Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
Männer mit ihren Heilkräften gegen die Müdigkeit ankämpften.
Bisher verkraftete Sonea den Schlafmangel recht gut. Die erste Nacht war klar gewesen, und Mond und Sterne hatten ihren Weg beschienen. Sonea hatte vor sich hin gedöst, so gut es auf dem Rücken eines Pferdes eben ging. Die nächste Nacht war bewölkt gewesen, und sie waren im Schein etlicher Lichtkugeln geritten.
Nachdem sie das Vorgebirge erreicht hatten, fragte sich Sonea, ob sie wohl noch eine dritte Nacht in Kyralia verbringen würden.
»Halt!«
Die Eskorte kam langsam zum Stehen, und das Trappeln der Hufe auf dem Pflaster verklang. Soneas Pferd blieb neben dem Akkarins stehen. Eine leise Hoffnung regte sich in ihr, als Akkarin sich zu ihr umdrehte. Seit sie Imardin verlassen hatten, hatte er weder mit ihr noch mit irgendjemandem sonst gesprochen.
Aber er sagte nichts und wandte sich ab, um Lord Balkan zu beobachten.
Das Oberhaupt der Krieger reichte einem seiner Magier ein kleines Bündel. Geld, um im nächsten Dorf Essen zu kaufen, vermutete Sonea. Als sie sich umsah, stellte sie fest, dass sie an einer Wegkreuzung standen. Eine der Straßen führte in die Berge; über den anderen, schmaleren Pfad kam man in ein kleines, spärlich bewaldetes Tal, in dem sich mehrere Häuser um einen kleinen Fluss scharten.
»Lord Balkan«, sagte Akkarin.
Alle Köpfe wandten sich sofort in seine Richtung. Sie blickten so erschrocken drein, dass Sonea sich ein Lächeln verkneifen musste. Also hat er endlich beschlossen zu sprechen.
Balkan musterte Akkarin wachsam.
»Ja?«
»Wenn wir in diesen Roben nach Sachaka reisen, wird man uns rasch als Magier erkennen. Werdet Ihr uns gestatten, stattdessen gewöhnliche Kleidung anzulegen?«
Balkans Blick wanderte zu Sonea hinüber und dann wieder zurück zu Akkarin. Er nickte und drehte sich zu dem wartenden Krieger um.
»Bring also auch Kleider mit. Nichts zu Auffallendes oder zu Buntes.«
Der Magier nickte und musterte Akkarin und Sonea kurz, bevor er davonritt.
Sonea spürte, dass sich ihr Magen zusammenzog. Bedeutete das, dass sie in der Nähe des Grenzpasses waren? Würden sie heute noch die Grenze erreichen? Sie blickte zu den Bergen auf und schauderte.
Sie hatte viele Male gehofft, einen Gedankenruf von Lorlen zu erhalten, der sie nach Imardin zurückbeorderte, aber sie wusste, dass das nicht geschehen würde. Die Art ihres Aufbruchs aus der Gilde hatte allen klar gemacht, dass sie und Akkarin in Kyralia nicht länger willkommen waren.
Bei der Erinnerung daran verzog sie das Gesicht. Balkan hatte einen gewundenen Weg durch die Stadt gewählt, der sie durch jedes Viertel führte. An jeder bedeutenderen Straßenkreuzung hatten sie Halt gemacht, während Balkan Soneas und Akkarins Verbrechen sowie die Strafe der Gilde verkündete. Akkarins Miene war dunkel vor Zorn geworden. Er hatte die Magier Narren genannt und sich seither geweigert zu sprechen.
Die Prozession hatte große Menschenmengen angelockt, und als die Eskorte die Nordtore erreicht hatte, war dort bereits eine Gruppe von Hüttenleuten zusammengekommen. Als sie begannen, Steine nach Sonea zu werfen, hatte sie hastig einen Schild hochgezogen.
Während die Hüttenleute sie und Akkarin beschimpft hatten, war ein schreckliches Gefühl des Verrats in ihr aufgestiegen, das sich jedoch alsbald wieder verflüchtigt hatte. Die Hüttenleute sahen wahrscheinlich nur zwei böse Magier aus einer Gilde, die sie ohnehin verachteten, und sie hatten die Gelegenheit genutzt, ihnen Wurfgeschosse und Schmähungen entgegenzuschleudern, ohne eine Strafe fürchten zu müssen.
Jetzt drehte Sonea sich im Sattel um und blickte zurück. Die Stadt lag mittlerweile weit jenseits des Horizonts. Die Krieger ihrer Eskorte beobachteten sie genau.
Lord Osen war einer von ihnen. Als ihre Blicke sich trafen, runzelte er die Stirn. Er hatte während der Reise mehrmals mit ihr gesprochen, meistens um ihr mit den Pferden behilflich zu sein. Verschiedentlich hatte er auch angedeutet, dass die Gilde sie möglicherweise nach Imardin würde zurückkehren lassen, falls sie ihre Meinung änderte. Sie hatte kein einziges Mal auf seine Andeutungen reagiert.
Aber Furcht, Unbehagen und Akkarins Schweigen hatten ihre Entschlossenheit geschwächt. Sie wandte sich von Osen ab, um noch einmal zu Akkarin hinüberzuschauen. Ihre Versuche, mit ihm zu reden, waren auf steinernes Schweigen getroffen. Er schien fest entschlossen zu sein, sie zu ignorieren.
Aber hier und da hatte sie bemerkt, dass
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