Die Gilde von Shandar: Die Spionin
sehr entgegenkam. Wenn er es mit ein wenig familiärer Erpressung verband, konnten bei diesem Vorhaben alle glücklich werden.
»Oh, die Thrandorianer wollen schon Frieden, aber in Mantor ist etwas schiefgegangen. Jemand hat zwei hochrangige thrandorianische Edelleute ermordet, während sich Femke dort als Gast des Königs aufhielt. Ein Bote von König Malo ist vor einer Stunde hier angekommen und hat mir die Fakten mitgeteilt. Sie ergeben ein niederschmetterndes Bild. Allen Beweisen zufolge ist Femke die Mörderin. Gegenstände aus ihrem Besitz wurden am Tatort gefunden, und um die Sache noch schlimmer zu machen, ist sie auch noch geflohen, als die Männer des Königs zu ihrem Quartier kamen, um sie zum König zu bringen, damit sie ihre Version der Geschichte erzählen konnte. Die Beweislast gegen sie ist so stark, dass ich an König Malos Stelle schwer glauben könnte, dass sie nicht die Mörderin ist.«
»Aber warum sollte Alys… Femke thrandorianische Adlige töten wollen? Das ergibt doch gar keinen Sinn«, protestierte Danar heftig.
»Das ist Euch klar und mir auch, aber irgendjemand wird den König von Thrandor von Femkes Unschuld überzeugen müssen. Ich glaube, Ihr habt dabei genauso gute Chancen wie jeder andere auch, daher möchte ich Euch sofort dorthin schicken«, erklärte Surabar entschlossen und schaffte es irgendwie, ernst auszusehen, obwohl er gleichzeitig lächelte.
»Mich? Den König überzeugen? Aber wie?«, fragte Danar, der plötzlich nicht mehr so selbstsicher war.
»Ich glaube, da fällt Euch schon etwas ein«, erwiderte Surabar zuversichtlich. »Wenn es Euch nicht gelingt, werde ich Euren Vater innerhalb eines Monats wegen seiner Beteiligung an der Organisation des Aufruhrs vor dem Palast am Tag meiner Krönung hängen lassen. Außerdem gebe ich Euch ein Mitglied des kaiserlichen Spionagerings mit, der Euch unterstützt. Er hat den Befehl, Euch so gut wie möglich zu helfen, um diese Angelegenheit so diskret wie möglich zu erledigen und ohne die Chancen zu vergrößern, dass sich diese Situation zu einem neuen Krieg auswächst. Das Reich braucht Frieden und Stabilität, wenn es gedeihen soll. Die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit haben unsere internationalen Beziehungen beschädigt und das Vertrauen unserer Bevölkerung in die kaiserliche Regierung erschüttert. Wenn wir stark bleiben wollen, müssen wir Zeit haben, damit unsere Wunden heilen können.«
Danar überlegte blitzschnell. Er hatte Politik nie gemocht, aber es blieb ihm kaum eine Wahl. Er würde nicht zusehen, wie der Kaiser seinen Vater hängte, solange die Chance bestand, dass er begnadigt wurde. Endlich konnte er etwas tun, um sich den Respekt seines Vaters zu verdienen. Außerdem würde es ihn beim Kaiser beliebt machen, wenn er Alyssa oder Femke, oder wie auch immer sie wirklich heißen mochte, folgte. Alle würden dabei gewinnen. Noch besser war, dass der ausgebildete Spion, der ihn begleiten sollte, wahrscheinlich die meiste Arbeit machen würde und er die Lorbeeren dafür einstreichen konnte. Die Sache hätte nicht besser laufen können, wenn er es geplant hätte.
»Gut, Euer Majestät. Ich werde mich sofort auf den Weg machen. Wo finde ich meinen Reisebegleiter?«, fragte der junge Lord impulsiv.
»Er erwartet Euch beim Stall des Palastes, Danar, aber seid nicht so hastig. Habt Ihr eine Vorstellung, wie Ihr Femke finden wollt, wenn Ihr nach Mantor kommt? Femke wird Lady Alyssa nicht im Mindesten ähneln, also braucht Ihr einen Plan, wenn Ihr ankommt. Was haltet Ihr für die beste Art und Weise, an diese Sache heranzugehen?«
Danar dachte einen Moment lang nach und strich sich mit der rechten Hand automatisch über einen nicht vorhandenen Bart am Kinn. Seine Augen blitzten auf, als die Ideen und Pläne in seinem Kopf aufflackerten und er versuchte, etwas zu erkennen, das Aussicht auf Erfolg hatte.
»Wäre es nicht am besten, wenn ich ganz offen reise?«, schlug er vor, und seine Augen funkelten vor Begeisterung. »Ich könnte so ankommen wie Femke, mit einer Antwort auf die Nachricht von Euch für Seine Majestät, den König. Dann weiß der König, dass seine Botschaft angekommen ist und dass Ihr beunruhigt genug seid, einen Edelmann zu schicken, um sich mit den Vorwürfen zu befassen, die gegen Euren Botschafter erhoben werden. Gleichzeitig wird Femke, wenn ich ganz offiziell einreise, davon hören, dass weitere Besucher aus Shandar eingetroffen sind, und sie könnte versuchen, mit uns in Kontakt zu
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