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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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meinte Femke, dass Alyssa ihrer neuen Kleidung angemessen ankommen sollte. Außerdem bezahlte sie das Schatzamt des Kaisers dafür, dass sie eine reiche junge Dame spielte, daher hielt sie es für ihre Pflicht, ihre Rolle gut zu spielen.
    Als sie am Tor des kaiserlichen Palastes aus der Kutsche stieg, fanden sich genügend Freiwillige, ihr die Stufen herunterzuhelfen. Viele Lords waren mit ihren Damen zur Krönungszeremonie angereist, alle für diese Gelegenheit in ihren besten Kleidern, doch niemandem entging die umwerfend elegante Gestalt von Lady Alyssa. Irgendwie schien es unangebracht, dass sich alle Augen auf sie richteten, wo sie doch meistens unauffällig zu bleiben versuchte; und doch stand sie hier im Mittelpunkt und liebte jede einzelne Sekunde. Femke hatte sich unsichtbar gemacht, indem sie sich so deutlich bemerkbar machte. Ihre Anwesenheit würde niemandem entgehen, doch alles, was man sehen würde, war eine schöne junge Dame.
     
    »Zeremonieller Wachdienst«, grummelte Nelek von der anderen Seite des Zeltes. Er saß im Schneidersitz auf seinem Deckenhaufen, ein Rüstungsteil in der einen und einen Lappen in der anderen Hand. »Fünf Jahre in der Elitelegion des Generals und jetzt bin ich zum zeremoniellen Wachdienst degradiert worden! Was ist los mit den Berufssoldaten? Können die nicht ihre Schilde polieren und in Reih und Glied stehen?«
    Reynik lächelte. Manche Leute waren auch nie zufrieden. Er war stolz darauf, vor dem versammelten Hochadel von Shandrim als Mitglied der Spezialeinheit des Generals zu stehen. Zu dieser Legion abkommandiert zu werden, galt als Ehre. Nur ein paar Auserwählte wurden direkt von der Grundausbildung der Infanterie geholt, und die wenigen Plätze, die jedes Jahr zu vergeben waren, waren stets hart umkämpft. Reynik war einer von nur zwei Mitgliedern der gesamten Legion, der seinen achtzehnten Geburtstag noch nicht gefeiert hatte, daher empfand er die Ehre als etwas ganz Besonderes.
    Kurz betrachtete der junge Mann sein Spiegelbild in dem Brustpanzer, den er gerade polierte. Obwohl es durch die Krümmung der Metalloberfläche verzerrt war, stellte Reynik befriedigt fest, dass das Gesicht, das ihm entgegenblickte, nicht länger das eines Jungen war. Das intensive Trainingsprogramm, dem er sich unterzogen hatte, hatte ihn körperlich und geistig reifen lassen. Nur wenn er grinste, brach der jugendliche Übermut in seinen Zügen noch durch.
    Auf Neleks Grummeln reagierte niemand. Die Männer konzentrierten sich stattdessen darauf, ihre Zeremonialrüstung so blank zu polieren wie nur irgend möglich. Der Kolonnenführer würde sie unverzüglich bestrafen, wenn er auch nur den kleinsten Makel an ihrer Uniform bemerkte. Niemand, der ein bisschen Verstand hatte, reizte den Kolonnenführer. Soweit es die Soldaten betraf, war der Mann ein Gott. Daraus folgte, dass der Kolonnenzweite ein Halbgott war, demnach man ihm ebenfalls, ohne zu fragen, gehorchen sollte.
    Kommandeure, Generäle und die Adligen, die mit militärischen Angelegenheiten befasst waren, wurden von den Männern allgemein als stolzierende Pfauen betrachtet, eingebildet, aber ohne jegliche Ahnung von der harten Realität des militärischen Lebens an den Frontlinien. Reynik jedoch hatte einen ganz eigenen Blickwinkel auf die Offiziersränge. Sowohl sein Vater als auch sein Onkel waren Kommandeure der Legion gewesen. Nun da er selbst die Grundausbildung bei der Infanterie und das weiterführende Training für seinen derzeitigen Posten abgeschlossen hatte, erkannte Reynik, wie umfassend das Wissen der Offiziere sein musste. Seiner Meinung nach waren sein Vater und sein Onkel die professionellsten Soldaten, die er kannte, und sein Ziel war es letztendlich, ihnen nachzueifern, indem er sich durch die Ränge bis ganz an die Spitze hinaufarbeitete. Er wollte nichts mehr, als dass sein Vater stolz auf ihn war.
    Seit er seine ersten Schritte gemacht hatte, war Reynik schon auf seine Ausbildung vorbereitet worden. Sein Vater hatte ihm erst gezeigt, wie man im Gleichschritt marschierte, und dann, wie man wie ein marschierender Soldat die Arme mitschwang. Er hatte es zu einem Kinderspiel gemacht, das Reynik geliebt hatte. Das heftige Gerangel zwischen Vater und Sohn, das ihm so viel Spaß bereitet hatte, war anders als bei den meisten Kindern gewesen. Während sich manche Väter nur zum Spaß einfach auf dem Boden herumrollten, hatte Reyniks Vater seinen Sohn vorsichtig in den unbewaffneten Zweikampf eingeführt und ihm

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