Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
erkennen, erreichten sie den Fuß eines steilen Kliffs. Akkarin blieb stehen und betrachtete das Land unter ihnen. Dann ließ er sich zu Boden sinken und lehnte sich gegen das Kliff. Als Sonea sich neben ihn setzte, fing sie den schwachen Geruch seines Schweißes auf. Plötzlich war sie sich seiner Nähe und des Schweigens zwischen ihnen mit allen Sinnen bewusst. Eigentlich war dies der Zeitpunkt, zu dem sie mit ihm über sein Vorhaben, die Ichani auszuspionieren, hätte reden wollen, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden zu sprechen.
Was ist nur los mit mir?, fragte sie sich.
Liebe, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf.
Nein. Mach dich nicht lächerlich, antwortete sie. Ich bin nicht verliebt. Und er ist es offensichtlich auch nicht. Ich bin eine halb ausgebildete, ungehorsame Novizin. Je eher ich mir diese törichten Ideen aus dem Kopf schlage, umso besser.
»Wir haben Gesellschaft.«
Akkarin zeigte auf einen Punkt in der Ferne. Sonea ließ den Blick über das Land gleiten, das sie in der vergangenen Nacht durchwandert hatten.
Weit unter ihnen löste sich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten eines Felsens. Es war schwer zu schätzen, wie groß der Abstand zwischen ihnen war. In der Stadt hatte sie solche Entfernungen niemals abschätzen müssen.
Die Bewegungen der Gestalt waren eigenartig und eindeutig nicht die eines Menschen.
»Es ist ein Tier«, sagte sie.
»Ja«, erwiderte Akkarin. »Ein Yeel. Das ist eine kleinere, domestizierte Form des Limek. Die Ichani bilden sie aus, um Fährten zu suchen und zu jagen. Siehst du, sein Besitzer folgt dem Yeel.«
Eine zweite Gestalt trat in das Mondlicht hinaus.
»Noch ein Ichani?«
»Wahrscheinlich.«
Sonea wurde bewusst, dass ihr Herz hämmerte, aber das hatte nichts mit irgendwelchen törichten Ideen von Liebe zu tun. Ein Ichani vor ihnen, einer hinter ihnen.
»Wird er uns finden?«
»Wenn ihr Yeel unsere Fährte aufnimmt.«
Ihr Yeel? Sonea betrachtete die Gestalt genauer. Ihr Gang hatte tatsächlich etwas Weibliches, fand sie. Sie sah Akkarin an. Er runzelte die Stirn.
»Was jetzt?«
Er blickte an der steilen Felswand hinauf. »Es widerstrebt mir, dort hinaufzuschweben, weil wir damit nur Kraft vergeuden, aber weiter oben werden wir sicherer sein. Wir müssen dort einen Riss oder eine Kluft im Felsen finden, um uns zu verstecken.«
»Und dann?«
»Machen wir uns auf die Suche nach Wasser und etwas zu essen.«
»Dort oben?«, fragte sie skeptisch.
»Wenn man weiß, wo man suchen muss, kann man überall ein wenig Leben finden. Und je weiter wir nach Süden kommen, desto einfacher wird es werden.«
»Dann gehen wir also nach Süden?«
»Ja. Nach Süden.«
Er erhob sich und hielt ihr die Hand hin. Sie ergriff sie und ließ sich von ihm auf die Füße ziehen. Als er sich abwandte, entglitten seine Finger den ihren, und dort, wo er sie berührt hatte, nahm sie ein eigenartiges Kribbeln auf der Haut wahr. Sie sah ihre Hand an und seufzte.
Es würde nicht einfach sein, sich diese törichten Ideen aus dem Kopf zu schlagen.
Als die Tür zu seinem Quartier sich schloss, stieß Dannyl einen Seufzer der Erleichterung aus. Er setzte sich in einen der Sessel in seinem Empfangsraum und dämpfte seine Lichtkugel zu einem schwachen Leuchten.
Endlich war er allein. Trotzdem fühlte er sich nicht besser als zuvor. Rastlos ging er im Raum umher und betrachtete die gerahmten Landkarten und Pläne, die er vor Jahren gesammelt und aufgehängt hatte.
Ich vermisse Tayend, dachte er. Ich vermisse den geteilten Wein und die stundenlangen Gespräche. Ich vermisse die Arbeit an unseren Nachforschungen. Ich vermisse… alles.
Er sehnte sich danach, Tayend von Akkarins Geschichte zu erzählen. Der Gelehrte würde jede Einzelheit davon erörtern und auf verborgene Ungereimtheiten oder mögliche Bedeutungen hinweisen. Er würde Dinge sehen, die andere niemals auch nur in Betracht gezogen hatten.
Aber Dannyl war froh darüber, dass Tayend nicht hier war. Wenn Akkarins Geschichte sich als wahr erweisen sollte, war es Dannyl lieber, wenn Tayend so weit wie möglich von der Gilde entfernt war.
Er ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen, was er zur Vorbereitung auf seine Aufgabe als Botschafter über schwarze Magie erfahren hatte, und erwog auch die Dinge, die er in dem Buch des Dem gelesen hatte. Mit Hilfe schwarzer Magie konnte ein Magier von einem anderen Geschöpf zusätzliche Stärke beziehen. Ein Mensch, der selbst über magische Begabung verfügte,
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