Die Gilde der Schwarzen Magier - Die Rebellin - The Black Magician's Guild 1 - The Magician's Guild
darin eingelassenen Stiften hervor. Dann machte sich der Dieb daran, die Münzen auf die Stifte zu schieben. Die Löcher in den Münzen schmiegten sich mühelos um die entsprechenden Stifte: Gold kam auf den runden Stift, Silber auf den eckigen, und große Kupfermünzen wurden auf den dreieckigen geschoben. Der Stift, der für das Kupfer gedacht war, blieb leer. Als der Stapel mit Gold zehn Münzen hoch war, schob Faren ihn von dem Stift auf eine »Kappe«, einen kleinen Holzpflock mit Verschlussklammern an beiden Seiten.
»Ich habe noch eine Aufgabe für dich, Ceryni.«
Cery riss sich widerstrebend von dem Anblick des Reichtums vor ihm los, straffte die Schultern und runzelte dann die Stirn, als ihm die Bedeutung von Farens Worten dämmerte. Wie viele »Aufgaben« musste er noch erledigen, bevor er Sonea sehen durfte? Es war über eine Woche vergangen, seit Faren sie unter seine Fittiche genommen hatte. Cery schluckte seinen Ärger herunter und nickte dem Dieb zu.
»Was soll ich tun?«
Faren lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, und in seinen gelben Augen leuchtete Erheiterung auf. »Die nächste Aufgabe dürfte deinen Talenten wohl ein wenig mehr entgegenkommen. Seit einiger Zeit haben es sich zwei Gauner zur Gewohnheit gemacht, Läden im Norden des Inneren Rings auszurauben - Läden, mit deren Besitzern ich ein Abkommen habe. Ich möchte, dass du herausfindest, wo diese beiden Narren leben. Dann wirst du ihnen eine Botschaft von mir überbringen - auf eine Art und Weise, die ihnen sehr deutlich macht, dass ich sie genau beobachte. Kannst du das für mich erledigen?«
Cery nickte. »Wie sehen die Männer aus?«
»Ich habe einen meiner Männer zu den Ladenbesitzern geschickt, um sie zu befragen. Er wird dir alles erzählen, was er weiß. Dies hier wirst du mitnehmen.« Er reichte Cery ein kleines, zusammengefaltetes Blatt Papier. »Warte im Vorraum.«
Cery wandte sich zum Gehen, dann zögerte er plötzlich. Er drehte sich noch einmal zu Faren um und überlegte, ob dies ein geeigneter Augenblick war, um nach Sonea zu fragen.
»Bald«, sagte Faren. »Morgen, wenn alles gut geht.«
Cery nickte, dann trat er durch die Tür in den Vorraum. Obwohl die stämmigen Wachen ihn argwöhnisch beobachteten, schenkte Cery ihnen ein Lächeln. Man sollte sich niemals mit den Lakaien eines mächtigen Mannes anlegen, hatte sein Vater ihm beigebracht. Besser noch, man brachte sie dazu, einen zu mögen. Diese beiden sahen einander so ähnlich, dass sie wohl Brüder sein mussten, obwohl einer der Männer eine lange Narbe an der Wange hatte, die ihn deutlich von dem anderen unterschied, so dass man die beiden mühelos auseinander halten konnte.
»Ich soll hier warten«, erklärte er den beiden und deutete auf einen Stuhl. »Ist der noch frei?«
Der Mann mit der Narbe zuckte die Achseln. Cery setzte sich und sah sich im Raum um. Sein Blick wurde von einem leuchtend grünen Tuch angezogen, das an einer Wand hing. Am oberen Rand des Tuchs war ein goldenes Wappen eingestickt.
»Hai! Ist es das, wofür ich es halte?«, fragte er und stand wieder auf.
Der narbige Mann grinste. »Allerdings.«
»Ein Satteltuch von Donnerwind?«, flüsterte Cery ehrfürchtig. »Woher habt Ihr das?«
»Mein Vetter ist Stallbursche im Haus Arran«, antwortete der Mann. »Der hat es mir beschafft.« Er streckte die Hand aus und strich zärtlich über den Stoff. »Hat mir zwanzig Goldmünzen gewonnen, dieses Pferd.«
»Es heißt, Donnerwind habe einige prächtige Rennpferde gezeugt.«
»Aber einen Hengst wie ihn hat es nie wieder gegeben.«
»Hast du das Rennen gesehen?«
»Nein. Du?«
Cery grinste. »Ich habe mich an den Zahlmeistern vorbeigeschlichen. War nicht einfach. Ich wusste nicht, dass Donnerwind an diesem Tag laufen würde. War einfach nur Glück.« Die Augen des Narbigen wurden glasig, während er zuhörte, wie Cery von dem Rennen erzählte.
Schließlich wurden sie von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Der zweite Wächter, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, öffnete die Tür, und ein hochgewachsener, drahtiger Mann mit einem schwarzen Langmantel trat ein.
»Ceryni?«, fragte er mit verdrossener Miene.
Cery trat vor. Der Mann musterte ihn mit hochgezogenen Brauen, dann bedeutete er Cery, ihm zu folgen. Cery nickte den Wachen zu und trat in den Korridor hinaus.
»Ich soll dir Informationen geben«, erklärte der Mann.
Cery nickte. »Wie sehen die beiden Kerle aus?«
»Einer ist etwa so groß wie ich, aber schwerer.
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