Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
sprechen, als sie das Labyrinth der Gänge hinter sich hatten und den blockierten Tunnel erreichten. Akkarin deutete auf den Schutt.
»Sieh dich mit deinem Geist genau um, dann forme aus diesen Trümmern die Treppe.«
Sonea dehnte ihre Sinne und untersuchte die Steine. Zuerst schien es sich nur um ein wahllos aufgetürmtes Durcheinander zu handeln, dann begann sie langsam, ein Muster zu erkennen. Es war wie eine große Version der Holzpuzzles, die auf den Märkten feilgeboten wurden. Man brauchte nur auf eine bestimmte Stelle zu drücken, und die einzelnen Teile des Puzzles schoben sich auf eine Weise zusammen, dass sie eine neue Form annahmen - oder auseinander fielen. Sie griff nach ein wenig Magie und begann, das Geröll zu ordnen. Das Geräusch von Stein auf Stein erfüllte den Gang, während die Treppe Gestalt annahm.
»Gut gemacht«, murmelte Akkarin. Er ging voran und nahm immer zwei Stufen gleichzeitig. Sonea folgte ihm. Oben angekommen, drehte sie sich um und gab den Felsplatten den Befehl, ihre frühere Position wieder einzunehmen.
Das Licht der Laterne erhellte die vertrauten Ziegelmauern der Straße der Diebe. Akkarin ging voran. Nach einigen hundert Schritten erreichten sie den Ort, an dem der Führer sie schon einmal erwartet hatte. Jetzt trat ein kleinerer Schatten auf sie zu, um sie zu begrüßen.
Der Junge war ungefähr zwölf, vermutete Sonea. Seine Augen waren jedoch hart und wachsam - die Augen eines viel älteren Menschen. Er starrte sie beide an, dann blickte er auf Akkarins Stiefel hinab und nickte. Ohne ein einziges Wort bedeutete er ihnen, ihm zu folgen, und machte sich auf den Weg durch die Gänge.
Obwohl ihr Weg von Zeit zu Zeit eine Biegung machte, brachte er sie doch in eine bestimmte Richtung. Zu guter Letzt blieb ihr Führer neben einer Leiter stehen und zeigte nach oben auf eine Falltür. Akkarin blendete seine Lampe ab, und Dunkelheit legte sich über den Tunnel. Sonea hörte, wie er seine Stiefel auf die Sprossen der Leiter setzte und mit dem Aufstieg begann. Als er die Falltür vorsichtig anhob und hinausspähte, drang schwaches Licht in den Gang. Schließlich gab Akkarin ihr ein Zeichen, und sie stieg ebenfalls die Leiter hinauf, öffnete die Falltür zur Gänze und kletterte hindurch.
Kurz darauf fand Sonea sich in einer Gasse wieder. Die Häuser um sie herum waren aus allen möglichen gestohlenen Materialien grob zusammengezimmert. Ein überwältigender Geruch nach Kohl und Abwässern erfüllte die Luft. Ein lang vergessenes Mitgefühl, gepaart mit Wachsamkeit, stieg in Sonea auf. Sie befanden sich hier am äußeren Rand der Hüttenviertel, wo die Ärmsten der Armen ihr Dasein fristeten. Es war ein trauriger und gefährlicher Ort.
Aus einem Häusereingang in der Nähe trat ein massiger Mann und kam auf sie zugeschlendert. Sonea stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus, als sie ihn erkannte. Es war der Mann, der den letzten Spion bewacht hatte. Er starrte Sonea an, dann wandte er sich zu Akkarin um.
»Sie ist gerade aufgebrochen«, erklärte der Mann. »Wir haben sie zwei Stunden lang bespitzelt. Die Bewohner dieser Straße sagen, sie habe sich während der letzten beiden Nächte dort unten aufgehalten.« Er zeigte auf eine Tür in der Nähe.
»Woher weißt du, dass sie heute Nacht zurückkommen wird?«, fragte Akkarin.
»Ich habe mir den Raum angesehen, nachdem sie fort war. Sie hat einige kostbare Sachen dort gelassen. Sie wird zurückkommen.«
»Der Rest des Hauses steht leer?«
»Eine Hand voll Bettler und Huren benutzen es, aber wir haben ihnen gesagt, dass sie sich für diese Nacht eine Beschäftigung suchen sollen.«
Akkarin nickte. »Wir werden hineinschauen und feststellen müssen, ob es ein günstiger Platz für einen Hinterhalt ist. Sorg dafür, dass niemand hereinkommt.«
Der Mann nickte. »Ihr Zimmer ist das letzte auf der rechten Seite.«
Sonea folgte Akkarin zu der Tür, die protestierend quietschte, als er sie aufzog. Dann gingen sie eine halb zerfallene Treppe aus festgetretenem Lehm hinunter, die von verrottenden Holzbalken gestützt wurde, und gelangten schließlich in einen Flur.
Es war dunkel dort, und der Lehmboden war uneben. Akkarin öffnete die Blende seiner Lampe gerade weit genug, um ihren Weg zu erhellen. In den Öffnungen vor den Räumen gab es keine Türen. Einige waren mit grobem Sackleinen verhängt. Die Wände hatte man mit Holzbrettern verkleidet, aber hier und da hatten sich einige davon gelöst. Der Lehm, der aus den
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