Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
seine Handfläche klopfte. »Rani Händlerin kann nur allzu leicht behaupten, dass sie Euch Spinnen besorgen wird. Aber wie beabsichtigt sie das zu tun? Die Liantiner haben das doch gewiss schon früher versucht – die Spinnengilde befindet sich schließlich auf liantinischem Grund und Boden!«
»Wenn jemand es schaffen kann, dann Rani.« Hal sprach bestimmt. »Sie hat immerhin die Bruderschaft der Gerechtigkeit entlarvt, nachdem sie meinen Bruder getötet hatten. Sie hat König Sin Hazar besiegt und das Kleine Heer befreit.«
»Aber giftige Spinnen, die einen unglaublich hohen Wert haben – so hoch wie das Lösegeld eines Königs.«
»Sie hätte das nicht geschrieben, wenn sie nicht einen Plan hätte.«
Farso zuckte die Achseln und akzeptierte die ruhige Überzeugung seines Lehnsherrn. Dennoch drängte er voran. »Ich kann mir vorstellen, wie Eure Adligen eine neu geschaffene Ordnung begrüßen würden. Es hat in letzter Zeit selten Anlass zum Feiern gegeben. Ich kann mir vorstellen, wie sie versuchen würden, ihren eigenen Seidenhandel aufzubauen, versuchen würden, die Bäume zum Wachsen zu bringen und die Spinnen zu züchten. Wie wollt Ihr sie jedoch davon überzeugen, für das Privileg zu bezahlen? Zehn Goldbarren, Herr? Das ist viel, zusätzlich zu all den anderen Steuern, die sie gezahlt haben, seit Ihr den Thron eingenommen habt.«
»Zehn Barren sind nichts!«, protestierte Hal. Wie oft hatte er immerhin zehn Barren an die Gefolgschaft bezahlt?
Farsos blaue Augen wirkten besorgt. »Darf ich ehrlich sprechen, Herr?«
»Als hättest du das zuvor nicht getan?« Hal winkte ab. »Natürlich, Farso. Du musst immer ehrlich zu mir sprechen.«
Farso seufzte. »Ihr sagt, zehn Barren seien nichts, und angesichts Eurer Ausgaben habt Ihr Recht. Fünfhundert müsst Ihr der Kirche bis zum Mittsommertag bezahlen, und fünftausend danach. Dennoch sind zehn Barren für die meisten Eurer Adligen, Herr, für viele der Männer, die Euch bestmöglich dienen, ein gewaltiger Einsatz. Für viele wird das alles sein, was sie während der Jahre gespart haben.«
»Es ist ein Gebot auf zukünftigen Reichtum. Die Spinnenseide wird jedermann, der sich uns anschließt, üppig entlohnen.«
»Das wird sie, letztendlich. Aber Spinnenseide erfordert große Mühen. Sie erfordert Können, und sie bringt Leben in Gefahr. Erinnert Euch an Crestman und seine Geschichte über das Kind vom Kleinen Heer. Octolaris töten. Zumindest manche. Ich will nicht behaupten, dass sich Eure Lords weigern werden, aber dies wäre alles leichter, wenn Ihr erklären könntet, warum ein solches Opfer notwendig ist. Der Orden der Octolaris muss mehr tun, als nur eine…« Er winkte frustriert ab, suchte eindeutig nach einem Wort, »…eine Laune zu befriedigen.«
Hal sah Farso an. Natürlich. Hal und Rani, und auch Mair – sie alle wussten, warum der Orden notwendig war, warum Hal eintausend Barren Gold aufbringen musste. Für Farso jedoch und für Hals gesamtes übriges Gefolge… Die Bitte musste gierig klingen. Sie musste kurzsichtig und nach böser Absicht klingen. Er schluckte schwer und sagte: »Genügt es nicht, dass ich es fordere, wenn ich während meiner gesamten Amtszeit als König nichts Vergleichbares gefordert habe?«
»Aber das habt Ihr, Sire.« Farso seufzte. »Eure Pläne für den Orden ähneln den Abgaben für Amanthia. Sie erinnern an den Wiederaufbau Morens. Warum jetzt? Welchen Grund habt Ihr, jetzt Zahlungen zu fordern?«
Es wäre so leicht, es ihm zu erzählen. So leicht zuzugeben, dass die Gefolgschaft existierte und er sie leiten wollte. Die Worte würden ihm die Verantwortung nehmen, ihn der Notwendigkeit entheben, umherzuschleichen und sich zu verbergen.
Und doch durfte Hal das Geheimnis nicht preisgeben. Es standen weitere Leben auf dem Spiel, anonyme Mitglieder der Gefolgschaft, die darunter leiden könnten, wenn sie entlarvt würden. Außerdem hatte die Gefolgschaft einen Plan, einen großen Plan – einen, der ihm bisher weitgehend verborgen blieb, aber einen, an dessen Existenz er fest glaubte. Und er wollte diesen Plan durchführen, ihn gestalten und zur Vollendung bringen.
Er versuchte es mit einer Lüge. »Ich brauche das Geld, weil die Kosten des Wiederaufbaus Morens höher sind, als wir vorausgesehen haben. Die Baumeister sagen, wir müssten sogar einige Bezirke niederreißen, die wir sicher glaubten. Während wir darum ringen, uns von dem Feuer zu erholen, breiten sich weiterhin Krankheiten aus. Das Kraut, das
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