Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
ausschließlich für sie und Akkarin galt. Sie ließ sich zu Boden gleiten und zuckte zusammen, so steif waren ihre Glieder. Lord Osen beugte sich hinab, um nach den Zügeln zu greifen und die Pferde wegzuführen.
Als die Pferde mit Osen verschwunden waren, standen nur noch sie und Akkarin in dem Ring der Krieger. Über Balkans Kopf flackerte eine Lichtkugel auf.
»Prägt Euch die Gesichter dieser beiden Magier ein«, rief Balkan. »Es sind Akkarin, ehemals Hoher Lord der Magiergilde, und Sonea, ehemals Novizin des Hohen Lords. Sie sind für das Verbrechen, schwarze Magie praktiziert zu haben, aus der Gilde ausgestoßen und aus den Verbündeten Ländern verbannt worden.«
Eine Welle der Kälte durchlief Sonea. Zumindest war dies das letzte Mal, dass sie die rituellen Worte würde hören müssen. Sie betrachtete die dunkle Straße jenseits des Lampenlichts.
»Wartet!«
Sie hielt den Atem an. Osen trat vor.
»Ja, Lord Osen?«
»Ich möchte noch einmal mit Sonea sprechen, bevor sie fortgeht.«
Balkan nickte langsam. »Nun gut.«
Als Osen von seinem Pferd stieg, seufzte Sonea. Er kam langsam und mit angespannter Miene auf sie zu.
»Sonea, das ist deine letzte Chance.« Er sprach sehr leise, vielleicht damit die Eskorte ihn nicht hörte. »Komm mit mir zurück.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
Er wandte sich zu Akkarin um. »Wollt Ihr, dass sie diese Chance ausschlägt?«
Akkarin hob die Augenbrauen. »Nein, aber sie scheint fest entschlossen zu sein, genau das zu tun. Ich bezweifle, dass ich ihre Meinung ändern könnte.«
Osen runzelte die Stirn und drehte sich wieder zu Sonea um. Er öffnete den Mund, besann sich dann jedoch eines Besseren und schüttelte lediglich den Kopf.
»Ich möchte Euch raten, gut auf sie aufzupassen«, murmelte er an Akkarin gewandt.
Akkarin sah den Magier nur ausdruckslos an. Osen runzelte erneut die Stirn und machte auf dem Absatz kehrt, um wieder in den Sattel seines Pferdes zu steigen.
Auf ein Zeichen von Balkan zog sich die Eskorte, die die Straße nach Sachaka blockiert hatte, zurück.
»Setzt nie wieder einen Fuß in eins der Verbündeten Länder«, sagte Balkan. Seine Stimme klang weder wütend noch bedauernd.
»Komm, Sonea«, sagte Akkarin leise. »Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
Sie sah ihn an. Seine Miene war abweisend und schwer zu deuten. Als er sich langsam in Bewegung setzte, folgte sie ihm in einigem Abstand.
Hinter ihnen war noch immer eine Stimme zu hören. Sonea lauschte aufmerksam. Es war Lord Osen.
»... Fuß in eines der Verbündeten...«
Sie schauderte, dann richtete sie den Blick auf die dunkle Straße, die vor ihnen lag.
Als die letzten Sonnenstrahlen über dem Garten erloschen waren, wandte Lorlen sich vom Fenster ab und begann, in seinem Dienstraum hin und her zu laufen. Als sein Weg ihn zu seinem Schreibtisch führte, blieb er stehen, blickte auf den dicken Stapel Papiere hinab und seufzte.
Warum mussten sie Akkarin ausgerechnet nach Sachaka schicken?
Er wusste, warum. Er wusste mit einem Gefühl kalter Klarheit, dass der König hoffte, Akkarin werde in Sachaka umkommen. Akkarin hatte gegen eins der schwerwiegendsten Gesetze der Gilde verstoßen. Wie sehr der König den Hohen Lord auch geschätzt haben mochte, er wusste, dass es nichts Gefährlicheres gab als einen Magier, der sich nicht dem Gesetz beugte und zu mächtig war, als dass man ihn hätte unter Kontrolle halten können. Wenn die Gilde Akkarin nicht hinrichten konnte, dann musste sie ihn zu den einzigen Magiern schicken, die dies vermochten: den Ichani.
Natürlich bestand die Möglichkeit, dass es diese Ichani gar nicht gab. Wenn es so war, war die Gilde drauf und dran, einen Magier freizulassen, der bereitwillig schwarze Magie erlernt hatte. Er könnte zurückkehren, stärker denn je. Aber auch das ließ sich nicht ändern.
Wenn es die Ichani jedoch wirklich gab, schien es töricht zu sein, den einzigen Magier in den Tod zu schicken, der ihnen mehr über ihren Feind hätte sagen können. Akkarin war jedoch nicht der einzige. Sonea wusste ebenfalls um diese Dinge.
Das war der Punkt, an dem der König seinen schlimmsten Irrtum begangen hatte. Er war davon ausgegangen, dass sich das ehemalige Hüttenmädchen mühelos von seiner Meinung würde abbringen lassen. Lorlen lächelte schief, als er an Soneas zornige Weigerung zurückdachte.
Der König war wütend über ihre trotzige Haltung gewesen. Was hast du denn erwartet? hätte Lorlen gern gesagt. Loyalität?
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