Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
beide sich desselben Verbrechens schuldig gemacht hatten.
Aber es war nicht das Gleiche. Akkarin war ihr Anführer, und sein Verbrechen wog schwerer, weil er eigentlich für die Werte der Gilde hätte einstehen müssen. Sonea war dagegen lediglich eine leichtgläubige junge Frau. Das Hüttenmädchen. Leicht zu beeinflussen. Sie glaubten, dass sie in die Irre geführt worden sei und dass Akkarin willentlich mit schwarzer Magie gearbeitet habe. In Wahrheit hatte sie aus freien Stücken schwarze Magie gelernt, und er war dazu gezwungen gewesen.
Also würden sie ihr erlauben, weiter in der vorübergehenden Sicherheit der Gilde zu verbleiben und deren Annehmlichkeiten in Anspruch zu nehmen, während Akkarin aus den Verbündeten Ländern in das nächstgelegene Land außerhalb des Bundes geschickt werden sollte. Und dieses Land war... sie hielt die Luft an.
Sachaka.
Plötzlich konnte sie nicht mehr atmen. Sie würden Akkarin in die Hände seiner Feinde schicken. Sie mussten wissen, dass er, wenn seine Geschichte wahr war, in Sachaka sterben würde.
Aber auf diese Weise brauchten sie nicht das Risiko eines Kampfes einzugehen, den sie vielleicht verlieren würden.
»Sonea«, wiederholte Lorlen. »Akzeptierst du dieses Urteil?«
»Nein.«
Sie war selbst überrascht über den Zorn in ihrer Stimme. Lorlen starrte sie entsetzt an, dann blickte er zu Akkarin hinüber.
»Bleib«, befahl Akkarin ihr. »Es hat keinen Sinn, wenn wir beide fortgehen.«
Doch , dachte sie. Zusammen haben wir vielleicht eine Chance zu überleben. Sie konnte ihm helfen, zu größerer Kraft zu kommen. Allein würde er immer schwächer werden. An diese winzige Hoffnung klammerte sie sich und drehte sich zu ihm um.
»Ich habe Takan versprochen, auf Euch Acht zu geben. Ich habe die Absicht, dieses Versprechen zu halten.«
Er kniff die Augen zusammen. »Sonea -«
»Erzählt mir nicht, dass ich Euch nur im Weg wäre«, sagte sie leise, denn sie war sich der vielen Zeugen bewusst. »Das hat mich früher nicht aufgehalten, und es wird mich jetzt nicht aufhalten. Ich weiß, wohin man Euch schicken wird. Ich werde Euch begleiten, ob es Euch nun gefällt oder nicht.« Dann wandte sie sich wieder den vorderen Reihen der Halle zu und hob die Stimme, so dass alle sie hören konnten.
»Wenn Ihr den Hohen Lord Akkarin in die Verbannung schickt, müsst Ihr mich ebenfalls fortschicken. Und wenn Ihr dann zur Vernunft kommt, wird er vielleicht noch leben und in der Lage sein, Euch zu helfen.«
Stille herrschte in der Halle. Lorlen starrte Sonea an, dann wandte er sich zu den höheren Magiern um. Sonea konnte Niederlage und Frustration in ihren Gesichtern lesen.
»Nein, Sonea! Bleib hier.«
Beim Klang dieser Stimme krampfte Soneas Magen sich zusammen. Sie zwang sich, Rothen auf der anderen Seite des Raums anzusehen.
»Es tut mir leid, Rothen«, sagte sie. »Aber ich werde nicht bleiben.«
Lorlen holte tief Luft. »Sonea, ich kann dir nur eine einzige weitere Chance geben. Nimmst du dieses Urteil an?«
»Nein.«
»Dann lasst überall in den Verbündeten Ländern bekannt machen, dass Akkarin aus der Familie Delvon, Haus Velan, ehemaliger Hoher Lord der Magiergilde, und Sonea, ehemals Novizin des Hohen Lords, aufgrund der Verbrechen des Studiums und der Ausübung schwarzer Magie sowie des Tötens durch schwarze Magie aus allen Verbündeten Ländern verbannt sind.«
Er drehte sich zu Lord Balkan um und sagte etwas, das jedoch zu leise war, um es verstehen zu können. Dann stieg er von seinem Platz nach unten, trat in den Kreis der Krieger und blieb einige Schritte entfernt von Akkarin stehen. Er hob die Arme und umfasste die schwarze Robe mit beiden Händen. Sonea hörte den Stoff reißen.
»Ich stoße dich aus, Akkarin. Es ist dir verboten, jemals wieder deinen Fuß in mein Land zu setzen.«
Akkarin starrte Lorlen an, sagte jedoch nichts. Der Administrator wandte sich ab und trat vor Sonea. Einen Moment lang sah er ihr in die Augen, dann senkte er den Blick, griff nach ihrem Ärmel und zerriss ihn.
»Ich stoße dich aus, Sonea. Es ist dir verboten, jemals wieder deinen Fuß in mein Land zu setzen.«
Dann drehte er sich auf dem Absatz um und schritt davon. Sonea blickte auf den Riss in ihrem Ärmel hinab. Er war klein, nur fingerlang. Eine winzige Geste, aber so endgültig.
Die höheren Magier erhoben sich und gingen zwischen den Sitzreihen hindurch nach unten. Sonea ließ mutlos die Schultern sinken, als Balkan in den Kreis trat und auf Akkarin zuging.
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