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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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beim Erzählen Kraft. Und dennoch konnte sie ihre Worte kontrollieren und ihre Geheimnisse bewahren.
    Schließlich gingen Tovin die Fragen aus. Rani trieb in dem reinen, reinen Fluss, und sie hörte ihn atmen, hörte ihn schlucken. Sie hörte die lärmende Festlichkeit außerhalb der Hütte, wartete aber nur darauf, dass Tovin sprach. »Sehr gut, Ranita Glasmalerin«, sagte er schließlich. »Wenn du einverstanden bist, können wir erneut über diese Dinge sprechen, an einem anderen Tag. Ist das in Ordnung?«
    Sie dachte daran, zu diesem ruhigen, friedlichen Ort zurückzukehren, zu der Freiheit ehrlichen Austauschs. »Ja.«
    »Gut. Ich danke dir, Ranita.« Sie spürte, wie er sich auf dem Strohlager regte, und sie erkannte, dass er näher zu ihr herangerückt war, während er ihr Fragen stellte. Aber er hatte sie nicht berührt. Er hatte versprochen, dass er es nicht tun würde, und er hatte sich an dieses Versprechen gehalten.
    »Es ist an der Zeit für dich, den Fluss jetzt zu verlassen. Zeit, wieder ins Gauklerlager zurückzukommen. Ich werde von zehn bis eins zählen, und du kommst mit mir, zum Lagerraum zurück. Du wirst dich an alles erinnern, worüber wir gesprochen haben, und du wirst keine Angst haben. Du wirst dich ausgeruht und wach fühlen. Zehn. Neun. Acht«, zählte er langsam. Der Fluss bewegte sich nun träger. Rani fühlte, wie sie nass und wie neugeboren aus dem Wasser gezogen wurde. »Sieben, sechs, fünf.« Sie war wieder in dem weißen Licht, wieder in dem glänzenden Spiegel. »Vier. Drei.« Sie konnte ihren Körper spüren, ihre Finger spüren, ihre Zehen spüren. »Zwei. Eins.«
    Ihre Augen öffneten sich ruckartig. Sie lag auf dem Strohlager, ihr Haar war unter ihr ausgebreitet. Sie konnte sich nicht erinnern, sich auf die duftende Matratze gelegt zu haben. Sie konnte sich nicht erinnern, zusammengesunken zu sein, so dass ihre Beine wie die eines Kindes ausgestreckt waren.
    Tovin lehnte neben ihr, wobei er sein Gewicht noch immer auf einen Ellenbogen aufgestützt hatte und in seiner freien Hand das durchsichtige Glas barg. Er lächelte, als sie blinzelte, und er half ihr, sich aufzusetzen. »Wie fühlst du dich?«, fragte er.
    Sie atmete tief ein, und ein Lächeln überzog ihre Lippen Sie fühlte sich, als hätte sie tagelang geschlafen. Sie fühlte sich, als hätte sie ein Leben lang den warmen Duft frisch gebackenen Brotes gerochen. Sie fühlte sich, als hätte sie stundenlang gesungen. Sie fühlte sich lebendig und schwerelos, unbelastet. »Frei«, sagte sie. Tovin half ihr hoch. »Und hungrig.«
    »Das macht das Hypnotisieren.« Er lachte, trat zu dem gekalkten Tisch hinüber und legte das durchsichtige Glas neben sein Gegenstück. »Wir Gaukler können dieses Problem lösen, nur allzu leicht.« Rani bemerkte kaum seine vom Glas narbige Handfläche auf ihrem Kreuz, als er sie aus der Hütte geleitete.

11

    Er schaute von dem Brief auf, den er gerade las, und suchte Farsobalintis Blick. »Sie schlägt vor, dass wir ihn den Orden der Octolaris nennen sollen.«
    »Orden der Octolaris.« Farso schüttelte den Kopf, griff nach dem Pergament und las die Worte selbst.
    Hal verzog das Gesicht. Der Gedanke war gewiss einfallsreich. Er würde ihn gewiss sein geheimstes Ziel erreichen lassen – die Mittel zusammenzubekommen, die er brauchte, um die Gefolgschaft zu bezahlen. Aber er beinhaltete Octolaris.
    Dieses Wort auch nur zu denken, rief ihm Mareka in Erinnerung. Der Spinnengildelehrling hatte den Raum vor zwei Wochen verlassen, aber seit diesem Tag war er in Gedanken immer bei ihr gewesen. Selbst jetzt, als er sich vorstellte, wie er vielleicht um Spinnen verhandeln würde, um die Riberrybäume, beschleunigte sich sein Puls. Da war etwas an dieser Frau, eine Macht, die sie über ihn hatte…
    Dies war anders als der Bund, den er mit Rani spürte. Dies hatte nichts mit Ehre und Respekt zu tun oder damit, dass er der Frau Erfolg wünschte. Bei dem Spinnengildelehrling musste er sich an jede Berührung erinnern. Er war gezwungen, den Klang ihrer Stimme erneut zu erleben, den Duft ihres Haars, das silberne Licht, das von ihren Fingerspitzen auf seine Haut überzuspringen schien…
    »Sire.« Hal riss sich von seinen Erinnerungen los und hoffte, dass Farso den Blick noch einen Moment länger auf den Brief gerichtet hielte, bis die Röte aus Hals beschämten Wangen gewichen wäre. Als könnte der Edelmann seine Gedanken lesen, erhob sich Farso und schritt auf und ab, wobei er mit Ranis Brief gegen

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