Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
was würde sie damit tun? Gewiss brauchte sie nicht doppelt so stark zu sein, wie sie es ohnehin war. Während des Unterrichts in der Universität erschöpfte sie nicht einmal ihre eigene Kraft.
- Halt.
Sonea gehorchte. Als Akkarin die Hände von ihren Schläfen sinken ließ, schlug sie die Augen wieder auf.
»Gut«, sagte er. »Du kannst Takan jetzt heilen.«
Sonea blickte auf Takans Arm hinab, dann konzentrierte sie sich. Die Schnittwunde verheilte schnell, und ihr Bewusstsein seines Körpers und seiner Macht verblasste. Der Diener schnitt eine Grimasse, und Soneas Herz setzte einen Schlag aus.
»Geht es dir gut?«
Er lächelte breit. »Ja, Lady Sonea. Ihr seid sehr sanft. Es ist nur so, dass das Heilen juckt.« Er sah zu Akkarin auf und wurde wieder ernst. »Sie wird eine würdige Verbündete sein, Meister.«
Akkarin antwortete nicht. Als Sonea sich umdrehte, sah sie, dass er sich dem Bücherschrank zugewandt hatte und mit verschränkten Armen und gerunzelter Stirn dastand. Als er ihren Blick spürte, drehte er sich zu ihr um. Seine Miene war undeutbar.
»Ich gratuliere dir, Sonea«, sagte er sanft. »Du bist jetzt eine schwarze Magierin.«
Sie blinzelte überrascht. »Das ist alles? So einfach ist das?«
Er nickte. »Ja. Das Wissen, wie man binnen eines Augenblicks tötet, gelehrt binnen eines Augenblicks. Von heute an darfst du niemals wieder einen anderen in deinen Geist einlassen. Ein einziger unkontrollierter Gedanke würde genügen, um dieses Geheimnis einem anderen Magier zu offenbaren.«
Sie blickte auf den winzigen Blutfleck auf ihrer Hand, und ein Frösteln überlief sie.
Ich habe soeben schwarze Magie praktiziert, dachte sie. Es gibt kein Zurück. Jetzt nicht. Nie mehr.
Takan musterte sie eingehend. »Bedauert Ihr irgendetwas, Lady Sonea?«
Sie holte tief Luft, dann atmete sie langsam aus. »Mein Bedauern ist nicht annähernd so groß, wie es wäre, sollte die Gilde vernichtet werden, obwohl ich das hätte verhindern können. Aber ich... ich hoffe, dass ich diese Magie niemals werde benutzen müssen.« Sie lächelte schief und sah Akkarin an. »Das würde bedeuten, dass der Hohe Lord den Tod gefunden hätte, und ich habe erst vor kurzem aufgehört, mir zu wünschen, dass das geschehen möge.«
Akkarin zog die Augenbrauen hoch. Dann brach Takan in lautes Gelächter aus.
»Das Mädchen gefällt mir, Meister«, sagte er. »Ihr habt eine gute Wahl getroffen, als Ihr sie zu Eurem Schützling gemacht habt.«
Akkarin prustete leise und ließ die Arme sinken. »Du weißt sehr wohl, dass ich überhaupt keine Wahl getroffen habe, Takan.«
Er trat auf den Tisch zu und betrachtete die Dinge, die darauf lagen.
»Also, Sonea, ich möchte, dass du ein jedes dieser lebenden Dinge auf dem Tisch untersuchst und feststellst, wie sich die Kunst, die ich dich gerade gelehrt habe, darauf anwenden ließe. Und dann solltest du noch einige weitere Bücher lesen.«
12. Der Preis tödlicher Geheimnisse
R othen stand auf, schob eine der Fensterblenden beiseite und seufzte. Der Himmel zeigte in Richtung Sonnenaufgang bereits das erste, schwache Licht. Die Dämmerung hatte noch nicht wirklich begonnen, und er war bereits hellwach.
Er blickte zur Residenz des Hohen Lords am Waldrand hinüber. Schon bald würde Sonea aufstehen und sich auf den Weg zu den Bädern machen.
Während der vergangenen Woche hatte er sie genau beobachtet. Obwohl er sie nicht noch einmal mit Akkarin gesehen hatte, war doch unzweifelhaft, dass sich in ihrem Verhalten etwas geändert hatte.
Ihr Schritt verkündete neues Selbstbewusstsein. In der Mittagspause saß sie im Garten und lernte, was Rothen die Möglichkeit gab, sie von den Fenstern der Universität aus zu beobachten. Während der letzten Woche war sie leicht abzulenken gewesen. Häufig blieb sie stehen und sah sich mit einem besorgten Stirnrunzeln um. Gelegentlich starrte sie ins Leere, und in solchen Momenten war ihre Miene grimmig. Wenn das geschah, wirkte sie so erwachsen, dass Rothen sie kaum wiedererkannte.
Aber den größten Grund zur Sorge lieferte sie Rothen, wenn sie zur Residenz des Hohen Lords hinüberschaute. Dann lag stets ein nachdenklicher Ausdruck auf ihrem Gesicht, aber am meisten erschreckte ihn das, was in ihren Zügen fehlte: Die alte Abneigung und die Furcht waren verschwunden.
Er schauderte. Wie konnte sie Akkarins Haus betrachten, ohne zumindest ein gewisses Unbehagen zu verraten? Früher war es so gewesen. Warum jetzt nicht mehr?
Rothen trommelte mit
Weitere Kostenlose Bücher