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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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und seinen Gefährten. Zuerst dachte Reynik, der Killer würde ihn direkt ansehen, doch dann fiel ihm auf, dass sein Blick auf jemand anderen gerichtet war. Reynik sah sich um und stellte interessiert fest, dass in Kalheens Augen Erkennen aufleuchtete, als er Shalidars Blick auffing. Shalidar sah jedoch gleich wieder weg. Der Killer zog es vor, sich auf der rechten Seite des Gerichtssaales in die obere Reihe zu setzen. Wie üblich hielt er sich einen Fluchtweg offen.
    Von Anfang an war Reynik klar gewesen, dass die Möglichkeit, durchs Fenster zu entkommen, der größte Schwachpunkt ihres Plans gewesen war. Femke hatte jedoch darauf beharrt, dass Shalidar es vorziehen würde, durch den Haupteingang zu fliehen. Die Gänge da draußen waren ein Labyrinth, das bei seinen Verfolgern für Verwirrung sorgen würde. Femke war sicher, dass er diese Option den offenen Dächern vorzog. Reynik hatte sich überreden lassen, da es ihr Erfahrungsbereich und ihr Plan waren. Doch wieder hatte der Killer bewiesen, dass er unberechenbar war. Reyniks Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.
    Jetzt konnten sie es nicht mehr ändern. Soweit es den Gerichtssaal betraf, wurde Reynik bewacht. Er würde erst im entscheidenden Moment zuschlagen können.
    Da Femke höchstwahrscheinlich in Ketten gelegt war, war es Reyniks Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Shalidar den Gerichtssaal nicht verließ, wenn es losging. Keine leichte Aufgabe von hier aus, dachte er grimmig.
    Bald war der Saal zum Bersten gefüllt und die Temperatur stieg ins Unerträgliche. Man hatte alle Beziehungen spielen lassen, um einen Platz für den heutigen Prozess zu bekommen. Von den stufenweise angeordneten Sitzreihen erklangen erwartungsvoll aufgeregte Stimmen. Die Ereignisse dieses Tages würden in die Geschichte eingehen. Es gab keine Berichte darüber, ob jemals ein Herrscher von Thrandor und einer von Shandar zusammen zu Gericht gesessen hatten. Die Tatsache, dass sie es heute taten, um den Fall gegen die Botschafterin von Shandar zu führen, machte die Gelegenheit für die Zuschauer noch viel spannender.
    Shandar war die größere und mächtigere Nation. Theoretisch hätte demnach Surabar, der Herrscher des shandesischen Reiches, die Position des Richters einnehmen können. Doch allem Anschein nach hatte Kaiser Surabar darauf verzichtet. Der allgemeinen Meinung nach betrachtete man das als einen guten politischen Schachzug. Man befand sich in Mantor, der Hauptstadt von Thrandor. Bei den beiden Ermordeten handelte es sich um thrandorianische Edelmänner. Daher war es der Meinung der anwesenden Thrandorianer nach nur gerecht, dass der Prozess heute auch ein thrandorianischer Prozess war. Trotz Kaiser Surabars großzügiger Geste stimmten alle überein, dass es spannend war zu sehen, wie König Malo mit der diffizilen politischen Situation umging.
    Reynik konnte die um ihn herum geführte Konversation leicht mitanhören. Die Augen fest auf Shalidar geheftet, lauschte er den Gesprächen in seiner Nähe.
    »Malo wird sich verneigen und vor Surabar kriechen, darauf verwette ich meine letzten Kupfermünzen«, sagte jemand hinter ihm.
    »Er kann die Botschafterin ja kaum zum Tode verurteilen, wenn der shandesische Kaiser daneben sitzt, oder?«, fragte ein anderer.
    »Oh, da wäre ich mir nicht so sicher«, konterte ein Dritter. »Malo ist ruhig, aber er kann ziemlich entschlossen sein, wenn er will. Sollte er die Todesstrafe verhängen, dann kann Surabar wenig dagegen unternehmen, außer ihm den Krieg zu erklären.«
    »Wer sagt denn, dass er das nicht tut?«, meinte die erste Stimme.
    »In der nächsten Zeit besteht wohl kaum die Gefahr eines weiteren Krieges, so wie wir ihre Legionen bei Kortag geschlagen haben.«
    »Wir, Merris? Ich wusste gar nicht, dass du dabei warst.«
    »Nun, ich selbst war nicht dabei, aber …«
    Das Gespräch wurde fortgeführt. Jeder meinte, irgendwelche genaueren Kenntnisse über das zu haben, was geschehen würde, aber nur wenige hatten echte Informationen. Es wurde wild spekuliert. Einig war man sich nur darüber, dass abgesehen von der Schlacht gegen die Nomaden dieser Prozess das Interessanteste war, was in Mantor seit Jahren passierte.
    Reynik spürte, wie ihm Schweißtropfen über das Gesicht liefen. Die Temperatur im Gerichtssaal stieg, doch nicht nur die Hitze, sondern auch seine hohe Konzentration trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Mittlerweile waren alle Plätze im Gerichtssaal besetzt. Shalidar hatte sich nicht im letzten Moment noch

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