Die Gilde von Shandar: Die Spionin
hinter dem Schreibtisch zulächelte, schien nichts davon zu sein.
»Vielen Dank für Eure schnelle Reaktion auf meinen Boten, Lord Danar. Ich bin sowohl erfreut über Euer rasches Erscheinen als auch über die Berichte über Eure Bemühungen bei Euch zu Hause.«
»Woher wisst Ihr …?«, fragte Danar, ohne vorher darüber nachzudenken.
»Das ist eine Frage, auf die Ihr die Antwort gar nicht wissen wollt«, meinte Surabar mit leisem Lächeln. »Auch wenn ich sicher bin, dass Ihr es bald herausfinden werdet. Meine Quellen erzählen mir, dass Ihr Euch bei Euren Unterredungen mit Eurem Vater sowohl beredt als auch überzeugend gebt. Nur die Zeit kann zeigen, ob das allein ausreichen wird, sich von dem abschüssigen Pfad abzuwenden, den er eingeschlagen hat, aber ich kann Euch versichern, dass Ihr Euch mit dem, was Ihr nach unserem letzten Treffen getan habt, meinen Respekt verdient habt. Aufgrund Eurer Loyalität sowohl mir als auch Eurer Familie gegenüber habe ich mich entschlossen, Euch zu sagen, wohin Lady Alyssa gegangen ist.«
»Tatsächlich?«, rief Danar hoffnungsvoll und freudig aus.
»Tatsächlich«, wiederholte der Kaiser. »Allerdings ist der Grund für diese Enthüllung nicht, dass ich Euer Liebesleben unterstützen möchte. Ein paar Dinge über Lady Alyssa, die ich Euch sagen werde, dürfen außerhalb dieses Zimmers niemals bekannt werden. Ich habt bereits bemerkt, dass ich sehr gut darüber informiert bin, was sich außerhalb des Palastes tut, und könnt davon ausgehen, dass ich es erfahren werde, wenn Ihr diesen Teil unseres Abkommens brecht. Habe ich mich klar ausgedrückt, Lord Danar?«
»Kristallklar, Euer Majestät«, erwiderte der junge Lord, ein wenig eingeschüchtert durch den plötzlichen Wechsel des Tonfalls von heiter zu drohend innerhalb weniger Sätze. Dieser ehemalige General war ein Mann mit vielen Gesichtern, der schwer zu durchschauen war, aber Danar war bereit, Surabar alle Launen zu verzeihen, wenn er ihm nur die Informationen über Alyssa gab, die er ihm versprochen hatte.
»Gut, denn was Alyssa tut, ist sehr heikel und streng vertraulich. Wenn die falsche Person auch nur den leisesten Hinweis auf ihre Aktivitäten erhält, könnte es für das gesamte Reich sehr unangenehme Folgen haben und für sie selbst tödlich sein«, sagte Surabar ernst. »Ich bin sicher, Ihr möchtet nicht, dass der jungen Dame etwas geschieht. Das Wissen, dass ihr Leben von Eurer Diskretion abhängt, denke ich, wird Euch daran hindern, Euch zu verplappern.«
Lord Danar nickte stumm und sichtlich geschockt von den starken Worten des Kaisers. Hatte er Alyssa zuvor bereits für eine interessante Persönlichkeit gehalten, so war diese Meinung jetzt hundertfach bestätigt worden.
»Lady Alyssa gehört zum Netzwerk der kaiserlichen Spione. Eigentlich ist Alyssa nicht nur ein Mitglied dieses Netzwerkes, sie ist eine Topagentin, die häufig verdeckt arbeitet und verschiedene Rollen spielt. Bevor ich fortfahre, sollte ich Euch sagen, dass Alyssa nicht ihr richtiger Name ist, zumindest glaube ich es nicht.«
Der Kaiser hielt einen Augenblick nachdenklich inne.
»Andererseits könnte es ihr richtiger Name sein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Alyssa nicht aus einer adligen Familie stammt, daher ist zumindest ihr Titel nur angenommen.«
»Das passt zu dem wenigen, was ich selbst über sie herausgefunden habe, als ich versuchte, Lady Alyssa aufzuspüren«, erzählte Danar und versuchte, den Kaiser dazu zu bringen, seinen Gedankengang weiterzuspinnen.
»Nun, es sollte ausreichen zu wissen, dass Alyssa sich im Moment Femke nennt. Ich hatte den Eindruck, dass das ihr wirklicher Name ist, aber eigentlich entbehrt diese Annahme jeder Grundlage. Femke ist als meine Botschafterin nach Thrandor aufgebrochen, um unseren südlichen Nachbarn die Hand zu Versöhnung und Frieden zu reichen – sowie natürlich, sich ein wenig umzusehen und allgemeine Informationen einzuholen. Unglücklicherweise scheinen sich die Dinge nicht so entwickelt zu haben, wie wir es geplant hatten.«
»Inwiefern, Euer Majestät? Wollen die Thrandorianer denn keinen Frieden?«, fragte Danar. »Ich hätte gedacht, dass sie nach den letzten Unruhen die Chance auf eine friedliche Lösung nur zu gern ergreifen würden.«
Als Surabar Danars Gesichtsausdruck sah, wusste er, dass er auf dem richtigen Weg war. Dieser junge Lord war bereit, seinen Dienst für das Reich zu tun. Danar hatte sich einem Ziel verschrieben, das Surabars Plänen im Moment
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