Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Mair entdeckt hat – dasjenige, mit dem sie die Feuerlunge behandeln zu können hofft –, ist teurer als jede Tinktur, die ein morenianischer Arzt je gebraut hat. Und doch, wenn ich all dies verkünde, wenn ich meinem Volk sage, dass ich befürchte, sie könnten allen Mut verlieren, wird unsere Rettung zum Scheitern verurteilt sein.«
Mairs Kräuter. Das Lamb’s Breath war vor zwei Tagen in Liantine eingetroffen. Der Bauer, der das Kraut verkaufte, war überglücklich gewesen, seine gesamte Ernte losgeworden zu sein, und hatte über einer knappen Hand voll Münzen triumphiert. Er hatte sogar noch dabei geholfen, die getrockneten Ballen unter Deck von Hals Schiff zu verstauen.
Nun, Mair war ein Mitglied der Gefolgschaft, ganz genauso wie Hal. Sie würde ihm jetzt helfen müssen. Sie würde eine weitere Lüge erfinden müssen, falls Farso jemals fragte.
Nun sah Farso Hal an, während sein Gesicht noch blasser als üblich schien. Als er antwortete, klangen seine Worte erstickt. »Das wusste ich nicht, Herr. Ich dachte, dass wir alle Kosten ermessen hätten, dass die Anleihe, die Ihr mit der Kirche ausgehandelt habt, genügte. Ich erkannte die Last nicht, die Ihr noch immer tragt, die Ängste, die Euch quälen müssen, sogar hier in Liantine.« Er schüttelte den Kopf. »Vergebt mir, Sire. Natürlich wisst Ihr, was das Beste für Morenia ist. Wenn Ihr sagt, wir brauchen den Orden der Octolaris, dann seid versichert, dass ich dem zustimmen werde.«
Hal fühlte sich wie ein Lügner, ein Betrüger, eine Schlange. Dennoch erklärte er: »Also zehn Goldbarren, von jedem Landadligen.«
Farso nickte und sank zu Hals Füßen auf die Knie. »Es wird geschehen, Sire. Ich bitte Euch nur darum, mich als das erste Mitglied des Ordens der Octolaris zu ehren.«
Hals Kehle verengte sich. »Ja, du wirst als Erster an meiner Seite stehen.« Er half Farso hoch und dachte: Vorausgesetzt, ich bekomme die Riberrybäume. Vorausgesetzt, ich bekomme die Spinnen. Vorausgesetzt, ich kann mich von Mareka Octolaris und dem Desaster fernhalten, das entstehen wird, wenn unser Verhältnis jemals bekannt wird, wenn Teheboth jemals herausfindet, dass ich seine Gastfreundschaft und seine Tochter beleidigt habe, indem ich unter seinem Dach mit einer Bürgerlichen schlief. »Als Allererster. Und darf ich dich um noch etwas bitten, etwas vergleichsweise Einfaches?«
»Natürlich, Sire.«
»Bitte schicke einen Brief an Rani Händlerin. Teile ihr zunächst meine Worte mit: ›So soll es sein.‹ Sie wird wissen, dass die Spinnen gemeint sind. Und sage ihr, dass ich heute mit Berylina sprechen werde. Ich werde Teheboth um die Hand der Prinzessin bitten, noch bevor die Sonne untergeht.«
»In Ordnung, Sire.« Farso wusste genau, dass dies keine freudigen Nachrichten für Rani wären.
»Schreibe auch an Davin, daheim in Moren. Befiehl ihm, für den Orden einen Schmuckanhänger zu gestalten, und lass ihn einhundertfach anfertigen.«
»Es wird geschehen, Sire.« Farso wandte sich zur Tür, wobei die Zuversicht seinen Schritt beschleunigte. Erst als er über die Schwelle trat, rief Hal: »Oh, und Farso? Noch etwas. Könntest du Pater Siritalanu hereinschicken?«
»Erneut?«, fragte der Edelmann und äußerte damit vorschnell deutliche Worte.
»Ja.«
Hal hatte den Priester während der vergangenen zwei Wochen häufig gerufen. Nach dieser… Begegnung mit Mareka hatte er den Trost der Kirche gesucht, den er seit seiner Kindheit kannte. Er sehnte sich nach der Beruhigung all der Tausend Götter, auch wenn er sich zu sehr schämte, dem jungen Geistlichen gegenüber zuzugeben, wie er der Versuchung nachgegeben hatte, wie er seine diplomatische Mission gefährdet hatte.
»Sire, wenn Ihr lieber wollt, dass ich bleibe…«
»Ich möchte lieber, dass du mir dort hilfst, wo du das meiste bewirken kannst. Schau nicht so besorgt. Ich bin ein Bräutigam, oder zumindest plane ich, das zu sein. Es ist nur natürlich, dass ich den Rat der Tausend Götter suche, bevor ich zu Prinzessin Berylina gehe.«
Farso beurteilte Hals Einschätzung eindeutig anders, aber die Jahre des Dienstes für seinen Herrn überwogen weiteren Protest. »Ja, Sire.« Farso verbeugte sich erneut und verließ den Raum.
Dankbar für die Ergebenheit des Mannes, ging Hal durch seinen Raum zu dem kleinen Betpult hinüber, das in einer Ecke stand. Er ließ sich auf den hölzernen Kniestuhl nieder, berührte mit dem Kopf die aufrechte, beschnitzte Holzfläche und rief den Ersten Pilger Jair um
Weitere Kostenlose Bücher