haben versucht, bei Xavier einzubrechen, als er noch in Darkside lebte, und keiner von ihnen wurde je wieder gesehen.«
»Ja, aber ihr seid die Gilde der Diebe. Ihr seid die Besten der Besten.«
»Verstehst du nicht? Diese Jungs haben versucht, Xavier auszurauben, als er in Darkside lebte! Damals hatte er diesen ganzen Technikkram noch nicht. Es muss also noch etwas anderes in seinem Haus geben, etwas, das sein Geld beschützt, etwas, an dem all diese Diebe nicht vorbeigekommen sind.«
»Etwas aus Darkside«, beendete Jonathan den Satz, als ihm die Wahrheit dämmerte.
Correlli nickte.
»Wir können so viele Fotos und Pläne zusammentragen, wie wir wollen, trotzdem haben wir immer noch keine Vorstellung, was uns da drinnen erwartet. Und wenn wir es herausfinden, ist es wahrscheinlich zu spät.«
Er wollte gerade die Pläne verärgert beiseiteschieben, als er innehielt und den Kopf neigte. Der Feuerschlucker legte einen Finger an seine Lippen, erhob sich langsam von seinem Stuhl und schlich durch das Zimmer. Er riss die Tür auf. Draußen im Gang stand eine vor Verlegenheit rot gewordene Raquella.
»Du hättest einfach reinkommen können«, bemerkte er trocken. »Oder haben die vielen Jahre bei Vendetta dir das Herumspionieren zur Gewohnheit werden lassen?«
»Mit Sicherheit nicht!«, erwiderte das Dienstmädchen entrüstet. »Ich bin nur heruntergekommen, um Jonathan zu sagen, dass sein Vater ihn im Arbeitszimmer zu sehen wünscht. Es ist offensichtlich, dass Sie inmir nur das Dienstmädchen sehen, und ich würde es nicht wagen, eine wichtigere Rolle einzunehmen.«
Sie starrte Correlli herausfordernd an. Jonathan hatte keine Lust, sich in ihren Disput hineinziehen zu lassen, und flüchtete aus dem Wohnzimmer und hinauf ins Arbeitszimmer, wo die stickige Luft vor Anspannung vibrierte. Alain und Mountebank waren über ein Buch gebeugt und unterhielten sich aufgeregt.
»Was gibt’s, Dad?«
»Jonathan, komm rein!« Alain grinste. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich den Namen Cornelius Xavier schon mal gehört habe. Nun mit der Hilfe von Mister Mountebank …«, der Magier verbeugte sich
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