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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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sagte sich, dass seine Augen nicht an die Dunkelheit gewöhnt waren und er seinen Fehler erst bemerken würde, wenn es zu spät war. Er behielt recht. Der Gardist kam in Reichweite und Ennas’ Hand schoss mit der Geschwindigkeit einer Schlange vor und ergriff seinen Schwertarm.
    »Du bist nicht …«
    Er kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden, denn Ennas fuhr ihm mit den gestreckten Fingern der anderen Hand an die Kehle. Mit einer fast lässigen Bewegung warf er den Gardisten mit einem Purzelbaum halb auf das Bett. Ohne innezuhalten, schnitt er dem jungen Mann mit seinem eigenen Schwert die Kehle durch, bevor der auch nur wusste, was geschah. Sogleich wünschte Ennas sich, er hätte den Mann lediglich bewusstlos schlagen können, doch das war schwierig, wenn man sichergehen wollte. Manche Männer fielen bei einem kräftigen Schlag um wie ausgepustet, während andere sich schlicht weigerten, das Bewusstsein zu verlieren, egal wie oft man sie traf. Es war schrecklich, ein Leben so zu verschwenden, aber er konnte es nicht riskieren, sich auf einen Kampf einzulassen.
    Traurig blickte Ennas in die entsetzten Augen, und tiefe Schuldgefühle überkamen ihn, während er beobachtete, wie das Entsetzen langsam der Resignation und schließlich einem Ausdruck von Frieden wich.
    »Es tut mir leid«, sagte er leise, als der Blick des Gardisten brach. »So entsetzlich leid.« War es wirklich notwendig gewesen, ihn zu töten? Hätte er nicht wenigstens versuchen sollen, den jungen Mann bewusstlos zu schlagen und ihn in der Zelle einzusperren? Im Nachhinein dachte Ennas unwillkürlich, dass ihm der Tod des jungen Mannes immer auf der Seele liegen würde.
    Abgesehen vom moralischen Aspekt hatte er eine Riesenschweinerei verursacht, als er dem Wachposten die Kehle durchschnitt, was ihm nur eine schwere Wahl ließ. Der Wächter war schlank. Ennas konnte sich in seine Uniform quetschen, aber es würde eng werden. Außerdem war sie blutverschmiert, was sie als Verkleidung nicht mehr so wirkungsvoll machte. Wenn er die Uniform anzog, konnte er den Palast nicht mehr einfach so verlassen, ohne sich eine gute Geschichte auszudenken. Eine sichtbare Wunde würde das Blut erklären, aber das Verlassen des Palastes noch weiter erschweren, da ihn die anderen Wachen wahrscheinlich gleich zur Krankenstube bringen würden. Er wusste, dass er das Problem schnell lösen musste. Ennas hatte keine Flucht geplant. Seine Absicht war es gewesen, so lange wie möglich unentdeckt in der Zelle auszuharren. Wenn er floh, würde die königliche Garde wieder nach Femke suchen. Schlimmer noch, sie würde eines dritten Mordes beschuldigt werden.
    Mord. Das Wort hallte in seinen Gedanken wider. Ich bin ein Mörder. Nie hatte er geglaubt, dass er sich jemals mit diesem Gedanken befassen musste. Es war verwirrend, und er konnte es sich nicht erlauben, sich nicht mehr zu konzentrieren. Er musste es verdrängen und nachdenken. Für Reue war später noch Zeit.
    Was für Alternativen habe ich?, dachte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem augenblicklichen Problem zu. Er hatte genügend Zeit nachzudenken. Die Wachen hatten sich vor ein paar Minuten erst abgelöst, daher kam wahrscheinlich erst Stunden später jemand ins Verlies. Natürlich bestand immer die Gefahr, dass einer der Hauptleute der Garde herunterkam. Solche Besuche hatte es früher schon gegeben und Ennas wollte kein Risiko eingehen. Wenn er geschnappt wurde, bevor er aus dem Gefängnis verschwunden war, würden die Thrandorianer keine Gnade walten lassen. Die königliche Garde war nicht dumm. Wenn sie ihn hier erwischte, würde ihr schnell klar werden, was geschehen war. Wenn er andererseits aus dem Gefängnis heraus und in den Palast kommen konnte, bevor man ihn entdeckte, war das Bild nicht mehr so klar.
    Ich könnte so weglaufen, wie ich bin – keine gute Idee. Ich könnte versuchen, mir irgendwo anders im Palast Kleider zu stehlen, und dann flüchten – möglich. Ich könnte mich eine Weile im Palast verstecken und warten, bis sich eine weitere Alternative bietet – gefährlich. Je früher ich auf die Straße komme, desto eher kann ich untertauchen.
    Es gefiel Ennas zwar nicht, dennoch zog er dem Gardisten seine Uniform aus und quetschte sich hinein. Die Hose passte ganz gut, aber die Tunika war viel zu schmal in den Schultern. Er hatte das Gefühl, als ob sich der Stoff dehnte und spannte. Glücklicherweise hatten die Gürtel genügend Spiel, dass er sie gut anpassen konnte, damit sie

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