Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
davonging. Als er kurz darauf in eine schwarze Robe gewandet zurückkam, sprach der Mann mit seinem Diener. »Der Kampf hat mich geschwächt. Ich brauche deine Kraft.« Der Mann nahm ein kunstvoll geschmiedetes Messer heraus, ritzte den Arm des Dieners auf und legte dann die Hand auf die Wunde. Einmal mehr spürte sie die eigenartige Magie.
Die Erinnerung brach jäh ab, und sie konnte nichts mehr von dem Geist wahrnehmen, der hinter ihrem gelauert hatte. Was mochte Akkarin denken?, fragte sie sich.
Hast du irgendjemandem außer Lorlen und Rothen Zugang zu diesem Wissen gegeben?
Nein, dachte sie.
Sie entspannte sich, denn sie glaubte, dies sei alles, was ihn interessiere, aber dann folgte ein unbarmherziges Verhör, in dem Akkarin ihr Gedächtnis weiter erforschte. Er erkundete Teile ihres Lebens, angefangen von ihrer Kindheit bis zu ihrem Unterricht an der Universität. Er drang auch in ihre Gefühle ein, entdeckte ihre Zuneigung zu Rothen, ihre unverbrüchliche Treue Cery und den Hüttenleuten gegenüber und schließlich sogar die neuen Gefühle, die sie für Dorrien hegte.
Plötzlich loderte Zorn in ihr auf, Zorn, der sich gegen Akkarin richtete, weil er ihr das antat. Er wollte wissen, wie sie dazu stand, dass er schwarze Magie praktizierte, und ihr Geist reagierte mit Missbilligung und Angst. Würde sie ihn bloßstellen, wenn sie konnte? Ja! Aber nur, wenn sie wusste, dass Rothen und den anderen deswegen keine Gefahr drohte.
Dann zog er sich aus ihren Gedanken zurück, und der Druck auf ihren Schläfen ließ nach. Blinzelnd öffnete sie die Augen. Akkarin hatte ihr den Rücken zugekehrt und ging langsam im Raum auf und ab. Rothen legte ihr beruhigend die Hände auf die Schultern.
»Ihr beide würdet mich bloßstellen, wenn ihr könntet«, sagte Akkarin. Er schwieg eine Weile, dann drehte er sich wieder zu ihnen um. »Ich werde verlangen, dass man mich zu Soneas Mentor bestimmt. Ihre Fähigkeiten sind weit fortgeschritten, und wie Lorlen bereits festgestellt hat, ist ihre Stärke wirklich ungewöhnlich. Niemand wird meine Wahl in Frage stellen.«
»Nein!«, stieß Rothen hervor.
»O doch«, entgegnete Akkarin. »Sie wird mir Euer Schweigen garantieren. Solange sie mir gehört, werdet Ihr niemals irgendjemanden wissen lassen, dass ich schwarze Magie praktiziere.« Er blickte zu Sonea hinüber. »Umgekehrt wird Rothens Wohlergehen mir deinen Gehorsam sichern.«
Sonea starrte ihn entsetzt an. Sie sollte seine Geisel sein!
»Ihr werdet in Zukunft nur noch miteinander sprechen, um dafür zu sorgen, dass niemand Verdacht schöpft. Ihr werdet euch beide so benehmen, als sei nichts Ungewöhnlicheres vorgefallen als ein Wechsel von Soneas Mentor. Habt ihr mich verstanden?«
Rothen gab einen erstickten Laut von sich. Sonea drehte sich erschrocken zu dem älteren Magier um und sah Schuldgefühle in seinem Blick.
»Zwingt mich nicht dazu, über eine Alternative nachzudenken«, sagte Akkarin warnend.
Als Rothen ihm antwortete, klang seine Stimme angespannt. »Ich verstehe. Wir werden tun, was Ihr verlangt.«
»Gut.«
Akkarin trat einen Schritt näher an Sonea heran und musterte sie eindringlich. »In meiner Residenz gibt es ein Zimmer für den Novizen des Hohen Lords. Du wirst mich jetzt sofort begleiten und später einen Diener ausschicken, der deine Sachen holt.«
Soneas Kehle war wie zugeschnürt, als sie sich hilfesuchend zu Rothen umwandte. Er erwiderte ihren Blick.
- Es tut mir Leid.
»Sofort, Sonea.« Akkarin deutete auf die Tür, die daraufhin aufschwang.
Rothen, der immer noch die Hände auf ihren Schultern liegen hatte, gab ihr einen sanften Stoß. Sie riss sich zusammen; sie wollte nicht, dass Rothen mit ansehen musste, wie man sie mit Gewalt fortschaffte. Er würde eine Möglichkeit finden, ihr zu helfen. Er würde alles tun, was in seinen Kräften stand. Für den Augenblick hatten sie beide keine andere Wahl, als zu gehorchen.
Sonea holte tief Luft, dann löste sie sich von Rothen und trat in den Korridor hinaus. Akkarin bedachte den älteren Magier mit einem letzten abschätzenden Blick, dann ging er auf die Tür zu. Als der Hohe Lord sich abwandte, loderte Hass in Rothens Augen auf.
Dann fiel die Tür ins Schloss, und er blieb allein im Raum zurück.
»Komm mit«, sagte Akkarin. »Das Novizenzimmer in meiner Residenz hat seit vielen Jahren keinen Bewohner mehr gehabt, aber es hat stets für diesen Verwendungszweck bereitgestanden. Du wirst feststellen, dass es erheblich komfortabler ist
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