Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
vorbeikam, wenn sie sie in den Fluren umstellten.
Ihre Zimmertür wurde durch einen eigenen Schild geschützt, und das Gleiche galt für ihr Fenster und ihren Bücherkoffer. Sie war es gewohnt, bei Tag und Nacht Magie zu benutzen, und doch war sie niemals müde oder geschwächt. Nicht einmal nach einer besonders kräftezehrenden Stunde in den Kriegskünsten.
Aber sie war allein. Seufzend blickte sie auf den leeren Stuhl vor sich. Poril hatte sich eine Woche zuvor beim Lernen die Hände verbrannt. Sie vermisste ihn, vor allem da es ihm offensichtlich gleichgültig war, dass man ihr angeblich einen Diebstahl nachgewiesen hatte.
»Lord Elben?«
Sonea hob den Kopf. In der Tür stand eine Frau in grüner Robe. Sie trat beiseite und stieß einen zierlichen Novizen mit sanfter Gewalt in den Raum. Sofort wurde Sonea ein wenig leichter ums Herz.
»Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es Poril wieder gut genug geht, um dem Unterricht beizuwohnen. Er wird immer noch nichts mit den Händen tun können, aber er kann zusehen.«
Porils Blick flog direkt zu Regin, dann wandte er sich hastig ab, verbeugte sich vor Lord Elben und eilte zu seinem Platz. Die Heilerin nickte dem Lehrer zu und verließ den Raum.
Während Elben der Klasse neue Anweisungen gab, blickte Sonea von Zeit zu Zeit zu ihrem Freund hinüber. Poril schien dem Unterricht keine Aufmerksamkeit zu schenken. Er saß nur steif da und betrachtete seine Hände, die von frischen, roten Narben überzogen waren. Als Stunden später der Mittagsgong erklang, wartete Poril, bis die übrigen Novizen gegangen waren, dann stand er hastig auf und eilte zur Tür hinüber.
»Poril«, rief sie ihm nach. Sie verbeugte sich hastig vor Elben und holte den Jungen mit wenigen Schritten ein. »Willkommen, Poril.« Als er sie ansah, lächelte sie. »Brauchst du Hilfe, um die Lektionen nachzuarbeiten?«
»Nein.« Er runzelte die Stirn und beschleunigte seinen Schritt.
»Poril?« Sonea hielt ihn am Arm fest. »Was ist los?«
Poril betrachtete zuerst sie, dann den Rest der Klasse weiter unten im Flur. Regin hatte sich ein wenig zurückfallen lassen und drehte sich jetzt nach ihnen um. Die Art, wie er lächelte, ließ Sonea frösteln.
Auch Poril schauderte. »Ich kann nicht mit dir reden. Ich kann nicht.« Er schüttelte ihre Hand ab.
»Aber...«
»Nein, lass mich in Ruhe.« Er wollte weitergehen, aber sie griff erneut nach seinem Arm und hielt ihn fest.
»Ich werde dich nicht in Ruhe lassen, bevor du mir erklärt hast, was hier los ist«, stieß sie hervor.
Er zögerte mit der Antwort. »Es ist Regin.«
Als sie Porils bleiches Gesicht sah, krampfte sich ihr Magen zusammen. Er blickte immer wieder zu den anderen Novizen hinüber, und sie wusste, dass er ihr nicht mehr darüber erzählen wollte. Er wollte nur weg von ihr. »Was hat er gesagt?«, bedrängte sie ihn.
Poril schluckte. »Er sagt, ich darf nicht mehr mit dir reden. Es tut mir Leid...«
»Und du wirst einfach tun, was er sagt?« Es war unfair, das wusste sie, aber inzwischen war heiße Wut in ihr aufgestiegen. »Warum hast du ihm nicht erklärt, er solle sich im Tarali ertränken?«
Poril hob seine vernarbten Hände. »Das habe ich ja getan.«
Soneas Wut verwandelte sich in Eis. Sie starrte Poril an. »Er war das?«
Porils Nicken war so schwach, dass sie es beinahe nicht bemerkt hätte. Sie blickte den Flur hinunter, aber die Klasse hatte bereits die Treppe erreicht und war außer Sicht.
»Das ist... Warum hast du es niemandem erzählt?«
»Ich kann es nicht beweisen.«
Eine Wahrheitslesung hätte es bewiesen. Hatte Poril genau wie sie ein Geheimnis, das er verborgen hielt? Oder machte ihm die Vorstellung, ein Magier könnte seine Gedanken lesen, solche Angst, dass er alles tun würde, um es zu vermeiden?
»Man kann ihm nicht durchgehen lassen, dass er dir die Hände verbrennt, nur weil du mein Freund bist«, knurrte sie. »Wenn er dich noch einmal bedroht, sag es mir. Ich werde... ich werde...«
»Was? Du kannst nichts tun, Sonea.« Er war rot geworden. »Es tut mir Leid, aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.« Er wandte sich ab und rannte den Flur hinunter.
Kopfschüttelnd folgte Sonea ihm in einigem Abstand. Als sie die Treppe erreichte, ging sie langsam hinunter. Unten angekommen hörte sie ein leises Dröhnen, das von der Großen Halle kam. Sie blinzelte überrascht.
Die Halle war voller Magier. Sie standen zu zweit oder in größeren Gruppen beisammen und unterhielten sich. Sonea blieb stehen
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