Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
wählte eine dünne Klinge aus. Aus einer anderen Tasche nahm er ein Werkzeug, einen Teil des Erbes, das sein Vater ihm hinterlassen hatte. Er befestigte dieses Werkzeug an der Klinge, schob es durch das Schlüsselloch und tastete nach dem Türdrücker. Als er ihn gefunden hatte, arbeitete er sich langsam die Klinke entlang vor, bis er den leichten Widerstand des Taus spürte. Er drückte die Schneide der Klinge fest dagegen.
Dann kehrte er zu dem Schacht zurück und vergewisserte sich mit dem Spiegel, dass die Schnur jetzt ungefährlich von den Dachsparren herabbaumelte. Zufrieden packte er sein Arbeitsgerät weg, wickelte sich zwei Lappen um die Stiefel und holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
Vollkommen lautlos öffnete Cery die Tür, schlüpfte in den Raum und betrachtete die schlafenden Männer.
Sein Vater hatte auch für diese Situation einen Rat gehabt: Die beste Art, sich an jemanden heranzuschleichen, so hatte er gesagt, sei die, nicht zu versuchen, sich anzuschleichen. Er betrachtete die beiden Räuber. Beide schliefen, und der betrunkene Mann schnarchte leise.
Cery durchquerte den Raum und untersuchte die Vordertür. Ein Schlüssel ragte aus dem Schloss. Er drehte sich wieder um und besah sich noch einmal die beiden Männer.
Tullins Messer glitzerte in der Dunkelheit. Cery nahm Farens Botschaft aus der Brusttasche und trat neben den Räuber. Dann griff er nach dessen Messer und benutzte es, um das Blatt Papier damit auf der Tischplatte zu befestigen.
Das müsste eigentlich reichen. Mit einem grimmigen Lächeln kehrte er zur Tür zurück und griff nach dem Schlüssel. Als er ihn umdrehte, erklang ein leises Klicken. Tullins Lider flatterten, aber seine Augen blieben geschlossen. Cery verließ das Haus und schlug die Tür krachend hinter sich zu.
Drinnen ertönte ein Schrei. Cery huschte zu dem dunklen Hauseingang des Ladens nebenan und drehte sich um, um die Ereignisse aus sicherer Entfernung zu verfolgen. Im nächsten Moment wurde die Tür des Nachbarhauses aufgerissen, und Tullin starrte in die Nacht hinaus; sein Gesicht wirkte bleich in dem gedämpften Mondlicht. Dann erklang eine wütende Stimme im Haus, gefolgt von einem Entsetzensschrei. Tullin runzelte die Stirn und kehrte in den Raum zurück.
Cery stahl sich lächelnd in die Nacht davon.
Sonea verfluchte Faren.
Auf der Herdstelle vor ihr lag ein kurzer Stock. Nachdem sie mit verschiedenen Gegenständen experimentiert hatte, hatte sie sich für Holz entschieden, da dieses Material, wenn man Magie benutzte, am wenigsten Gefahren bot. Es war nicht billig - Brennholz wurde in den nördlichen Bergen geschlagen und über den Tarali nach Imardin verschifft -, aber trotzdem war es entbehrlich, und in dem Raum, in dem sie sich befand, gab es einen reichlichen Vorrat davon.
Zweifelnd beäugte sie den Stock, dann sah sie sich in ihrem Quartier um und rief sich ins Gedächtnis, dass ihre Bemühungen durchaus sinnvoll waren. Polierte Tische und gepolsterte Sessel standen um sie herum. In den angrenzenden Räumen gab es weiche Betten, reichlich Nahrungsmittel und einen großzügigen Vorrat an berauschenden Getränken. Faren behandelte sie wie einen Ehrengast in einem der großen Häuser.
Aber sie fühlte sich wie eine Gefangene. Das Versteck hatte keine Fenster, da es zur Gänze unter der Erde lag. Man erreichte es nur über die »Straße«, und es wurde Tag und Nacht bewacht. Lediglich Farens engste Vertraute, seine »Vettern«, kannten diesen Ort.
Seufzend ließ Sonea die Schultern sinken. Jetzt, da sie sowohl vor Magiern als auch vor geldgierigen Hüttenleuten sicher war, hatte sie Mühe, der Langeweile Herr zu werden. Nachdem sie sechs Tage lang dieselben Wände gesehen hatte, konnte sie nicht einmal mehr die behagliche Einrichtung des Raums ablenken, und obwohl Faren von Zeit zu Zeit vorbeikam, hatte sie kaum mehr zu tun, als mit Magie zu experimentieren.
Vielleicht war es genau das, was Faren beabsichtigte. Als sie auf den Stock hinabblickte, durchzuckte sie einmal mehr ein Stich der Enttäuschung. Obwohl sie, seit sie in das Versteck gekommen war, mehrmals am Tag ihre Kräfte heraufbeschwor, funktionierten sie nie so, wie Sonea es wollte. Wenn sie etwas verbrennen wollte, bewegte es sich. Wenn sie einem Gegenstand befahl, sich zu bewegen, explodierte er.
Wenn sie etwas zerbrechen wollte, fing es Feuer. Wenn sie Faren von ihren Misserfolgen erzählte, lächelte dieser nur und erwiderte, sie solle weiter üben.
Mit einer Grimasse
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