Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
konnte mehr Energie liefern als jemand, der diese Begabung nicht besaß - aber das bedeutete nicht, dass ein Magier unbedingt das bessere Ziel abgab. Wenn ein Magier erst einmal besiegt war, verfügte er nicht mehr über allzu viel Energie. Das lohnendste Opfer war also jemand, der zwar magisches Talent besaß, aber nicht in dessen Benutzung ausgebildet war.
Und genau das traf auf Tayend zu.
Dannyl seufzte. Er hatte das Gefühl, als würde er gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen gezogen. Obwohl er sich nichts mehr wünschte, als nach Elyne zurückzukehren und dafür zu sorgen, dass Tayend in Sicherheit war, wollte er auch Kyralia und die Gilde nicht im Stich lassen.
Er dachte an Rothen und lächelte grimmig. Früher einmal hätte ich mich dieser Gruppe von Spionen anschließen können. Jetzt zögere ich, weil ich weiß, wie ich empfinden würde, wenn Tayend zu einer so gefährlichen Mission aufbräche. Ich würde ihm das nicht antun, es sei denn, ich hätte keine andere Wahl.
Dannyl setzte sich an seinen Schreibtisch und zog einen Bogen Papier, Tinte und eine Feder hervor. Dann hielt er kurz inne, um darüber nachzudenken, wie viel er dem Papier anvertrauen durfte.
An Tayend von Tremmelin:
Wie du zweifellos gehört hast, befindet sich die Gilde in einem Zustand des Aufruhrs. Nach meiner Ankunft hier habe ich erfahren, dass der Hohe Lord wegen der Anwendung schwarzer Magie verhaftet worden war. Du wirst sicher wissen, was das für unsere Arbeit bedeutet, aber obwohl dadurch einige Probleme entstanden sind, haben sich diese Dinge bisher doch nicht als unüberwindlich erwiesen.
Anschließend legte er Akkarins Geschichte dar und erklärte, dass er nicht nach Elyne zurückkehren werde, bevor er wusste, dass der Gilde keine Gefahr drohte.
Es würde mich überraschen und nicht wenig verärgern, wenn es mir nicht möglich sein sollte, binnen der nächsten Monate zurückzukehren. Obwohl es gut tut, wieder mit Rothen sprechen zu können, habe ich nicht mehr das Gefühl, hierher zu gehören. Stattdessen komme ich mir vor wie ein Besucher, der auf die Gelegenheit wartet, wieder nach Hause zu fahren. Wenn diese Angelegenheit geregelt ist, werde ich Lorlen fragen, ob ich die Rolle des Gildenbotschafters in Elyne dauerhaft bekleiden darf.
In freundschaftlicher Verbundenheit, Botschafter Dannyl.
Dannyl lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und las den Brief noch einmal sorgfältig durch. Er war förmlicher, als es ihm gefiel, aber er wollte dem Papier keine persönlicheren Angelegenheiten anvertrauen. Wenn es in den Verbündeten Ländern Menschen wie Farand gab, die dafür bezahlt wurden, die Gedankenrede von Magiern abzuhören, musste es auch Leute geben, die die Aufgabe hatten, Post abzufangen und zu lesen.
Er stand auf und reckte sich. Es würde vielleicht Monate dauern, bevor er Kyralia verlassen konnte. Falls Akkarins Behauptungen sich als wahr erwiesen, würde die Gilde so viele Magier wie möglich in Kyralia behalten wollen. Es war durchaus denkbar, dass er für lange Zeit hier festsitzen würde.
Wenn Akkarin die Wahrheit gesagt hatte, dachte er mit einem Schaudern, werde ich vielleicht nie wieder nach Elyne zurückkehren.
23. Spione
W ährend sich draußen die Sommerhitze langsam ihrem Höhepunkt näherte, waren die Räume in der Universität noch immer angenehm kühl. Rothen saß entspannt in einem der großen, bequemen Sessel im Büro des Administrators und betrachtete seine Gefährten. Lord Solend, der Historiker, schien eine eigenartige Wahl für einen Spion zu sein, aber wer hätte den schläfrig wirkenden alten Mann verdächtigt, insgeheim Informationen für die Gilde zu sammeln? Der andere Spion, Lord Yikmo, war der Lehrer, der Sonea in den Kriegskünsten ausgebildet hatte.
Solend war ein Elyner und Yikmo ein Vin, so dass Rothen der einzige kyralische Magier war, der an der Mission beteiligt sein würde. Rothen erwartete, dass dieser Umstand es ihm erschweren würde, Informationen aus den Sachakanern herauszuholen - sofern ihre Abneigung gegen Kyralia wirklich so groß war, wie Akkarin behauptet hatte.
Lorlen trommelte mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels. Sie warteten auf einen erfahrenen Spion des Königs, der sie vor ihrem Aufbruch nach Sachaka in die Künste seines Gewerbes einführen sollte. Als es schließlich an der Tür klopfte, drehten sich alle um, um festzustellen, wer der Neuankömmling war. Ein Bote trat ein, verneigte sich und setzte Lorlen davon in Kenntnis, dass Raven
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