Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Novizin - The Magician's Guild 2: The Novice
ausgesetzt war, schwächer wurden. Als sie die Augen wieder öffnete, blinzelten die Novizen und rieben sich das Gesicht.
»Ich kann nichts sehen!«, rief Kano.
Es hat funktioniert! Grinsend beobachtete sie, wie Alend laut fluchend die Arme ausbreitete und auf dem unebenen Boden beinahe das Gleichgewicht verlor. Issle tastete sich bis zu einem Baum vor und umschlang ihn dann so fest, als befürchtete sie, er könnte davonlaufen.
Sonea machte einen Schritt rückwärts. Als Regin das Knirschen des Schnees hörte, streckte er die Hand aus und kam auf sie zu. Sein Stiefel landete in einer Schlammpfütze und glitt zur Seite weg. Im nächsten Moment lag der Junge mit dem Gesicht nach unten im Morast. Mit einem angewiderten, wütenden Aufschrei raffte er sich wieder auf.
Sonea erstickte ein Lachen. Ein mörderischer Ausdruck erschien auf Regins Gesicht, und er machte einen Satz auf sie zu. Sonea wich den suchenden Händen geschickt aus.
»Vielen Dank für die Lektion, Regin. Ich hätte nie gedacht, dass du ein Mann von solcher Weitsicht bist.«
Kichernd wandte sie sich ab und ging auf die Lichter der Universität zu.
16. Die Regeln der Anklage
R othen baute gerade eine komplizierte Konstruktion aus Röhren, Ventilen und Glaskugeln ab, als ein junger Mann in Dienstbotenkleidung in der Tür des Klassenzimmers auftauchte. Die grüne Schärpe, die er um die Taille trug, wies ihn als einen Boten der Heiler aus.
»Ja?«, sagte Rothen.
»Lady Vinara erbittet Eure Anwesenheit im Heilerquartier.«
Rothens Herz setzte einen Schlag aus. Was konnte Vinara von ihm wollen? War Sonea etwas zugestoßen? War einer von Regins Streichen zu weit gegangen? Oder handelte es sich um jemand anderen? Um seinen alten Freund Yaldin vielleicht? Oder um Ezrille, dessen Frau?
»Ich werde in Kürze dort sein«, erwiderte er.
Der Bote verbeugte sich und eilte davon. Rothen sah den Novizen an, der zurückgeblieben war, um ihm zur Hand zu gehen. Farind lächelte.
»Ich werde die Versuchsanordnung allein abbauen, wenn Ihr wollt, Mylord.«
Rothen nickte. »Also gut. Aber sei vorsichtig, wenn du die Säure weggießt.«
»Natürlich.«
Auf dem Weg durch die Flure versuchte Rothen, sich keinen Spekulationen über Vinaras Beweggründe hinzugeben. Er würde es schon bald genug erfahren. Die Abendluft draußen war eiskalt, daher hüllte er sich in einen Schild und wärmte die Luft darin. Als er die Heilerquartiere erreichte, erwartete Lady Vinara ihn bereits im Eingang.
»Ihr habt nach mir schicken lassen?«, fragte Rothen atemlos.
Ein schwaches Lächeln zuckte um ihre Lippen. »Es wäre nicht nötig gewesen, dass Ihr Euch derart beeilt, Lord Rothen«, beruhigte ihn Vinara. »Die Novizen, die behaupten, Opfer Eures Schützlings geworden zu sein, werden nicht gleich das Zeitliche segnen. Wisst Ihr, wo Sonea ist?«
Opfer? Was hatte sie getan? »Wahrscheinlich sitzt sie in ihrem Zimmer und lernt.«
»Ihr habt sie heute Abend nicht gesehen?«
»Nein.« Rothen runzelte die Stirn. »Worum geht es denn?«
»Vor einer Stunde sind sechs Novizen hierher gekommen. Sie behaupten, Sonea habe ihnen im Wald aufgelauert und sie geblendet.«
»Sie geblendet? Wie?«
»Mit einem sehr hellen Licht.«
»Oh.« Rothen entspannte sich, aber als er die grimmige Miene der Heilerin sah, machte er sich von neuem Sorgen. »Es ist doch nicht von Dauer?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Keine ihrer Verletzungen sind ernsthaft - und gewiss nicht schlimm genug, dass die Heiler ihre Zeit damit vergeuden müssten. Sie werden sich schon erholen.«
»Haben sie abgesehen von dieser vorübergehenden Blindheit noch weitere Verletzungen davongetragen?«
»Sie haben sich einige Schnittwunden und Prellungen zugezogen, weil sie aus dem Wald herausfinden mussten, ohne etwas sehen zu können.«
»Ich verstehe.« Rothen nickte langsam. »Handelt es sich bei einem dieser Novizen vielleicht um Garrels Schützling Regin?«
»Ja.« Ihre Lippen wurden schmal. »Ich habe gehört, dass Sonea eine besondere Abneigung gegen diesen Jungen hegt.«
Rothen stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit, das kann ich Euch versichern. Darf ich mit Regin sprechen?«
»Selbstverständlich. Ich werde Euch zu ihm bringen.« Vinara drehte sich um und ging durch den Hauptflur des Gebäudes.
Während Rothen ihr folgte, dachte er über das Gehörte nach. Er glaubte keinen Moment lang, dass Sonea Regin und seinen Freunden aufgelauert hatte. Viel wahrscheinlicher
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