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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Wenn Davin tatsächlich eine Möglichkeit finden könnte, Morenia zu retten… Wenn Davin irgendein gewaltiges Gerät erfinden könnte, irgendeine Pumpe, um Wasser zu den Riberrybäumen zu bringen…
    »Das stimmt nicht, Tovin«, wiederholte sie. Ihr Trotz hallte von dem Steinschacht wider, aber der Gaukler stemmte die Hände auf die Hüften und schritt über die Planken. Er ging zur anderen Rampe hinüber, zu derjenigen, die vom Grund des Brunnens aufwärts führte.
    Rani eilte über das Becken und weigerte sich, darüber nachzudenken, wie viel Wasser sich unter ihr befand, wie viel Wasser sie für die Bäume brauchen würde. Für Hals Bäume. Für Hals Spinnen. Für Marekas Spinnen. Sie zwang ihre Gedanken erneut von dem manipulierenden Spinnengildelehrling fort, von der Währung, die Hal vermutlich für die Octolaris bezahlt haben musste.
    »Tovin!«, rief sie, und der Gaukler wurde von der Macht des einzelnen Wortes veranlasst, sich umzuwenden. »Ihr müsst mir glauben, dass ich die Gaukler nicht verletzen wollte! Ich wollte Euch nicht verraten! Wenn Ihr mir nicht glaubt, dann hypnotisiert mich! Lasst es mich Euch so erklären.«
    »Dich hypnotisieren.« Seine Stimme troff vor Hohn. »Du solltest es inzwischen besser wissen, Ranita Glasmalerin. Jeder kann lügen, während er hypnotisiert wird. Jeder kann Geschichten erzählen. Hypnotisiert zu sein, bindet dich in keiner Weise.«
    Es hatte sie jedoch gebunden. Es hatte sie an diesen großen Gaukler gebunden, an seine samtweiche Stimme. Er durfte sie nicht hassen, der Bund zwischen ihnen durfte nicht zerstört werden. Selbst hier, selbst jetzt, als Crestman fortgebracht wurde und die Soldaten des Kleinen Heers weiterhin versklavt waren, konnte Rani sich an die Verlockung des Hypnotisierens erinnern, an den kühlen, blauen Strom, der sie zu sich gerufen hatte, sie getröstet hatte, sie zu Tovin gezogen hatte. Sie wollte, dass dieses Wasser sie davontrug, an der Spinnengilde vorbei, an den Riberrybäumen und Octolaris vorbei, an all den Verhandlungen vorbei, die sie geführt hatte. An den Verhandlungen vorbei, die sie selbst geführt hatte. Und auch an Hals Verhandlungen mit Mareka in Liantine…
    »Tovin«, flüsterte sie, und der Klang wurde von der Steinrampe zurückgeworfen.
    Er hielt am ersten Fenster inne, vom diffusen Licht eingerahmt, das den Brunnenschacht hinabschien. Rani konnte die Starre in seinen Schultern sehen, seine harte Kinnlinie.
    Sie schritt die Rampe hinauf.
    Er war größer als sie. Sie ging um ihn herum, damit sie nicht zu seinem Gesicht aufschauen musste. Ihre Finger ruhten sicher auf seiner Spinnenseidetunika. Ihre Handfläche lag flach an seiner Brust und nahm den Schlag seines Herzens durch den Stoff auf.
    Rani wurde nur einen Augenblick in die Vergangenheit katapultiert. Sie hatte vor Jahren schon einmal so vor einem Mann gestanden. Beim Anblick seines starken, schönen Gesichts hatte ihr Blut in den Adern pulsiert, ihr Atem hatte unter der Macht seines Blickes gestockt. Er hatte ihr einen Mandelkuchen geschenkt, und sie hatte geglaubt, dass sie ihn lieben könnte. Aber sie war betrogen worden, war von Mächten außerhalb ihrer Kontrolle getrieben worden. Sie hatte jenen anderen Mann getötet.
    Und Crestman. Crestman, der nun ein Sklave war, der sein Geburtsrecht verwirkt hatte, und seinen Rang im Kleinen Heer. Crestman, der der erste Mann gewesen war, der sie geküsst hatte.
    Nun lagen die Dinge anders. Tovin war kein Soldat. Rani wurde nicht von anderen kontrolliert. Sie konnte ihre eigenen Entscheidungen treffen.
    Sie beugte sich vor und streifte mit den Lippen über die des bestürzten Gauklers. Er wollte sich zurückziehen, aber sie verschränkte ihre Hände in seiner Tunika. »Du musst mir glauben«, flüsterte sie. »Ich wollte dir nicht schaden. Dir nicht, und den Gauklern nicht. Nicht dort, bei Lord Anigo. Und auch jetzt nicht.« Sein Mund fühlte sich unter ihrem heiß an, und sie spürte, wie er auf die Dringlichkeit ihrer Worte reagierte.
    »Ranita«, warnte er leise. Er hob eine Hand zu ihrer Kehle, und sie spürte ein Stechen, als er die offene Wunde von den Spinnengildewächtern berührte.
    »Still.« Sie erzwang die Kontrolle, indem sie ihre Finger mit seinen verschränkte. »Ich bin ein Gildemitglied, Tovin Gaukler. Ich kann deine Gauklertruppe fördern. Ich kann euch Zugang zu allen Straßen garantieren.«
    »Nicht in Liantine.« Seine Stimme klang rau. »Nicht hier. Ranita, du weißt nicht, was du tust.«
    »Doch, ich

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