Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
wo sie sein sollte.
»Ihre Dienerin hat mir nichts von einer Krankheit berichtet«, erwiderte Akkarin.
»Es gibt gewiss einen guten Grund dafür. Ich fand es einfach nur ungewöhnlich. Sie ist normalerweise so pünktlich.« Halvin drehte sich zu dem Klassenzimmer um, das er soeben verlassen hatte. »Ich gehe wohl besser wieder hinein, bevor sie sich in wilde Tiere verwandeln.«
»Danke, dass Ihr mich informiert habt«, sagte Akkarin. Halvin nickte abermals, dann eilte er davon. Akkarin wandte sich zu Lorlen um. »Diese andere Angelegenheit wird warten müssen. Ich möchte zuerst herausfinden, was meine Novizin treibt.«
Während Lorlen dem anderen Mann nachsah, konnte er sich nur mit Mühe eines wachsenden Unbehagens erwehren. Wenn Sonea krank war, hätte ihre Dienerin Akkarin doch sicher Bescheid gegeben. Warum sollte das Mädchen mit Absicht dem Unterricht fernbleiben? Sein Blut wurde kalt. Hatten Sonea und Rothen beschlossen, sich gegen Akkarin zu wenden? Wenn sie es getan hätten, hätten sie ihm gewiss vorher Bescheid gegeben. Oder vielleicht nicht?
Er kehrte in die Eingangshalle zurück und blickte die Treppe hinauf. Wenn die beiden gemeinsam etwas planten, würden beide verschwunden sein. Er brauchte nur einen Blick in Rothens Klassenzimmer zu werfen.
Im nächsten Moment hatte er die Treppe erreicht und eilte ins obere Stockwerk.
Die Mittagssonne schien auf den Wald und berührte das leuchtende Grün der frischen Blätter. Der große Felsvorsprung, auf dem Sonea saß, verströmte noch immer die Wärme der Sonne.
In der Ferne erklang ein Gong. Jetzt würden die Novizen ins Freie eilen, um das schöne Wetter des frühen Herbstes zu genießen. Sie sollte zurückkehren und ihr Fehlen im Unterricht auf plötzliche Kopfschmerzen oder eine andere geringfügige Krankheit schieben.
Aber sie konnte sich nicht dazu überwinden, sich zu bewegen.
Sie war am frühen Morgen zu der Quelle hinaufgestiegen, in der Hoffnung, dass der Spaziergang ihr einen klaren Kopf bescheren würde. Aber es hatte nichts geholfen. Die Dinge, die sie in der vergangenen Nacht erfahren hatte, drehten sich in ihren Gedanken wieder und wieder im Kreis. Vielleicht lag es daran, dass sie keine Minute lang geschlafen hatte. Sie war zu müde, um irgendetwas zu begreifen - und zu erschöpft, um die Vorstellung zu ertragen, in den Unterricht zurückkehren und sich so benehmen zu müssen, als habe sich nichts geändert.
Aber alles hat sich geändert. Ich muss mir Zeit nehmen, um über mein neues Wissen nachzudenken, sagte sie sich. Bevor ich Akkarin wieder gegenübertrete, muss ich herausfinden, was all das zu bedeuten hat.
Sie schloss die Augen und beschwor ein wenig heilende Magie herauf, um die Erschöpfung zu vertreiben.
Was habe ich erfahren?
Die Gilde und mit ihr ganz Kyralia wurden von schwarzen Magiern aus Sachaka bedroht.
Warum hatte Akkarin mit niemandem darüber gesprochen? Wenn die Gilde wüsste, dass ihr eine mögliche Invasion bevorstand, könnte sie sich darauf vorbereiten. Wenn sie nichts von der Drohung erfuhr, konnte sie sich auch nicht verteidigen.
Aber wenn Akkarin den anderen davon erzählte, würde er eingestehen müssen, dass er schwarze Magie erlernt hatte. War der Grund für sein Schweigen so einfach und so egoistisch? Vielleicht gab es ja noch andere Gründe.
Sie wusste noch immer nicht, wie er gelernt hatte, schwarze Magie zu benutzen. Tavaka hatte geglaubt, dass einzig die Ichani über dieses Wissen verfügten. Ihn hatte man nur darin unterwiesen, damit er Akkarin töten konnte.
Und Akkarin war ein Sklave gewesen.
Es war unmöglich, sich den herablassenden, würdevollen, mächtigen Hohen Lord ausgerechnet als Sklaven vorzustellen.
Aber er war einer gewesen, so viel stand fest. Irgendwie war er entkommen und nach Kyralia zurückgekehrt. Man hatte ihn zum Hohen Lord gemacht. Jetzt versuchte er heimlich und ganz auf sich gestellt, diese Ichani in Schach zu halten, indem er ihre Spione tötete.
Er war nicht der Mensch, für den sie ihn gehalten hatte.
Möglicherweise war er sogar ein guter Mensch.
Sie runzelte die Stirn. Nicht so vorschnell. Irgendwie hat er schwarze Magie erlernt, und ich bin nach wie vor seine Geisel.
Doch wie hätte er diese Spione ohne schwarze Magie besiegen können? Und wenn es einen guten Grund gab, warum er all das geheim hielt, dann hatte er keine andere Wahl gehabt, als dafür zu sorgen, dass sie, Rothen und Lorlen Stillschweigen bewahrten.
»Sonea.«
Sie zuckte zusammen, dann
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