Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
silbrigen Kopf. »Und Graf Jerumalashi und ich haben versucht, Euch regelmäßig über unsere Fortschritte zu berichten.«
»Ja.« Hal wusste, dass er nicht den Drang verspüren sollte, sich zu rechtfertigen. Er sollte nicht versuchen, seine Ratsherren davon zu überzeugen, dass er zu beschäftigt gewesen sei, um sich auf jene Berichte zu konzentrieren. Immerhin hatte er zugehört. Er hatte von dem unendlichen Angebot an Zuchtmaterial gehört, das altersmäßig von neugeborenen Prinzessinnen bis zu einer Herzogwitwe reichte, die fast fünfzehn Jahre älter war als Hal.
»Ihr habt nicht genau zugehört, Euer Majestät. Nein, nein, ich verstehe – Ihr hattet viele andere Dinge im Kopf. Ihr wart mit Staatsangelegenheiten beschäftigt. Aber es ist an der Zeit, dass Ihr Euch Herzensangelegenheiten zuwendet, Mylord.«
»Ich glaube kaum, dass das ›Herz‹ bei diesen Verhandlungen etwas zu suchen hat, Euer Gnaden.«
Puladarati zuckte die Achseln. »Wie Ihr wollt, Sire. Dennoch müsst Ihr verhandeln.«
Jerumalashi trat erneut vor, wollte seinen Standpunkt anscheinend eifrig verdeutlichen, nun wo Puladarati einen Teil von Hals Zorn abgelenkt hatte. »Und, Sire, Ihr könntet kaum etwas Besseres tun, als Euch mit Berylina zu verbinden, der einzigen Tochter des Königs von Liantine.«
»Berylina!«, rief Hal aus. Am Tisch wurde geflüstert, während sich einige der Lords miteinander berieten. Es erklang jedoch kein Aufschrei, keine große Überraschung. Die Ratsherren hatten die Angelegenheit bereits eindeutig untereinander besprochen. Sie waren offensichtlich vorab über den Namen der Prinzessin informiert worden. Sowohl Puladarati als auch Jerumalashi schwiegen, und Hal brauchte einen Moment, um alle seine Argumente für eine Gegenwehr aufzustellen. Er atmete tief durch und ergriff die Tischkante, während er ein flüchtiges Gebet an Hin, den Gott der Rhetorik, richtete.
»Sie ist erst dreizehn Jahre alt, Mylords. Ihre Familie hat den Thron erst seit zwei Generationen inne. Sie werden mehr von der Spinnengilde als von ihren eigenen Interessen beherrscht. Sie hat vier ältere Brüder, die den Reichtum Liantines unter ihren Erben verteilen werden, bevor die Prinzessin etwas davon erhält.« Und sie hat vorstehende Zähne, wollte Hal sagen. Und sie schielt. Er hatte seine Ratsherren während dieser vergangenen Monate nicht vollständig ignoriert. Er hatte den Gerüchten um jede Kandidatin zugehört, die sie in Erwägung zogen.
Jerumalashi sah Puladarati an. Als der frühere Prinzregent nur die Achseln zuckte, sagte der andere Adlige: »Ihre Mitgift könnte Euch einen Großteil des Geldes einbringen, das Ihr braucht, jetzt braucht, um der Kirche ihr Geld zurückzuzahlen. Ihre Mutter war offensichtlich fruchtbar. Das Mädchen hat in der Tat vier Brüder.«
Hal bündelte seine Verlegenheit zu einem rebellischen Angriff. »Und ich muss fünf Jahre warten, bevor ich daran denken kann, sie zu schwängern.«
»Nicht so lange«, sagte Puladarati sanft und erstickte so das überraschte Keuchen einiger der prüderen Ratsherren.
»Sie ist ein Kind.«
»Liantiner heiraten früh, Euer Majestät.« Jerumalashi hätte ebenso gut darüber diskutieren können, Apfelbäume zu veredeln, so emotionslos klang seine Erwiderung. »Zwei Jahre sind keine lange Wartezeit. Nicht wenn eines dieser Jahre mit der Planung einer königlichen Hochzeit vergeht. Es ist lange her, seit das Haus Jair eine Ehe eingegangen ist.«
»Zwei Jahre! Das ist unmöglich! Sie wird erst fünfzehn sein!«
Puladarati sagte sanft: »Und was habt Ihr getan, als Ihr fünfzehn wart, Euer Majestät?«
Hal schluckte einhundert bissige Erwiderungen hinunter. Er hatte versucht, sein Königreich zu retten. Er hatte für ganz Morenia gekämpft, mit der Bruderschaft der Gerechtigkeit gefochten, mit der Gefolgschaft des Jair verhandelt. Er hatte sich selbst zu retten versucht, und Rani.
Rani. Er konnte sich nicht vorstellen, ihr zu sagen, dass er ein Kind zur Braut nahm.
Er suchte Argumente. »Puladarati, Ihr habt selbst gesagt, ich müsste einen Erben hervorbringen. Warum soll ich fast drei Jahre darauf warten?«
»Es wird annähernd ein Jahr erforderlich sein, gleichgültig, wen Ihr heiratet. Die Verbindung mit Liantine wird Morenia das jetzt so sehr benötigte Gold verschaffen und bietet weitere Zukunftsaussichten. Wer weiß, welche anderen Möglichkeiten für Profit in Übersee liegen mögen, sogar im Seidenhandel? Warum nicht in die Familie einheiraten, die diesen
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