Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
war kein Narr.
Edpulaminbi und Farso traten wenige Schritte zurück und steckten ihre Waffen auf Hals schweigendes Zeichen hin ebenfalls wieder ein. Puladarati räusperte sich und trat leicht von einem Fuß auf den anderen. Der Mann war durch die Wendung, welche die Ratsversammlung genommen hatte, sowie durch Crestmans Anmaßung offensichtlich beunruhigt. Er blickte von seinem jungen Schützling aus dem Norden zu seinem König und wieder zurück. Bevor der Regent jedoch einige diplomatische Worte formulieren konnte, erhob ein weiterer Ratsherr, Graf Jerumalashi, die Stimme.
»Euer Majestät, darf ich sprechen?«
»Ja, Mylord. Alle Ratsherren dürfen an diesem Tisch sprechen.«
»Sire«, sagte der Adlige. »Solange der Untertan Liantines an diesem Tisch weilt, ist da noch eine andere Angelegenheit, die Euch betrifft.«
Hal richtete seine Aufmerksamkeit von dem noch immer knienden Crestman auf Jerumalashi. »Ja?«
»Wir haben bereits bei vielen Ratstreffen über diese Angelegenheit diskutiert, Sire, Treffen, die lange vor dem Feuer und unseren neuesten Herausforderungen stattfanden.« Jerumalashi lachte nervös. Er war ein Mann von sechzig Jahren, ein robuster, gelehrter Bauer, der Hals Vater über zwei Jahrzehnte lang beraten hatte. Hal hatte Jerumalashi im Rat belassen, als Geste gegenüber dem Hause Jair, als sichtbares Zeichen dafür, dass der Sohn vom Vater gelernt hatte. Dennoch mochten Jerumalashi und Hal einander nicht sehr, keine gute Freundschaft verband sie. Der Adlige war eindeutig nervös, während er seinen Gedanken fortführte. »Euer Majestät, Ihr entstammt einer langen Linie, einer adligen Linie, deren Wurzeln bis zum Hause Jairs des Pilgers zurückreichen.«
Hal versuchte, sich zu entspannen, versuchte, ein wenig der inneren Verkrampfung und Anspannung auszuatmen. Er wusste jetzt, was Jerumalashi sagen würde: Das Argument war während der vergangenen zwei Jahre schmerzlich vertraut geworden. Der ältere Mann fuhr fort: »Euer Majestät, Euer Erbe ist ein ungebärdiges Kind.«
»Orsi ist mein Cousin, Mylord.« Hal bemühte sich um Unbeschwertheit. »Er ist ein guter Cousin. Er hat sogar gelernt, ein guter Knappe zu sein.«
»Es ist an der Zeit, dass Ihr einen eigenen Erben hervorbringt.«
»Wie viele Eurer Berater rieten mir, damit zu warten, bis ein Mädchen meine Aufmerksamkeit erweckt?« Hal versuchte, seine Worte wie einen Scherz klingen zu lassen, und ein paar der Adligen am Tisch lächelten pflichtgetreu, aber Jerumalashi erstarrte in sichtbarem Missfallen.
Was?, wollte Hal fragen. Es hat seit Rani auch andere Mädchen gegeben, die mich interessierten! Glaubt ihr wirklich, ich würde Rani Händlerin zu meiner Königin machen? Glaubt ihr wirklich, ich würde das versuchen? Jerumalashi und anderen älteren Adligen fiel es schwer, Rani mit dem Titel »Lady« anzusprechen, wenn sie im Palast weilte. Hal würde wohl kaum erwarten, dass seine Adligen eine Hochzeit mit diesem Mädchen akzeptieren würden. Mit dieser Frau. Glasmalerin. Händlerin. Was auch immer sie war.
Außerdem sprach er zur Zeit nicht einmal mit Rani. Sie hatte sein Geschenk, den Anemonenstrauß, nicht angenommen.
Puladarati machte ihm Vorhaltungen, wo Jerumalashi vielleicht nicht den Mut dazu hatte. »Dies ist nicht spaßig, Euer Majestät. Ihr wisst, dass es wichtig für Euch ist, Eure Dynastie zu sichern. Zu diesem Zweck habt Ihr Graf Jerumalashi und mich vor zwei Jahren ermächtigt, Unterredungen mit den großen Häusern zu führen.«
Hals Lungen verkrampften sich in seiner Brust. Natürlich hatte er seine Lords ermächtigt zu handeln. Er war siebzehn Jahre alt gewesen, bei Jair. Er war eifrig bedacht gewesen, »seine Dynastie zu sichern«, oder zumindest zu verhandeln.
Die Besuche der briantanischen Prinzessin waren das unglückselige Ergebnis dessen, dass Hal seine Lords ermächtigt hatte, eine passende Braut für ihn zu suchen. Die Briantanerin und vor ihr eine zahnlose Herzogin sowie eine tumbe Gräfin.
Nun, mit einer zerstörten Stadt, mit Crestmans Forderung, das Kleine Heer zurückzuholen, mit eintausend unbedeutenden Staatsangelegenheiten… Hal hatte keine Zeit, über Bräute und Eheschwüre zu sprechen. Morenia konnte sich die Ausgabe und Ablenkung einer königlichen Hochzeit kaum leisten, wenn es wieder aufgebaut werden musste. Nichtsdestotrotz warteten Puladarati und Jerumalashi, und Hal zwang sich zu sagen: »Ja, Mylords. Ich habe euch dazu ermächtigt.«
Der frühere Prinzregent nickte mit seinem
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