Die Gilde der Diebe
das Ihr letztes Wort ist, dann werde ich meinem Meister Ihre Antwort überbringen müssen.«
Xavier schüttelte den Kopf und streichelte ihr mit seiner ledrigen Hand den Arm.
»Nein, nein, nein«, keuchte er. »Du bleibst schön hier, wo ich ein Auge auf dich haben kann.«
Raquella wollte zur Tür laufen, aber Xavier hielt sie mit eisernem Griff am Arm fest. Er lächelte, als sie versuchte, sich herauszuwinden. Sie vernahm ein lautes, knirschendes Geräusch, und als Raquella mit GrauenXavier ins Gesicht sah, wurde ihr klar, auf welche besondere Art er sich verteidigte, und wie dumm es von ihr gewesen war, zu ihm zu gehen, aber nun war es zu spät …
»Ich kann es nicht fassen!«, empörte sich Correlli. »Was für eine hirnverbrannte Idee! Was zum Teufel glaubt sie eigentlich zu erreichen, abgesehen davon, dass sie den ganzen Auftrag in Gefahr bringt?«
Zwei Stunden waren vergangen, seit Raquella verschwunden war. Sie hatte nur eine spitzzüngige Nachricht hinterlassen, wohin sie gegangen war. Carnegie wollte ihr folgen, aber es war klar, dass das Dienstmädchen einen zu großen Vorsprung hatte. In der Dämmerung versammelte sich die Gilde nun um einen Tisch hinter dem Haus der Starlings. Sogar Verv hatte sich aus der Garage begeben und murmelte traurig vor sich hin.
»Sie sprechen über eine Freundin von mir«, sagte Jonathan kleinlaut. »Sie hat sich selbst in Gefahr begeben, um uns zu helfen. Es gibt Dinge, die wichtiger sind als dieser ›Auftrag‹.«
Mountebank schüttelte traurig den Kopf. Der Magier mischte geschickt und in atemberaubender Geschwindigkeit ein Päckchen Karten.
»Jonathan hat recht. Sie hat nur getan, was sie für richtig hielt. Armes Mädchen.«
Correlli warf ihm einen giftigen Blick zu.
»An deiner Stelle wäre ich ganz ruhig, Taschenspieler. Vielleicht hast du sie ja verschwinden lassen.«
»He!«, rief Nettle. »Das ist nicht fair! Wage es ja nicht, ihn zu beschuldigen!«
Fray boxte ihre Zwillingsschwester in die Seite.
»Halt dich da raus, Nettle.«
Da die Stimmung am Tisch eine gefährliche Wendung nahm, blickte Mountebank den Feuerschlucker scharf an.
»Wenn du etwas loswerden willst, dann wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.«
Correlli zog einen Dolch aus seinem Gürtel und näherte sich drohend dem Magier. Jonathan sprang in Panik auf und stellte sich zwischen die beiden Männer.
»He, he, he! Genug! Wir sollten alle auf derselben Seite stehen! Was ist nur mit euch los?«
Eine ganze Zeit lang starrten die beiden Männer sich an. Dann zuckte Mountebank mit den Schultern.
»Er ist jetzt einer von uns. Willst du es ihm erzählen oder soll ich das übernehmen?«
Der Feuerschlucker steckte seinen Dolch zurück und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken.
»Als du mich neulich nach der Gilde gefragt hast, Jonathan, habe ich dir nicht die ganze Wahrheit erzählt. Es gab noch ein weiteres Mitglied. Ariel. Sie war damals auf Spinozas Jahrmarkt Mountebanks Assistentin. Ein sagenhaftes Mädchen.« Correlli lächelte und schüttelte leicht den Kopf. »Was für eine Diebin! Ohne sie hätten wir den Baskerville-Smaragd nie bekommen.Nur ein Schlangenmensch konnte sich durch den schmalen Lüftungsschacht in den Tresorraum zwängen. Und nur Ariel konnte auch wieder herausklettern. Nach dem Einbruch gingen wir feiern. Ich erinnere mich genau, wie wir im ›letzten Abendmahl‹ saßen und dachten, dass alles möglich sei, dass wir sogar mächtiger wären als Jack the Ripper persönlich. Ich hätte wissen müssen, dass das nicht lange gut gehen konnte. Nach dem Essen kehrten wir in unser Versteck zurück. Als ich mein Zimmer betrat, merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich hatte den Smaragd in einem Tresor in der Wand eingeschlossen, aber die Tür war aufgesprengt und das Fenster stand offen. Ich stürmte hoch auf das Dach und sah, wie Ariel mit einem Mann um den Smaragd rang. Es war der Tresorknacker der Gilde …«
In Correllis Stimme schwang tiefe Verbitterung mit, und zum ersten Mal, seit er begonnen hatte zu erzählen, starrte er Mountebank direkt an.
»Ich sprang vor, um ihr zu helfen, aber es war zu spät. Sie schrie und dann stürzte sie ab. Der gute alte Mountebank hatte es trotzdem irgendwie geschafft, den Smaragd festzuhalten. Ich hätte ihn, ohne zu zögern, fallen lassen, wenn ich sie dadurch hätte retten können. Ich hätte alles fallen lassen.«
Der Feuerschlucker blickte zu Boden. Es herrschte eine gedrückte Stille. Als sich der Magier zu Wort meldete,
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