Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Meisterin - The Magician's Guild 3: The High Lord
Lücken gebröckelt war, bildete kleine Hügel auf dem Boden.
Die meisten der Räume standen leer. Vor dem letzten Eingang auf der rechten Seite hing Sackleinen. Akkarin musterte es aufmerksam, schob es dann beiseite und öffnete die Blende seiner Lampe.
Der Raum dahinter war überraschend groß. Einige hölzerne Kisten und ein verzogenes Brett dienten als Tisch. In eine Wand war ein Regal gehöhlt worden, und in einer Ecke lagen eine dünne Matratze und einige Decken.
Akkarin ging im Raum umher und unterzog alle Dinge einer genauen Musterung. Er durchsuchte das Bettzeug, dann schüttelte er den Kopf.
»Morren hat von kostbaren Dingen gesprochen. Das hier kann er wohl kaum gemeint haben.«
Sonea unterdrückte ein Lächeln. Sie ging zu einer der Wände hinüber und machte sich daran, jedes einzelne Brett abzutasten. Akkarin beobachtete sie, bis sie in der Nähe des Betts auf eine verräterisch weiche Stelle stieß.
Die Bretter ließen sich mühelos entfernen. Das Sackleinen dahinter war verkrustet von getrocknetem Schlamm, aber hier und da schimmerte ein Faden hindurch. Vorsichtig hob sie eine Ecke an. Dahinter befand sich eine Nische, die gerade so groß war, dass ein Kind darin sitzen konnte. In der Mitte lag ein kleines Stoffbündel.
Akkarin trat neben sie und kicherte. »Sehr schön. Du hast dich tatsächlich als nützlich erwiesen.«
Sonea zuckte die Achseln. »Ich habe einmal an einem Ort wie diesem gelebt. Die Hüttenleute nennen diese Nischen Löcher.«
Er hielt inne. »Wie lange hast du dort gelebt?«
Als sie aufblickte, sah sie, dass er sie abschätzend betrachtete.
»Einen Winter. Es ist lange her, und damals war ich noch sehr klein.« Sie drehte sich wieder zu der Nische um. »Ich erinnere mich daran, dass der Raum sehr überfüllt war und kalt.«
»Aber jetzt leben hier nur noch wenige Menschen. Woran liegt das?«
»An der Säuberung. Sie findet erst nach dem ersten Schnee des Jahres statt. All die Menschen, die die Gilde aus der Stadt treibt, leben dann an Orten wie diesem. Die Menschen, von denen die Häuser behaupten, sie seien gefährliche Diebe. In Wahrheit wollen die vornehmen Herrschaften nur die hässlichen Bettler und Krüppel loswerden, die die Stadt ›verunstalten‹. Für die echten Diebe ist die Säuberung kein Problem, nicht einmal eine Unannehmlichkeit...«
Hinter ihnen erklang das schwache, ferne Knarren einer Tür. Akkarin fuhr herum.
»Das ist sie.«
»Woher wisst Ihr -«
»Jeden anderen hätte Morren aufgehalten.« Er schloss die Blende der Lampe fast zur Gänze und sah sich hastig im Raum um. »Einen anderen Weg hinaus gibt es nicht«, murmelte er. Dann hob er eine Ecke des Sackleinens an, das die Nische bedeckte. »Passt du dort hinein?«
Sie machte sich nicht die Mühe zu antworten. Stattdessen drehte sie sich wortlos um, setzte sich auf den Rand der Nische und zwängte sich hinein. Als sie die Beine in dem kleinen Raum angezogen hatte, ließ Akkarin das Leinen fallen und schob die Bretter wieder vor.
Vollständige Dunkelheit hüllte sie ein. Das Hämmern ihres Herzens klang sehr laut in der Stille, die sie umgab.
»Du schon wieder«, sagte die Frau mit einem merkwürdigen Akzent. »Ich habe mich schon gefragt, wann du mir eine neue Gelegenheit bieten würdest, dich zu töten.«
Hinter dem Sackleinen wurde es heller, und Sonea spürte die Vibrationen von Magie. Sie beugte sich vor und hoffte, dass sie durch das Tuch etwas würde sehen können.
»Du hast dich auf diesen Kampf vorbereitet«, bemerkte die Frau.
»Natürlich«, erwiderte Akkarin.
»Das Gleiche habe ich getan«, sagte sie. »Deine schmutzige Stadt ist jetzt ein wenig kleiner. Und deine Gilde wird bald um einen Mann ärmer sein.«
An einer Stelle, wo der getrocknete Schlamm auf dem Sackleinen dünn und bröckelig war, konnte Sonea die Umrisse von Gestalten sehen, die sich bewegten.
»Was wird deine Gilde denken, wenn man ihren Herrscher tot auffindet? Werden sie dahinterkommen, was ihn getötet hat? Ich glaube nicht.«
Sonea, die inzwischen etwas von dem verkrusteten Schlamm auf dem Sackleinen abgekratzt hatte, konnte jetzt ein wenig besser sehen. Auf einer Seite des Raums stand eine Frau in Kleidern von trüber Farbe. Akkarin konnte Sonea jedoch nicht erkennen. Sie fuhr fort, das Sackleinen zu bearbeiten. Wie sollte sie etwas über den Kampf gegen diese Spione lernen, wenn sie ihn nicht mit ansehen konnte?
»Deine Gefährten werden nicht wissen, was sie jagt«, sprach die Sachakanerin weiter.
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