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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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des Raumes, von dem Femke annahm, dass es als Toilette diente, und ein kleines Lüftungsloch in der Decke mit einem schweren Metallgitter davor. Die Wachen sagten kein Wort, als sie gingen, schlossen die Tür fest hinter sich und stürzten den Raum in tiefste Dunkelheit. Das Geräusch von vorgeschobenen Bolzen und des Schlüssels, der im schweren Metallschloss gedreht wurde, ließen Femke das Herz schwer werden.
    »Zweimal in zwei Tagen!«, murmelte sie zornig. »Gefangen und eingeschlossen, zweimal in zwei Tagen! Das ist nicht mehr witzig!«
    Femke brauchte ein paar Sekunden, um festzustellen, dass die Dunkelheit in dieser Zelle nicht so vollständig war wie die in Graf Drebans Keller. Am Fuß der Treppe erklangen immer noch Geräusche und durch den Spalt unter der Tür fiel schwaches Fackellicht. Als sie lauschte, erkannte Femke, dass die Gardisten sich für eine ständige Bewachung ihrer Zellentür einrichteten. Zumindest würde der Raum vor der Tür ständig erhellt sein, und es würde etwas Licht in ihr Gefängnis dringen, sagte sie sich in dem Bemühen, der Sache etwas Positives abzuringen. Mit ein wenig Licht würde ihr Gefängnis nicht ganz so klaustrophobisch wirken.
    Das gedämpfte Geräusch von Gesprächen vor der Tür erstarb, doch der Lichtschimmer unter der Tür blieb. Femke seufzte niedergeschlagen auf. Es würde nicht leicht werden, hier herauszukommen, doch in ihr glomm ein Funken von Entschlossenheit, der nicht so leicht auszulöschen war. Femke wusste, dass König Malo sich auch dafür entscheiden konnte, sie ohne unabhängigen Fürsprecher verurteilen zu lassen, aber wenn sie seine Körpersprache richtig interpretiert hatte, dann würde der König ihrem Wunsch entsprechen, da war die Spionin sich sicher. Es hatte auf den Ausgang des Prozesses wahrscheinlich keinen Einfluss, wenn er solch einen Fürsprecher zuließ, aber es würde gegenüber Kaiser Surabar zumindest den guten Willen bekunden, dass hier die »Gerechtigkeit« siegen würde.
    Femkes Hauptinteresse an der Bitte war es gewesen, Zeit zu bekommen – Zeit, die ihr eine größere Chance zur Flucht und letztendlich auch die Gelegenheit bieten würde, ihre Unschuld zu beweisen. Im Moment war sie jedoch noch viel zu wütend darüber, dass Shalidar sie schon wieder hereingelegt hatte, daher beschloss sie, das Problem zunächst einmal zu überschlafen.
    Die Decke auf dem Feldbett roch muffig, aber Femke war froh, sich in etwas einwickeln zu können. Im Vergleich zu ihrer Lage im Keller von Graf Drebans Haus war es hier sogar eher bequem. Sie ließ sich auf dem Bett nieder. Die blauen Flecken und Kratzer schmerzten nicht mehr so sehr wie am Tag zuvor. Mit einem Bett zum Schlafen, Kleidung und einer Decke zum Wärmen, etwas Licht und der Aussicht, dass ihr die Wachen wahrscheinlich regelmäßig etwas zu essen bringen würden, konnte man denken, dass ihre Lage auch viel schlimmer hätte sein können.
    Merkwürdigerweise dachte Femke, bevor sie einschlief, trotz der schlimmen Dinge, die ihr in den letzten beiden Tagen widerfahren waren, als Letztes an Lord Danar. Aus dem Nichts tauchten sein Lausbubengesicht und das verschmitzte Lächeln vor ihren Augen auf, wie schon bereits mehrmals während ihre Reise nach Mantor. Femke wusste nicht, warum sie an den jungen Mann denken musste, aber sie fragte sich, wie er wohl darauf reagiert hatte, dass Lady Alyssa verschwunden war, bevor er es geschafft hatte, seinen legendären Charme einzusetzen.
    Hätte in diesem Moment einer ihrer Bewacher zufällig einen Blick auf seine Gefangene geworfen, wäre er sicherlich überrascht gewesen zu sehen, dass sie mit einem friedlichen und glücklichen Gesichtsausdruck eingeschlafen war, der sich noch beachtliche Zeit hielt.
     
    »Ah, Lord Danar, kommt herein. Ich habe Euch erwartet.«
    »Euer Kaiserliche Majestät«, erwiderte Danar und verneigte sich tief, bevor er das Arbeitszimmer des Kaisers ganz betrat. »Ich bin so schnell gekommen, wie es mir möglich war.«
    Surabar lächelte, und auf seinem Gesicht lag der freundlichste Ausdruck, den Danar bei dem kürzlich gekrönten Monarchen je gesehen hatte. Zunächst war dieser Ausdruck nur schwer mit dem bei seinem letzten Besuch zu vereinbaren, fand Danar. Der erste Eindruck, den der junge Lord gehabt hatte, war der eines abgehärteten Soldatenführers, dessen Körper und Geist von Disziplin gestählt waren. Er hatte Surabar für kompromisslos, autokratisch, kalt und herzlos gehalten, doch der weißhaarige Mann, der ihm

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