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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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angelegten Klinge. Die Stahlspitze schmiegte sich in die Höhlung über ihrem Brustbein. Als sie schluckte, spürte sie, wie sie sich anhob und wieder senkte, und sie erkannte, dass die scharfe Spitze ihre Haut geritzt hatte.
    Während Rani durch nur einen Schlitz weit geöffnete Augen hinsah, zerrten die Spinnengildewächter Mair auf die Füße und banden ihr die Hände mit Spinnenseideseilen auf den Rücken. Mair schimpfte über die raue Behandlung, ihre Unberührbaren-Zunge erfüllte die Luft mit einer vollständigen Abhandlung über die Herkunft der Wächter und die unnatürlich enge Verbindung ihrer Mütter zu Tieren. Farso blickte finster drein, sagte aber kein Wort, während einer der Soldaten einen Befehl brüllte. In Mairs Mund steckte plötzlich ein Spinnenseideknäuel als Knebel. Das Mädchen schlug weiterhin um sich und befreite sich fast von ihren Gefangenenwärtern, bis der Anführer brüllte: »Halt!«
    Das Wort hallte von den Mauern um sie herum wider, so laut, dass Mair schlagartig still war. Der Hauptmann nutzte den Vorteil der momentanen Ruhe, um zu seinem stämmigsten Mann zu sagen: »Halte dein Messer an ihre Halsschlagader. Töte sie, wenn sie schluckt.«
    Crestman hielt neben Rani den Atem an. Ranis Herz hämmerte, und ihr Puls raste in dem Stich unten an ihrer Kehle. Der Kampf hatte sie von der schwarzen Steinplatte fortgeführt, und nun konnte sie durch die Stadttore ins Innere sehen. Sie konnte ein kompliziertes System polierter Spiegel ausmachen, Dutzende reflektierender Glasplatten, die auf rollenden Eisenrahmen hingen. Während sie darum rang, die raue Begrüßung der Spinnengilde zu verstehen, während sie um ein Entkommen kämpfte, staunte sie gleichzeitig über deren Schlauheit.
    Die Spinnengilde öffnete ihr Tor nur in der Dämmerung. In der Dämmerung, wenn die Sonne über den Horizont stieg… Die Sonne, die durch die sorgfältig positionierten Spiegel hundertfach verstärkt wurde… Die Spinnengilde erlaubte sich nur Verletzlichkeit, wenn sie die Macht besaß, jeden potentiellen Angreifer zu blenden.
    Und Tovin hatte es gewusst. Er war auf die schwarze Steinplatte zurückgetreten, auf den Brennpunkt des blendenden Lichts der Spiegel, mit allem Vertrauen eines Kindes, das sich auf der Feuerstelle seiner Mutter niederlässt.
    Mairs Augen blitzten wild über ihrem Knebel, während sie Rani eine komplizierte Botschaft sandte. Farso sah von seinen Fesseln hoch, zornig schweigend. Bevor Rani vortreten konnte, bevor sie versuchen konnte, wieder ein gewisses Maß an Ordnung in die Situation zu bringen, sprach Tovin. »Schön, Euch zu sehen, Spinnengilde.« Die Stimme des Gauklers klang verzerrt. Er hob langsam, weich die Hände. Rani wusste, dass er keine Waffe trug, aber seine Bewegung sollte seine Gefangenenwärter eindeutig an seine Hilflosigkeit erinnern. »Wir bitten um die Erlaubnis, den Gildemeister zu sprechen.«
    »Tovin Gaukler, oder?« Der Wächter beäugte den großen Mann misstrauisch. »Wir erwarteten Eure Rückkehr, aber niemand sagte uns, dass Ihr jene anderen mitbringen würdet.«
    »Ich hatte keine Zeit, es Euch wissen zu lassen«, sagte Tovin leichthin. »Sie kommen in ihrer eigenen Mission, nicht in meiner.«
    »Dann wollt Ihr Euch nicht vor dem Gildemeister für sie verbürgen?«
    Tovin verengte einen Moment die Augen. »Ich werde mich für Ranita Glasmalerin verbürgen, für diese Frau hier. Für die Übrigen kann ich nicht sprechen. Ich kenne ihre Art nicht, und ich weiß nichts über ihre Gründe, warum sie zur Spinnengilde kommen.« Er deutete mit dem Kopf auf Mair. »Dieser wurde gesagt, dass sie sich dem Tor nicht mit Stahl nähern soll.«
    »Sie gehört zu mir!«, rief Rani aus, und es gelang ihr, nicht zusammenzuzucken, als ihr Wächter den Griff um ihren Arm festigte. Die eingeritzte Stelle an ihrer Kehle pulsierte heiß. »Tovin sagt, ich sei ungefährlich, und ich sage, Mair ist ungefährlich!«
    »Niemand hat mit Euch gesprochen, Glasmalerin.« Der Hauptmann gönnte ihr keinen Blick. Es gelang ihm sogar, Crestman zu ignorieren, trotz des Grollens des Amanthianers. Stattdessen richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf Tovin. »Dies ist vorschriftswidrig, Gaukler.«
    »Ja«, stimmte Tovin ihm zu. »Ranita Glasmalerin bat mich, sie hierherzuführen. Sie hat etwas Geschäftliches mit Eurem Gildemeister zu besprechen.«
    »Welche Art Geschäfte?«
    »Gildegeschäfte. Genaueres entzieht sich einem gewöhnlichen Gaukler.« Tovin zuckte die Achseln, als der Soldat

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