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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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stellen? Nein. Warum sollten sie? Mit solchen Dingen würde Reynik keine Zeit verschwenden. Er ist jung und kräftig. Seine militärische Ausbildungspraxis würde ihm raten, so schnell wie möglich zu Fuß weiterzukommen.
    Wieder schweiften ihre Gedanken zu unterschiedlichen Fragen. Was war, wenn er den Handkoffer nicht finden konnte? Er war nicht sehr groß. Würde er den Koffer mitbringen oder ihn auseinandernehmen, um das Gegenmittel zu finden? In der Tasche waren mehrere Phiolen. Und wenn er die falsche brachte?
    Femkes innere Qualen hielten eine ganze Weile an. Ihr einziger Trost war, dass Danars Atem die ganze Zeit über ruhig und gleichmäßig ging. Sie wagte nicht, sich zu rühren, aus Angst, ihn zu stören, und glaubte, er wäre eingeschlafen, weil er so ruhig war. Plötzlich ging sein Atem wieder schneller, denn eine neue Welle von Panik ergriff ihn.
    »Femke?«, fragte er ängstlich.
    »Alles in Ordnung, Danar. Ich bin hier. Was ist? Was hast du?«, beruhigte sie ihn.
    »Ich kann nichts mehr sehen. Ich bin blind! Es ist alles dunkel!«, rief er in Panik.
    Wieder stiegen Femke die Tränen in die Augen. Das war es – der Anfang vom Ende. Wenn das Gift sich so weit ausgebreitet hatte, dass es Danar das Augenlicht nahm, blieb nur noch wenig Zeit. Wenn Reynik nicht bald zurückkam, war Danar nicht mehr zu retten.
    »Mach dir keine Sorgen. Reynik kommt gleich zurück. Alles wird gut. Entspann dich. Versuch, ruhig zu bleiben.«
    Femke hob ihren Kopf von seiner Brust und setzte sich auf. Auch wenn es sie große Anstrengung kostete, ihn anzusehen, begann sie, sein Gesicht und Haar zu streicheln, um ihm zu zeigen, dass sie noch bei ihm war. Er sah so verwirrt aus wie ein kleiner Junge, der sich in einer fremden Welt verlaufen hat.
    »Ich liebe dich«, sagte er wehmütig. »Auch wenn ich dich nicht sehen kann, liebe ich dich dennoch.«
    »Pssst. Ich bin hier. Ich liebe dich auch.«
    Femke versagte die Stimme bei den letzten Worten. Danars Körper begann zu zucken und sich zu verkrampfen. Sie konnte nichts anderes tun, als ihn tröstend zu streicheln und auf das Ende zu warten. Glücklicherweise dauerte es nicht lange. Danar zitterte kurze Zeit unkontrollierbar, dann war er still und leblos. Es war vorbei.
    Leise weinend schloss Femke Danars Augen und strich ihm noch eine Weile sanft übers Haar. Als Reynik kurze Zeit später zurückkam, saß sie immer noch neben ihm und hatte den Kopf auf seine tränennasse Brust gelegt. Reynik war kein sehr gefühlsbetonter Mensch, doch als er sie sah, musste auch er mit den Tränen kämpfen. Diese Szene würde er niemals vergessen. Er fühlte sich so hilflos. Das Beste, was er tun konnte, war, Femke tröstend die Hand auf die Schulter zu legen und leicht zu drücken.
    Femke legte ihre Hand auf seine und drückte sie wieder.
    »Es ist meine Schuld«, sagte sie leise. »Ich hätte nie zulassen sollen, dass er das Opfer spielt. Meine Arroganz hat mich dazu verleitet, mir einzubilden, ich sei gut genug, um ihn zu beschützen, trotz seiner fehlenden Ausbildung.«
    »Schuldzuweisungen und Schuldgefühle helfen jetzt niemandem, Femke. Shalidar ist einer der besten Killer der Welt. So muss es sein, sonst hätte er nicht auf diese Weise sein Werk im Palast vollbringen können. Wenn man es mit Killern wie ihm zu tun hat, gibt es nie eine Garantie. Du hast dein Bestes für Danar gegeben, und ich bin sicher, dass er dir nicht die Schuld an dem gegeben hat, was geschehen ist. Er hat sich freiwillig zur Zielscheibe gemacht. Er wusste, was er tat.«
    »Ja, aber er hat es getan, um mich zu beeindrucken. Er hätte es nicht tun müssen. Er war kein ausgebildeter Spion oder Killer. Er war nur ein verdammt dummer Romantiker.«
    »Romantiker ja, aber dumm? Nein, ich glaube nicht, dass Danar dumm war. Er war tapfer und hartnäckig, aber er war kein Narr. Er war ein guter Mann, Femke. Beschmutze sein Andenken nicht durch solche Gedanken. Das ist nicht richtig.«
    Kurz darauf hob Femke den Kopf und stand auf. Überrascht stellte Reynik fest, dass ihr Gesicht zwar noch nass von Tränen und von Trauer gezeichnet war, doch dass keine weiteren Tränen mehr flossen. Stattdessen brannte ein inneres Feuer in ihren Augen, das ihm für jeden, der es erblickte, nichts Gutes zu verheißen schien.
    »Shalidar hat zum letzten Mal gemordet«, erklärte sie bestimmt.
    Reynik nickte. Es hatte kaum Sinn, mit ihr zu streiten und zu versuchen, ihr etwas auszureden. Er hoffte nur, dass er sie davon abhalten konnte,

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