Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
mitgenommen. Während der vergangenen zwei Tage hatte sich ein Strom von Wagen zum Südtor hinaus ergossen, als der Rest der Bevölkerung in die benachbarten Dörfer geflüchtet war. Die Wachen hatten, so gut sie es vermochten, für Ordnung gesorgt, aber sie verfügten nicht über genug Männer, um den Plünderungen zur Gänze Einhalt gebieten zu können. Sobald die Sonne am vergangenen Abend untergegangen war, hatte man die Tore geschlossen und die Befestigungen errichtet.
Natürlich könnten die Ichani die Tore ignorieren. Sie könnten direkt auf die Lücke zuhalten, wo die Äußere Mauer früher einmal das Grundstück der Gilde umgeben hatte.
Die Magier der Gilde konnten nichts tun, um das zu verhindern. Sie wussten bereits, dass sie diese Schlacht verlieren würden. Sie konnten nur hoffen, ein oder zwei Ichani zu töten.
Trotzdem graute Lorlen vor dem Gedanken, dass die prächtigen alten Bauten zerstört werden würden. Lord Jullen hatte die kostbarsten Bücher und Unterlagen zusammengepackt und wegbringen lassen und die übrigen in einem Raum unter der Universität eingeschlossen. Die Patienten, die sich in den Heilerquartieren aufgehalten hatten, waren ebenso aus der Stadt fortgeschickt worden wie Dienstboten und Familienangehörige.
Ähnliche Vorkehrungen waren im Palast getroffen worden. Lorlen schaute zu den Türmen hinüber, die jenseits der Inneren Mauer gerade noch zu erkennen waren. Die Stadtmauern waren erbaut worden, um die zentralen Gebäude zu schützen. Im Laufe der Jahrhunderte hatten die kyralischen Könige den Palast je nach Laune und Geschmack umgebaut, aber die Mauer darum herum war unversehrt geblieben. Und dahinter warteten die besten Männer der Wache, bereit zu kämpfen, falls die Gilde besiegt wurde.
»Sie haben die Hüttenviertel erreicht«, murmelte Osen.
Lorlen wandte sich wieder nach Norden und blickte zu den Hüttenvierteln hinüber. Das Labyrinth ungeplanter Straßen breitete sich vor ihm aus. Und alle waren verlassen. Er fragte sich, wo die Hüttenleute hingegangen waren. Weit fort, hoffte er.
Die Wagen der Ichani hatten jetzt die ersten Häuser erreicht und hielten an. Sechs Männer und eine Frau stiegen aus und gingen auf die nördlichen Tore zu. Die Sklaven zogen die Karren in die Hüttenviertel weiter.
Ein Ichani ist mit ihnen gegangen, stellte Lorlen fest. Einer weniger, der gegen uns kämpfen kann. Nicht dass das einen großen Unterschied machen würde.
»Der König ist da«, murmelte Osen.
Lorlen drehte sich zu dem näher kommenden Monarchen um. Die Magier knieten vor ihm nieder, dann erhoben sie sich hastig wieder. Lorlen folgte ihrem Beispiel.
»Administrator.«
»Euer Majestät«, erwiderte Lorlen.
Der König blickte zu den Sachakanern hinunter.
»Habt Ihr noch einmal versucht, Verbindung mit Akkarin aufzunehmen?«
Lorlen nickte. »Stündlich, seit Ihr es angeordnet habt.«
»Keine Antwort?«
»Nichts.«
Der König nickte. »Dann werden wir ihnen allein gegenübertreten. Lasst uns hoffen, dass er sich geirrt hat, was ihre Stärke angeht.«
Sonea hatte die Nordtore noch nie geschlossen gesehen. Die riesigen Metallplatten waren stets voller Rostflecken gewesen, und Schmutz hatte die Verzierungen verdeckt. Jetzt waren sie sauber und glänzten schwarz - zweifellos instand gesetzt aus Trotz und Stolz.
Auf der Mauer stand eine Reihe von Magiern. Braune Roben mischten sich unter die roten, grünen und purpurnen. Mitgefühl mit ihren ehemaligen Klassenkameraden stieg in ihr auf. Sie mussten furchtbare Angst haben.
Dann kamen auf der Straße unter ihr die Ichani in Sicht. Soneas Herz schlug schneller, und sie hörte, wie Akkarin leise nach Luft schnappte. Sie waren nur etwa hundert Schritte entfernt, und diesmal sah sie sie nicht durch die Augen eines anderen Magiers.
Sie, Akkarin, Cery und Takan beobachteten das Geschehen aus einem Haus an der Nordstraße. Cery hatte sie dort hingeführt, weil es in dem Gebäude ein kleines Turmzimmer über dem zweiten Stockwerk gab, von dem aus man den besten Blick auf das Gebiet vor den Toren hatte.
»Der Mann an der Spitze ist Kariko«, murmelte Akkarin.
Sonea nickte. »Und die Frau muss Avala sein. Was ist mit den übrigen?«
»Erinnerst du dich an den Spion, dessen Gedanken du gelesen hast? Der hochgewachsene Mann dort drüben ist Harikava, sein Herr. Die beiden am anderen Ende der Reihe sind Inijaka und Sarika. Ich habe sie in den Gedanken der Spione gesehen, die ich getötet habe. Die beiden anderen, Rikacha und
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