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Die Gilde der Diebe

Titel: Die Gilde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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in Scharen.«
    »Oder«, unterbrach ihn Raquella, »Sie könnten sich anhören, was wir Ihnen zu sagen haben. Wir haben einen Vorschlag, der Sie interessieren könnte. Einen Plan, der eines Mannes mit Ihren unumstrittenen Talenten bedarf.«
    Mountebank lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Ich höre.«
    Raquella atmete tief durch.
    »Wir müssen einen Einbruch durchziehen, aber ohne fremde Hilfe schaffen wir es nicht. Genauer gesagt, ohne die Hilfe der Gilde schaffen wir es nicht.«
    Der Magier lachte trocken.
    »Ich fürchte, du bist nicht ganz auf dem Laufenden. Die Gilde gibt es nicht mehr – dem Ripper sei Dank.«
    »Wir haben mit Correlli gesprochen«, warf Carnegie ein. »Er ist bereit, uns zu helfen. Er und ein Freund von uns sind nach Lightside gereist, um den Rest der Mannschaft aufzutreiben.«
    »Correlli hat einer Wiedervereinigung der Gilde zugestimmt?«, rief Mountebank überrascht. »Auch wenn ich dabei wäre?«
    Der Wermensch nickte.
    »Dann muss es ihm richtig schlecht gehen. Zwischen Antonio Correlli und mir hat es böses Blut gegeben und das wird sich niemals ändern.« Der Magier schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich kann euch nicht helfen. Ich muss an meine Auftritte denken. Ich kann nicht einfach so abhauen und einen Einbruch planen.«
    »Aber wir brauchen Ihre Hilfe! Wir versuchen einen Gegenstand von großem Wert zu stehlen …«
    Mountebank hob energisch die Hand.
    »Das ist mein letztes Wort. Ich will nichts mehr davon hören.«
    Raquella blickte zu Carnegie, der mit den Schultern zuckte. Das Dienstmädchen machte ein unschuldiges Gesicht.
    »Nun, wenn das Ihr letztes Wort ist, sollten wir Sie wohl weitermachen lassen. Viel Glück bei den Vorstellungen, ich zweifle nicht daran, dass die Zeiten besser werden. Müssen wir bei der Toilette nach links oder nach rechts gehen?«
    Für einen kurzen Moment flammte wieder die Leidenschaft in Mountebanks Augen auf, die sie auf der Bühne gesehen hatte. Dann ließ er den Kopf sinken.
    »Selbst ein Magier sollte nicht versuchen, sich selbst zu täuschen. Ihr sagtet, ihr wollt einen Gegenstand von großem Wert erbeuten?«
    »Allergrößtem Wert«, erwiderte der Wermensch feierlich.
    Mountebank nahm seine Jacke.
    »Dann gehen wir und sehen, ob der Feuerschlucker sich inzwischen abgekühlt hat.«

15
    Die Wiedervereinigung der Gilde fand an einem stürmischen Nachmittag unter dem sich drehenden Londoner Riesenrad am Südufer der Themse statt. Jonathan saß auf einer Mauer und beobachtete, wie Fray und Nettle zum Zeitvertreib Gymnastikübungen vor einer Gruppe Schaulustiger darboten, als sein Blick auf den Wermenschen fiel, der sich seinen Weg durch die Menschenmenge bahnte. Raquella und ein beeindruckender Albino in einem weißen Anzug folgten ihm dicht auf den Fersen. Correlli nahm eine steife Haltung ein, als der Fremde sich näherte, und ein mordlustiger Blick flammte in seinen Augen auf.
    Es war ein freudloses Wiedersehen. Nur einer der beiden Zwillinge trat vor und umarmte Mountebank, während der andere näher zu Correlli rückte. Verv war zu sehr von einem Flugzeug abgelenkt, das über ihre Köpfe hinwegflog, um mit irgendjemandem zu sprechen. Carnegie blickte sie mit unverhohlener Geringschätzung an.
    » Die besten Diebe von Darkside, hat sie gesagt«, murmelte er. »Ich glaube es erst, wenn ich es sehe.«
    »Hattet ihr irgendwelche Schwierigkeiten, Mountebank zu überreden?«, fragte Jonathan.
    Der Wermensch schüttelte den Kopf.
    »Er ist ein Dieb. Er ist habgierig. Es war nicht allzu schwer. Viel schwieriger wird es werden, den Feuerschlucker davon abzuhalten, ihn umzubringen.«
    Durch die bloße Anwesenheit des Magiers wurde Correllis Miene von Sekunde zu Sekunde immer finsterer. Eilig ging Jonathan dazwischen und lud sie alle zu sich nach Hause ein.
    Im Nachhinein betrachtet, war das ein großer Fehler.

    Verv schrie vor Freude auf, als er die Auffahrt zum Starling-Haus entlangschlidderte. Er besetzte sofort die Garage und war nicht willens, den Besprechungen beizuwohnen. Stattdessen bastelte er lieber an seinem geliebten Taxi herum. Der Boden war bald zugeschmiert mit Öl und Fett, und in der Luft hing der giftig-süßliche Gestank von Benzin. Hin und wieder erzitterte das Garagentor unter dem Klang eines Hammers, dem Aufheulen des Motors oder einem irren Lachen. Verv schlief in seinem Taxi und verließ die Garage nur, um sich schnell etwas zu essen in den Mund zu stopfen.
    Fray und Nettle huschten die Treppe hinauf und beanspruchten

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