Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
führen würden. Sollte irgendjemand Verdacht gegen Euch schöpfen, müsste derjenige mich ebenfalls verdächtigen.«
»Soll ich diese Dinge bei der Anhörung erklären?«
»Ich werde mit den höheren Magiern darüber sprechen, aber ich glaube nicht, dass das notwendig sein wird«, antwortete Lorlen.
Dannyl wirkte erleichtert. »Dann wäre da noch etwas«, fügte er leise hinzu.
Noch mehr? Lorlen unterdrückte ein Stöhnen. »Ja?«
Dannyl blickte zu Boden. »Als der Hohe Lord mich darum bat, die Rebellen ausfindig zu machen, hat er vorgeschlagen, dass mein Assistent und ich ihnen etwas in die Hand geben sollten, mit dem sie uns erpressen konnten. Akkarin wollte die Gilde später wissen lassen, dass diese Information lediglich eine Täuschung war, um das Vertrauen der Rebellen zu gewinnen.« Dannyl sah auf. »Aber Akkarin ist offenkundig nicht mehr in der Lage, das zu tun.«
Plötzlich erinnerte sich Lorlen an ein Gespräch mit Akkarin vor der Arena, als sie Sonea bei einem Kampf beobachtet hatten.
»Die Gilde wird das Interesse an dem Mörder verlieren, sobald Dannyl mit dem wilden Magier eintrifft.«
Hatte er auf mehr als nur die Rebellen angespielt? Was war das für eine Information, mit der Dannyl ihr Vertrauen gewonnen hatte?
Er sah Dannyl an; der Mann wandte, sichtlich verlegen, den Blick ab. Langsam fügte Lorlen verschiedene Gerüchte zusammen, die ihm zu Ohren gekommen waren, bis er erriet, was Dannyl die Rebellen glauben gemacht hatte.
Interessant, dachte er. Und ein tollkühner Schritt, wenn man die Probleme bedenkt, die Dannyl als Novize hatte.
Was sollte er tun? Lorlen rieb sich die Schläfen. Akkarin hatte sich so viel besser auf dergleichen Dinge verstanden.
»Ihr befürchtet also, dass niemand glauben wird, was Akkarin über Euch zu sagen hat, weil seine Glaubwürdigkeit in Frage steht.«
»Ja.«
»Nun, wenn Ihr befürchtet, dass niemand Akkarin glauben wird, dann stellt es so dar, als sei das Ganze Eure eigene Idee gewesen.«
Dannyls Augen weiteten sich. Er straffte die Schultern und nickte. »Natürlich. Vielen Dank, Administrator.«
Lorlen zuckte die Achseln, dann musterte er Dannyl ein wenig gründlicher. »Ihr seht so aus, als hättet Ihr eine Woche lang nicht geschlafen.«
»Das habe ich auch nicht. Ich hatte Farand das Leben gerettet und wollte nicht, dass jemand all diese harte Arbeit wieder zunichte macht.«
Lorlen runzelte die Stirn. »Dann geht Ihr jetzt am besten in Euer Quartier und ruht Euch aus. Wir werden Euch morgen vielleicht benötigen.«
Der junge Magier brachte ein müdes Lächeln zustande. Er deutete mit dem Kopf auf das Buch auf Lorlens Schreibtisch. »Nachdem ich mir das da jetzt vom Hals geschafft habe, dürfte das Schlafen kein Problem mehr sein. Nochmals vielen Dank, Administrator.«
Als er gegangen war, seufzte Lorlen. Zumindest wird irgendjemand heute ein wenig Schlaf finden.
16. Die Anhörung
A ls sie erwachte, war Soneas erster Gedanke, dass Viola nicht gekommen war, um sie zu wecken, und dass sie zu spät zum Unterricht kommen würde. Blinzelnd kämpfte sie gegen die Trägheit des Schlafs. Dann spürte sie Sand zwischen den Fingern und sah die schwach beleuchtete steinerne Mauer des Doms um sich herum, und die Erinnerung kehrte zurück.
Dass sie überhaupt geschlafen hatte, erstaunte sie. In der vergangenen Nacht hatte sie in der Dunkelheit lange wach gelegen, und die Gedanken an das Geschehene hatten sich in ihrem Kopf im Kreis gedreht. Es hatte all ihrer Willenskraft bedurft, nicht mittels Gedankenrede nach Akkarin zu rufen, um ihn zu fragen, ob sie der Gilde jetzt schon etwas offenbaren sollte; außerdem hätte sie einfach gern gewusst, wo er war, ob man ihn gut behandelte... oder ob er überhaupt noch lebte.
In den schlimmsten Augenblicken des Zweifels konnte sie den Gedanken nicht abschütteln, dass die Gilde vielleicht bereits ihr Urteil über ihn gesprochen hatte, ohne sie selbst darüber zu informieren. Die Gilde der Vergangenheit war erschreckend gründlich in ihren Bemühungen gewesen, die Verbündeten Länder von schwarzer Magie zu befreien. Jene lang verstorbenen Magier hätten Akkarin ohne Verzug hingerichtet.
Und mich auch, dachte sie schaudernd.
Noch einmal wünschte sie, sie hätte mit Akkarin reden können. Er hatte gesagt, dass er der Gilde von den Ichani erzählen wolle. Hatte er die Absicht, außerdem einzugestehen, dass er schwarze Magie studiert hatte? Wollte er die anderen Magier wissen lassen, dass Sonea das Gleiche getan
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