Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice

Titel: Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan
Vom Netzwerk:
verschwunden waren, war der Diener mit einem Getränk zurückgekommen. Sonea hatte den Duft erkannt - es war ein leichtes Schlafmittel gewesen -, und sie hatte das ganze Glas geleert, sich auf dem fremden, viel zu weichen Bett zusammengerollt und die Müdigkeit, die sich langsam in ihr ausbreitete, willkommen geheißen.
    Am Morgen hatten eifrige Diener ihr neue Roben und das Frühstück gebracht. Es gelang ihr, einige Bissen zu essen, aber als Akkarin kam, bedauerte sie es. Wie schon am Abend zuvor war ihr übel vor Furcht, als sie ihm zur Universität folgte. Zu Jerriks Büro. War sie auf dem Weg dorthin an anderen Novizen vorbeigekommen? Waren sie beim Anblick des Hohen Lords in Schweigen verfallen, wie sie es immer taten? Sonea konnte sich nicht daran erinnern.
    Jerriks Bewegungen waren hektisch, und ein konzentrierter Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Sie hatte den Hohen Lord nur wenige Male zusammen mit anderen Magiern gesehen und dabei festgestellt, dass man ihn allgemein mit Respekt, ja sogar mit Ehrfurcht behandelte. Galt diese Huldigung der Position des Hohen Lords? Oder war es etwas anderes? Hatten die Magier instinktiv Angst vor ihm, ohne den Grund dafür zu kennen?
    Während sie Jerrik beobachtete, schüttelte sie den Kopf. Stundenpläne und Prüfungen erschienen ihr mit einem Mal so unwichtig. Wenn Jerrik gewusst hätte, was wirklich geschehen war, würde ihn dieses Jonglieren mit verschiedenen Papieren und Kurszeiten nicht mehr im Geringsten interessieren. Und er würde Akkarin auch nicht mehr mit Respekt begegnen.
    Aber er wusste es nicht, und sie konnte es ihm nicht erzählen.
    Jerrik erhob sich abrupt. Er ging zu einem Schrank hinüber und nahm drei Schatullen heraus: eine grüne, eine rote und eine purpurfarbene. Dann trat er zu den hohen, schmalen Türen, die eine Wand des Raums bedeckten, und strich mit der Hand über den Griff der ersten Tür. Ein leises Klicken war zu hören, dann öffnete sich die Tür; dahinter kamen etliche Regale zum Vorschein.
    Nachdem er mit dem Finger über das erste Regal gestrichen hatte, hielt er inne und zog einen Ordner heraus. Er legte ihn auf den Tisch, und Sonea sah, dass ihr Name in säuberlicher Handschrift auf den Deckel geschrieben war. Neugierig beobachtete sie, wie Jerrik den Ordner öffnete und mehrere Seiten durchlas. Was steht da drin?, fragte sie sich. Bemerkungen der Lehrer wahrscheinlich. Und ein Bericht über die Schreibfeder, die ich angeblich gestohlen habe.
    Jerrik öffnete die drei Schatullen. Darin lagen weitere Papiere mit Zeitplänen und den Namen von Lehrern. Eines dieser Papiere wählte er jetzt aus, dann nahm er ein sauberes Blatt von seinem Schreibtisch und machte sich daran, einen weiteren Plan zu zeichnen. Minutenlang waren im Raum nur das Kratzen von Jerriks Feder und seine regelmäßigen Atemzüge zu hören.
    »Das ist ein großes Glück für dich, Sonea«, bemerkte er, ohne aufzublicken.
    Sonea verkniff sich ein plötzliches, bitteres Lachen. »Ja, Rektor«, murmelte sie.
    Stirnrunzelnd sah er zu ihr auf, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Arbeit zu. Als er mit dem Zeitplan fertig war, griff er nach einem weiteren Blatt Papier und machte eine Abschrift davon.
    »Du wirst im nächsten Jahr nicht viel Zeit für dich haben«, erklärte er ihr. »Lord Yikmo zieht es vor, tagsüber zu unterrichten, daher wirst du stattdessen einige private Stunden in Alchemie nehmen müssen. Die Freitage bleiben dir zum Lernen. Wenn du dir die Arbeit gut einteilst, kannst du es vielleicht einrichten, dir die Freitagvormittage für eigene Unternehmungen freizuhalten.« Er hielt inne und musterte sein Werk mit einem traurigen Kopfschütteln. »Wenn du Lord Yikmo von deinen Fortschritten überzeugen kannst, wirst du nach einer Weile vielleicht auch wieder einige freie Nachmittage haben.«
    Sonea antwortete nicht. Welchen Nutzen sollte freie Zeit jetzt noch für sie haben? Akkarin hatte ihr verboten, mit Rothen zu sprechen, und sie hatte keine Freunde unter den Novizen. Sie hatte Angst vor den nächsten Wochen. Wenn es bis zum nächsten Jahr keinen Unterricht gab, womit sollte sie sich dann beschäftigen? Sollte sie in ihrem neuen Zimmer in Akkarins Residenz bleiben? Sie schauderte. Nein, sie würde so oft wie möglich versuchen, gerade nicht dort zu sein.
    Wenn er es ihr gestattete. Was, wenn er sie in seiner Nähe haben wollte? Was, wenn er mich bei seiner schmutzigen Arbeit benutzen will? Sie schob den Gedanken beiseite, dann hielt sie inne.

Weitere Kostenlose Bücher