Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
Röte schoss ihr in die Wangen. Lord Yikmo stand, die Arme vor der Brust verschränkt, im Flur.
»Also?«, fragte er.
Regin verbeugte sich, und die anderen Novizen folgten hastig seinem Beispiel.
»Nur ein kleines Spiel, Mylord«, sagte er.
»Ein Spiel, ja?« Yikmo funkelte ihn wütend an. »Setzen die Regeln dieses Spiels die der Gilde außer Kraft? Kämpfe außerhalb des Unterrichts oder der Arena sind verboten.«
»Wir haben nicht gekämpft«, erklärte einer der Novizen. »Es war nur ein Spiel.«
Yikmos Augen wurden schmal. »Wirklich? Ihr habt also Betäubungszauber außerhalb des Kampfes benutzt - gegen eine schutzlose junge Frau.«
Regin schluckte. »Ihr Schild ist zusammengebrochen, bevor wir es bemerkt haben, Mylord.«
Lord Yikmo zog die Augenbrauen hoch. »Anscheinend bist du weder so diszipliniert noch so begabt, wie Lord Garrel behauptet. Ich bin davon überzeugt, dass Lord Balkan mir zustimmen wird.« Yikmo musterte Regins Gefährten und prägte sich ein, wer sie waren. »Geht zurück auf eure Zimmer, alle.«
Die Novizen eilten davon. Als Lord Yikmo sich zu ihr umdrehte, wünschte Sonea, sie hätte die Kraft gehabt, sich davonzustehlen, während er mit den anderen Novizen beschäftigt gewesen war. Er wirkte sehr enttäuscht. Mit letzter Kraft zwang sie sich aufzustehen.
»Wie lange ist das schon so gegangen?«
Sie zögerte, denn sie wollte nicht zugeben müssen, dass etwas Derartiges schon einmal geschehen war. »Eine Stunde.«
Er schüttelte den Kopf. »Was für eine Dummheit von diesen Novizen. Den Schützling des Hohen Lords anzugreifen! Noch dazu mit einer ganzen Gruppe.« Er sah Sonea abermals an, dann seufzte er. »Keine Sorge, es wird nicht noch einmal vorkommen.«
»Bitte, erzählt niemandem davon.«
Er musterte sie stirnrunzelnd. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, strauchelte jedoch, als der Flur sich um sie zu drehen begann. Yikmo hielt sie fest, und sie spürte, wie ein wenig heilende Energie durch ihren Arm lief. Sobald sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, löste sie sich aus seinem Griff.
»Eines wüsste ich gern: Hast du zurückgeschlagen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Warum nicht?«
»Welchen Sinn hätte das gehabt?«
»Keinen, aber die meisten Menschen würden sich in einer solchen Situation schon aus Stolz zur Wehr setzen. Vielleicht hast du dich ja aus demselben Grund zurückgehalten.«
Er sah sie erwartungsvoll an, aber sie wandte den Blick ab und schwieg.
»Wenn du dir ein oder zwei der schwächeren Novizen vorgenommen hättest, wären sie jetzt vielleicht genauso erschöpft wie du. Das hätte auf die anderen zumindest abschreckend gewirkt.«
Sonea runzelte die Stirn. »Aber sie hatten keine inneren Schilde. Was wäre passiert, wenn ich einen von ihnen verletzt hätte?«
Er lächelte erfreut. »Das ist die Antwort, die ich hören wollte. Trotzdem denke ich, dass hinter deinem Widerstreben, sie deinerseits anzugreifen, mehr steckt als Vorsicht.«
Wut stieg in Sonea auf. Yikmo versuchte also wieder einmal, sie mit geschickten Bemerkungen dazu zu bringen, ihre Schwächen preiszugeben. Aber dies war keine Unterrichtsstunde. War es nicht schon demütigend genug, dass er sie in einer solchen Situation entdeckt hatte? Sie wollte, dass er sie endlich in Ruhe ließ, und nahm Zuflucht zu dem einen Thema, auf das die meisten Magier empfindlich reagierten.
»Wärt Ihr auch dann noch so erpicht aufs Kämpfen, wenn Ihr mit angesehen hättet, wie ein Junge unter den Händen von Magiern sterben musste?«
Sein Blick flackerte nicht, sondern wurde im Gegenteil noch eindringlicher. »Ah«, sagte er. »Das ist es also.«
Sonea starrte ihn entgeistert an. Würde er selbst die Tragödie der Säuberung in eine Unterrichtsstunde verwandeln? Ihr Zorn wuchs, und sie wusste, dass es ihr nicht mehr lange gelingen würde, sich zu beherrschen.
»Gute Nacht, Lord Yikmo«, stieß sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann wandte sie sich ab und ging mit raschen Schritten den Flur hinunter.
»Sonea! Komm zurück.«
Sie beachtete ihn nicht. Er rief noch einmal nach ihr, und diesmal schwang in seiner Stimme Ärger mit. Sonea kämpfte gegen die Müdigkeit in ihren Beinen an und beschleunigte ihr Tempo.
Als sie den Hauptflur erreichte, verebbte ihr Zorn. Yikmo würde dafür sorgen, dass sie ihre Unhöflichkeit bedauerte, aber für den Augenblick war es ihr gleichgültig. Jetzt wollte sie nur noch ein warmes Bett und tagelang schlafen.
28. Ein geheimer Plan
A ls sich die Tür
Weitere Kostenlose Bücher