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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Schwert aus Sin Hazars blutgetränktem Umhang. Sin Hazar sank auf den Boden zurück und tat einen krampfartigen Atemzug, während sein Blick zu Rani hinaufschwenkte. Er wollte sprechen, aber bevor er Worte formulieren konnte, überfiel ein schreckliches Schaudern seine Glieder, seine Arme und Beine zitterten, als wäre er nur eine Stoffpuppe. Schließlich sank er vornüber, und sein Blut ergoss sich auf die verkohlte amanthianische Erde.
    Rani sah den Mann an, der so große Verwüstung in ihrer Welt angerichtet hatte, der mit den Leben von Kindern und Männern gleichermaßen gespielt hatte.
    Erst als Rani von dem getöteten König zurücktaumelte, erkannte sie, dass die acht Yrathi-Söldner der Gefolgschaft ihre zornigen Brüder überwältigt hatten, jeden der Soldaten getötet hatten, die Sin Hazar treu geblieben waren. Die Gefolgschaft des Jair war mit dem Erwerb der unbarmherzigen Soldaten einen guten Handel eingegangen. Wie viel Gold auch immer aus der Schatzkammer der Gefolgschaft bezahlt worden war – es war ein fairer Preis gewesen.
    Schließlich erkannte Rani, dass Puladarati seinen Männern Kommandos zurief, ihnen befahl, sich um ihren König zusammenzuschließen. Hal stand hoch aufgerichtet über dem Leichnam seines besiegten Feindes, den Umhang über die Schultern zurückgeworfen. Er hatte die Zähne zu einem grimmigen Lächeln entblößt, während er auf seinen blutigen Sieg hinabblickte.
    Noch während Rani nach Atem rang und an Hals Seite treten wollte, sah sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung. Da, zur Rechten – zu schnell für eine harmlose Bewegung.
    Rani packte ihren Dolch und wirbelte mit der Mühelosigkeit herum, die Mair sie auf Morens gefährlichen Straßen gelehrt hatte. Ihr Messer versank, bevor sie sich auch nur bewusst war, dass sie zugestochen hatte. Sie spürte den feuchten Druck von Fleisch und dann das durch Mark und Bein gehende Knirschen von Knochen. Sie drehte den Dolch und zog ihn hoch, wollte die Klinge befreien. Und dann, bevor sie das Blut bemerken konnte, das über ihre Kleidung rann, bevor sie Hals Finger um ihr Handgelenk sehen konnte, bevor sie spüren konnte, wie Crestman sie zurückzog und Mair ihren Namen rufen hörte, betrachtete sie den Sterbenden auf dem Boden vor sich.
    Bashi erwiderte ihren Blick, Überraschung lag in seinen kornblumenfarbenen Augen. Als Rani einen Schritt zurücktrat, sah sie das Messer des Verräters aus seinen Fingern fallen. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und ein Blutschwall ergoss sich über seine Lippen. »Bruder«, keuchte er. Sein Blut rann heiß über Ranis Hände, während sie sich von dem Chaos und der Tötung und dem Sieg fortziehen ließ.

15

    Rani schlich in die große Halle, überrascht, sie leer vorzufinden. Die letzten von Davins Kisten waren auf der anderen Seite des Raumes gestapelt, nahe dem Podest, auf dem sie einst mit Sin Hazar gesessen hatte. Sie fühlte sich versucht, hinüberzugehen, die oberste Kiste zu öffnen und in der Plunder- und Tandsammlung des alten Mannes nach irgendwelchen Schätzen zu suchen. Bevor sie sich jedoch regen konnte, wurde sie vom lauten Kreischen eines Vogels erschreckt. Ihr Herz hämmerte noch immer, als sie sich der nächstgelegenen Ecke der Halle zuwandte, dem Käfig zu, der dort vor Zugluft geschützt stand.
    Davins Ara sah sie an, legte den Kopf auf die Seite und hob eine seiner Klauen an. Der Vogel pickte mit seiner dicken, schwarzen Zunge zwischen seinen Zehen herum, während er die ganze Zeit ein goldenes Auge auf Rani gerichtet hielt. Sie näherte sich vorsichtig, trat heran, bis sie auf Armeslänge vom Käfig entfernt war. »Rani Händlerin!«, soufflierte sie munter. »Rani Händlerin!«
    Der Vogel kreischte nur erneut, schüttelte die azurblauen Federn und rückte auf seiner Sitzstange hin und her. »Davin wird missverstanden«, krächzte der Vogel und bot eine unheimliche Imitation seines uralten Besitzers dar. »Niemand versteht den armen Davin.«
    »Ja, und niemand wird dich Armen verstehen, wenn du nicht den Schnabel hältst.« Rani erschrak bei der Stimme des alten Mannes hinter ihr. Sie hatte ihn die Halle nicht betreten hören. Dennoch stand er im Eingang, die Arme um ein schweres, ledergebundenes Buch geschlungen. Obwohl er den Band auf seine rechte Hüfte stützte, reichte dessen oberer Rand fast bis an sein Kinn.
    »Davin!«
    »Ja. Was tust du mit meinem Ara?«
    »Ich habe nichts getan! Ich habe nur nachgesehen, ob er reisebereit ist.«
    »Reisen? Dieser Vogel? Er

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