Die Gilde von Shandar: Die Spionin
treten. Wenn wir ihre Seite der Geschichte gehört haben, dann kann ich mit Eurem Spion und Femke zusammen entscheiden, wie wir weiter vorgehen.«
Kaiser Surabar dachte über die Antwort nach und nickte dann.
»Das hört sich nach einem guten Anfang an. Besprecht es mit Eurem Begleiter. Ich glaube, er möchte auf dieser Reise Ennas genannt werden. Hört auf ihn, Danar. Er kennt sich aus in Spionage und wird Euch jede Menge Informationen und gute Ratschläge geben können, wenn Ihr ihn lasst. Gute Reise und viel Glück.«
»Vielen Dank, Euer Majestät. Ich werde Euch nicht enttäuschen«, versprach Danar eifrig. Er verneigte sich und wandte sich zum Gehen, wobei er leise hinzufügte: »Und Euch enttäusche ich auch nicht, Alyssa. Ich komme.«
KAPITEL NEUN
»Wo warst du, Phagen? Du warst ja ewig weg!«
Phagen war überrascht, Kalheen in ihrem Zimmer vorzufinden. Er hatte seinen Zimmergenossen in letzter Zeit nicht viel gesehen.
»Ich habe versucht, einen Besuch bei der Botschafterin zu arrangieren«, erwiderte Phagen kaum lauter als im Flüsterton.
»Wirklich? Hast du sie gesehen? Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass ich sie den Wachen übergeben habe. Vielleicht hätte ich ihr die Gelegenheit geben sollen zu bluffen. Es war schwierig. Ich wollte nicht auch noch eingesperrt werden.«
Phagen antwortete nicht. Er schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf.
»Kein Erfolg? Ich habe es selbst vor ein paar Tagen versucht, aber die königliche Garde ist ziemlich dickköpfig«, fuhr Kalheen fort, dem die Bedeutung von Phagens Geste entging. »Sie sind entschlossen, bis zur Verhandlung niemanden an sie heranzulassen. Ich habe auch mit Sidis und Reynik gesprochen. Sie haben nichts Hilfreiches über die Morde herausgefunden. Immer noch deuten alle Beweise auf die Botschafterin hin. Glaubst du, dass sie es getan hat?«
»Nein«, erwiderte Phagen. »Aber ich habe auch nichts herausgefunden. Die Zeit wird knapp. Wenn wir den wahren Mörder nicht bald finden, wird es zu spät sein.«
»Bleib nicht zu lange. Wir wollen keinen Ärger bekommen.«
»Tu ich nicht. Danke, Falsen«, flüsterte Reynik dankbar zurück.
Die Zellentür öffnete sich. Botschafterin Femke sah blass und besorgt aus, doch ihr Gesicht erhellte sich, sobald sie sah, wer eintrat.
»Reynik! Wie hast du sie davon überzeugen können, dich zu mir zu lassen? Ich hatte nicht erwartet, jemanden zu sehen, bevor sie mich zur Verhandlung holen.«
»Ich habe bei der Palastgarde ein paar Freunde gefunden. Sie sind in Ordnung, wenn man sie erst mal kennengelernt hat«, erwiderte Reynik grinsend. »Hört zu, ich habe nur eine Minute. Ich wollte sehen, ob es Euch gut geht, und fragen, ob wir etwas für Euch tun können. Wir – das heißt ich, Sidis, Kalheen und Phagen -, wir glauben nicht, dass Ihr diese Morde begangen habt, aber wir wissen auch nicht, wer es gewesen sein könnte.«
»Es war ein Mann namens Shalidar«, sagte Femke schnell. »Er ist ein Auftragsmörder aus Shandar. Er besitzt ein Haus in der Oberstadt von Mantor. Scheinbar kennt man ihn hier als reichen shandesischen Kaufmann, der offenbar völlig legitime Geschäfte betreibt.«
»Shalidar. Gut, ich halte die Augen offen.«
»Kalheen kennt ihn, aber hör zu: Reynik, wissen die anderen, dass du hier bist?«, fragte Femke eindringlich.
»Nein. Ich konnte Falsen erst gerade eben dazu bringen, mich zu Euch zu lassen.«
»Sag ihnen nicht, dass du mich gesehen hast. Vielleicht bin ich paranoid, aber ich glaube, je weniger Leute davon wissen, umso besser. Wenn du dich ein bisschen umhören kannst, ist das gut. Aber sei vorsichtig. Shalidar ist extrem gefährlich. Er würde dich töten, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich weiß, dass er es war. Er hat es mir selbst gesagt, aber ich habe keine Beweise. Und ich habe das Gefühl, dass die Beweise auch nur schwer zu beschaffen sein werden.«
»Keine Sorge, Botschafterin. Ich werde vorsichtig sein. Ich tue mein Bestes und …«, Reynik sprach so leise wie möglich: »Ich werde sehen, ob ich Euch hier irgendwie herausholen kann. Seid bereit, wenn es so weit ist.«
»Bitte tu nichts Unüberlegtes, Reynik. Diese Reise war für die internationalen Beziehungen sowieso schon eine Katastrophe. Ich will es nicht noch schlimmer machen.«
»Vertraut mir, Mylady«, flüsterte Reynik mit einem Grinsen, das ihn geradezu jungenhaft erscheinen ließ. »Ich gehe jetzt lieber. Haltet die Ohren steif!«
»Entschuldigung, Herr.«
»Ja,
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