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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Spinnengilde-Labyrinths einnahm, unwillkürlich vor Überraschung.
    Der Hof war mit glänzendem Stein gepflastert – mit reinweißem Marmor, der zu einer weiten Fläche zusammengesetzt war. Der Marmor war von einem komplizierten Netz in dunklem Schwarz überlagert, die Steine passten so genau, dass es wirkte, als wären sie dort organisch gewachsen. Die schwarzen Wege zogen sich vollkommen unregelmäßig, aber in perfekter Ausgewogenheit über den Hof. Rani blickte über die Fläche hinweg und erkannte das Muster eines Spinnennetzes. Als sie das Muster sah, verstand sie plötzlich auch die Wendungen und Kehren, die sie zu dem Hof geführt hatten. Auch die Straßen waren nach einem Spinnennetz gestaltet. Die Gilde erfasste ihre geschätzten Octolaris auch im innersten Kern ihrer Struktur.
    Tovin lächelte Rani zu, wie ein Elternteil, das zusieht, wie sein Kleinkind ein Spielzeug bestaunt. Sie richtete sich auf. Sie würde nicht wie eine Närrin aus der Provinz starren. Sie befand sich immerhin auf einer diplomatischen Mission des Königs von Morenia. Sie kam als Repräsentantin der Glasmalergilde. Sie würde sich nicht vom Wirken einer Ansammlung von Webern verblüffen lassen. Nur Weber, mehr hatte die Spinnengilde nicht aufzuweisen. Bauern. Erntearbeiter. Spinner. Nichts Furchterregendes.
    So versuchte Rani sich zu überzeugen, während sie den Spinnenhof überquerte, mit Crestman an ihrer Seite. Wenn Mair nur bei ihr wäre! Mair würde das benommen machende Erscheinungsbild des Hofes nicht beeindrucken. Sie würde irgendeine verdrehte, herausfordernde Bemerkung äußern. Sie wäre nicht eingeschüchtert. Rani musste all ihren Willen aufbieten, um normal zu gehen, um vorwärtszuschreiten, ohne sich zu bemühen, nur auf die schwarzen Steine zu treten, oder nur auf die weißen.
    In der Mitte des Hofes, wie eine Spinne in der Mitte eines Netzes kauernd, stand das seltsamste Gebäude, das Rani je gesehen hatte. Es war groß – so groß wie das Haus der Tausend Götter in Moren. An jeder Ecke erhob sich ein hoch aufragender Turm, und Rani konnte die schattenhaften Umrisse von Glocken in jedem der Glockentürme ausmachen. Die Fassade des Gebäudes bildete ein wuchtiges Dreieck, eine Marmorfläche, die über dem spinnennetzartigen Platz aufragte. In der Mitte befand sich ein riesiges Fenster, eine Fläche aus Buntglas, die sofort Ranis Aufmerksamkeit erregte.
    Sie konnte kunstvolle Bleiarbeit ausmachen, die Hand eines Experten in dem Muster erkennen, obwohl sie das Bild von außen, ohne dass helles Sonnenlicht hindurchstrahlte, nicht deuten konnte.
    Die gesamte Fassade war ein Meisterstück architektonischer Fehlgriffe. Acht Reihen Säulen durchschnitten die rechtwinklige Steinfront. Wie alles, was der Kontrolle der Spinnengilde unterlag, reflektierten auch die Säulen das Muster der Stadt, des Platzes, der Octolaris selbst. Die Säulen verliefen schräg über die Fassade, als strahlten sie von dem zentralen Buntglasfenster aus. Das Netz breitete sich in chaotischer Präzision aus, ausgewogen, harmonisch und überhaupt nicht vorhersagbar.
    Rani wischte sich erneut über den Kratzer an ihrer Kehle, während die Wächter die Fremden über den Hof und die Stufen hinaufführten. Ihre Finger brannten auf der Wunde.
    Sie schaute zu Crestman und sah, dass auch er durch das Gildehaus eingeschüchtert war. Sein Gesicht war erbleicht, und seine Narbe stach unnatürlich hervor. Sie bemerkte, wie sein Blick rasch über den Hof zuckte, und sie begriff, dass er nach Mitgliedern seines Kleinen Heers suchte. Selbst im Herzen des feindlichen Lagers suchte er nach seinen Leuten.
    Rani nahm all ihren Mut zusammen und trat stolz über die Schwelle, betrat das Spinnengildehaus, als wäre sie eher eine königliche Gesandte als nur ein Glasmalerlehrling.
    Ein langer Raum erstreckte sich hinter der Fassade, vier kahle, weiße Wände und eine hohe Decke. Rani verhielt sich so, als würden die Wächter nicht jeden ihrer Schritte bewachen. Sie durchquerte den Raum und wandte sich dann zum Eingang um.
    Das Buntglasfenster war ein Meisterstück. Sie konnte Beweise für Tovins Glaswerkzeuge sehen, für Diamantmesser, die es einem Meisterkunsthandwerker ermöglicht hatten, lange Glasspäne zu erschaffen, die nicht breiter waren als ihr Daumen. Das Fenster zeigte die Fütterung der Spinnen, ein Gildemitglied, von vier Paar achtbeiniger Tiere umgeben, ein jedes so groß wie seine Brust. Riberrybäume wanden sich um die Ränder des runden Bildes, lehnten

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