Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
sich an die Gilde wenden. Dem Gesetz nach darf ich meine Kräfte nur zur Verteidigung benutzen, es sei denn, mein König persönlich hätte mir einen anderslautenden Befehl gegeben.«
Der Kapitän senkte den Blick und ging davon. Dannyl hörte den Mann einige Worte in seiner eigenen Sprache murmeln, dann schickte er die Mannschaft wieder an die Arbeit. Mehrere der Matrosen wirkten sichtlich unzufrieden, nahmen jedoch ohne Klage ihr Werk wieder auf.
»Sie sind nicht die Einzigen, die Euer Verhalten enttäuschend finden«, bemerkte Tayend.
Dannyl betrachtete seinen Freund nachdenklich. »Ihr meint also auch, ich hätte sie töten sollen?«
Tayend blickte den Piratenschiffen mit schmalen Augen nach. »Ich hätte nichts dagegen gehabt.« Dann zuckte er die Achseln. »Aber vor allem hatte ich auf eine kleine Zurschaustellung von Magie gehofft. Nichts allzu Fantastisches. Nur einige Funken und Feuer.«
»Funken und Feuer?«
»Ja. Und vielleicht eine kleine Wasserfontäne.«
»Tut mir Leid, dass ich Euch enttäuschen musste«, erwiderte Dannyl trocken.
»Und was sollte dieses Gerede, mich an Sklavenhändler zu verkaufen - noch dazu für bloße fünfzig Goldmünzen!«
»Ich entschuldige mich. Wären hundert Goldmünzen angemessener gewesen?«
»Nein! Und Ihr hört Euch nicht so an, als täte es Euch besonders leid.«
»Dann entschuldige ich mich dafür, dass meine Entschuldigung so wenig überzeugend ausgefallen ist.«
Tayend verdrehte die Augen. »Das reicht! Ich gehe wieder hinein.«
Sonea drückte ihren Bücherkoffer fester an sich und seufzte. Es wurde jetzt sehr schnell dunkel. Bei ihrem Aufbruch hatte der Wald in den letzten Sonnenstrahlen noch lange Schatten geworfen, aber inzwischen war nur mehr ein nebliges Dämmerlicht zurückgeblieben, in dem sie kaum noch etwas erkennen konnte. Sie widerstand dem Drang, eine Lichtkugel zu schaffen, weil sie wusste, dass man sie dann nur umso leichter finden würde.
In der Nähe knackte ein Zweig.
Sie blieb stehen und sah sich angestrengt um. Zwischen den Baumstämmen waren in der Ferne die Lichter des Heilerquartiers zu erkennen. Sie konnte keine Bewegung wahrnehmen, kein Geräusch hören.
Langsam stieß sie den Atem aus, den sie angehalten hatte, und begann weiterzugehen.
Einige Wochen zuvor hatte Lord Kiano die Klasse zu den Feldern und Glashäusern hinter den Heilerquartieren geführt, wo medizinische Pflanzen angebaut wurden. Er hatte ihnen mehrere Spezies gezeigt und ihnen erklärt, wie sie die einzelnen Pflanzen erkennen konnten. Danach hatte er ihnen mitgeteilt, dass er künftig jede Woche einen Novizen auswählen würde, der ihn nach dem Unterricht zu den Feldern hinüberbegleiten und seine Kenntnisse unter Beweis stellen sollte.
An diesem Nachmittag war sie an der Reihe gewesen. Nach der Prüfung hatte Kiano sie entlassen, und sie musste allein in das Novizenquartier zurückkehren. Da sie wusste, dass Regin sich eine solche Gelegenheit, ihr ungestört aufzulauern, nicht entgehen lassen würde, hatte sie noch ein wenig getrödelt und Interesse an den Pflanzen geheuchelt. Aber ihre Hoffnung, sie könnte vielleicht mit Kiano zusammen nach Hause gehen, hatte sich zerschlagen, denn der Lehrer hatte ein Gespräch mit einem der Gärtner begonnen, das offensichtlich länger dauern würde.
Also hatte sie beschlossen, ihren alternativen Plan anzuwenden. Sie vermutete, dass Regin sie auf dem gewöhnlichen Pfad erwarten würde, deshalb hatte sie eine Abkürzung durch den Wald genommen.
Ein Knacken zu ihrer Linken ließ sie abermals innehalten. Als sie ein ersticktes Lachen hörte, erstarrte sie. Ihr Plan war gescheitert.
»Guten Abend, Sonea.«
Sie fuhr herum und sah eine vertraute Silhouette zwischen den Bäumen. Entschlossen schuf sie eine Lichtkugel, und die Dunkelheit wich zurück. Regin blieb stehen und lächelte, während zwei weitere Gestalten hinter ihm auftauchten: Issle und Alend. Dann hörte sie Geräusche aus allen Richtungen, und nun tauchten auch Gennyl, Vallon und Kano aus der Dunkelheit auf.
»Ein schöner Abend für einen Spaziergang im Wald«, bemerkte Regin und sah sich um. »So still. So friedlich. Niemand, der uns stört.« Er kam einen Schritt näher. »Die Lehrer lassen dir keine Sonderbehandlung mehr zukommen, nicht wahr? So ein Pech. Es ist wirklich nicht fair, dass man uns zusätzliche Aufmerksamkeit schenkt und dir nicht. Also dachte ich, ich gebe dir selbst ein wenig Unterricht.«
Das Knirschen des Schnees sagte Sonea, dass die
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