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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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vernünftig aussahen. Die Stiefel waren viel zu eng, doch er biss die Zähne zusammen und zwängte seine Füße hinein. Rennen würde schwierig werden, aber mit etwas Glück musste er es nur schaffen, aus dem Palast hinauszugelangen.
    Sobald er die Uniform anhatte und das Schwert sicher in der Scheide an seiner Seite hing, legte Ennas den jungen Gardisten auf das Bett und bedeckte ihn mit der Decke, sodass es aussah, als ob er schliefe. Im letzten Moment warf er noch die Schlüssel durch das kleine Fenster in die Zelle. Mit etwas Glück würde der Nächste, der hier herunterkam, glauben, die Wache und nicht die Gefangene sei verschwunden. Man würde Zeit damit verlieren, nach der falschen Person zu suchen. Und wenn man sofort vermutete, dass etwas nicht stimmte, dann würde der fehlende Schlüssel eine weitere Verzögerung bedeuten, wenn man die Zelle überprüfen wollte.
    Ennas fiel ein, dass er keine Ahnung hatte, ob es Tag oder Nacht war. Aber das spielte keine Rolle. Er musste jetzt fliehen, solange er die Möglichkeit hatte.
    Vorsichtig schlich er zur Tür am Ende der Treppe und spähte in den Gang. Alles war still. Den fehlenden Leuten und der Zahl der Fackeln nach zu urteilen, war es tiefe Nacht, dachte er und dankte seinem Glücksstern. Da nicht alle Fackeln brannten, war der Gang in düsteres, flackerndes Licht getaucht, in dem unaufhörlich Schatten tanzten. Genau der Ort, an dem sich ein Spion wohlfühlt, dachte Ennas bitter. Leise wie eine Katze auf der Jagd schlich er sich in den Gang und suchte nach einem Weg aus dem Palast.
    Ennas war klar, dass es äußerst gefährlich war, ziellos durch den Palast zu laufen, doch als er in seiner Verkleidung als Priester von Ishell ins königliche Gefängnis geleitet worden war, hatte er den Palast durch das Haupttor betreten und war auf vielen Umwegen dorthin geführt worden. Er konnte sich an den Weg nicht mehr erinnern und hatte auch gar nicht vor, ihn zu suchen, da er nicht durch das Haupttor hinauswollte. Es musste einen weniger auffälligen Weg geben, vielleicht einen Dienstboteneingang oder eine Möglichkeit, über die äußere Palastmauer zu klettern. Zuerst einmal musste er aus dem Hauptgebäude hinaus.
    Am Ende des Korridors bog er rechts ab, wo noch weniger Fackeln brannten. Da alles einsam und verlassen war, konnte er mühelos den Gang entlangschleichen, obwohl ihm die Stiefel furchtbar die Füße einschnürten. Doch es gab hier offenbar keinen Ausgang. Am Ende des Ganges hatte er die Möglichkeit, nach rechts oder links zu gehen.
    »Verdammt!«, murmelte er. »Na, ich schätze, es war auch zu viel verlangt, völlig unbemerkt zum nächsten Ausgang zu spazieren. Das war wohl nichts.«
    Diesmal bog er links ab, um so weit wie möglich von dem Bereich des königlichen Verlieses fortzukommen. Je weiter er sich von dort entfernte, desto unwahrscheinlicher war es, dass die Leute, die ihn möglicherweise für einen Eindringling hielten, ihn damit in Verbindung brachten. Er musste damit rechnen, dass die Garde nach dem Überfall auf den Staatsschatz besonders wachsam sein würde, und konnte nur hoffen, dass er nicht ausgerechnet auf dem Weg zur Schatzkammer war.
    Der Gang erwies sich schnell als eine der belebtesten Arterien des Palastes. Noch bevor er zwanzig Schritte gegangen war, konnte er vor sich mehrere Abzweigungen zu beiden Seiten ausmachen. Sein Adrenalinpegel schoss in die Höhe, als er zwei Männer in der Livree des Palastpersonals vor sich über den Gang laufen sah. Dass sie nicht in seine Richtung sahen, erleichterte ihn ungemein, aber nur für kurze Zeit.
    »He, du! Was hast du um diese Uhrzeit hier zu suchen?« Ennas zuckte unwillkürlich zusammen, und sein Herz begann, rasend schnell zu schlagen. Er blieb stehen, als er den Ruf vernahm, und verfluchte gleich darauf seine unwillkürliche Reaktion. Sein Stehenbleiben hatte ihm die Möglichkeit genommen, den Ruf zu ignorieren und einfach weiterzugehen. Jetzt hatte er nur die Wahl, zu rennen oder sich dem Sprecher zu stellen. Keine der beiden Möglichkeiten schien eine gute Wahl zu sein.
    Er entschied sich dafür, sich zu dem Sprecher umzudrehen. Zwei Gardisten kamen durch den Gang auf ihn zu. Beide waren bewaffnet. Ennas fluchte leise. Einen hätte er vielleicht noch unschädlich machen können, aber gegen zwei wollte er nicht kämpfen. Die Uniform engte ihn zu sehr ein. Also beschloss er zu bluffen.
    »Ich bin auf dem Weg zur Krankenstation, um mich behandeln zu lassen«, sagte er undeutlich, so als

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