Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin
Macht des Kobaltglases auszuloten, versuchte, am unendlichen Frieden des Hypnotisierens festzuhalten.
8
Hal stand in seinen Räumen in Liantine und schaute aus dem Fenster seines Empfangsraums. Er bemühte sich, den Regen nicht zu verfluchen, der seit der Dämmerung beständig fiel. Natürlich war der Regenguss für die Ernte nötig. Natürlich war im Frühling Regen zu erwarten. Er bedauerte es dennoch, dass er nicht hinausgehen konnte. Berylina hatte zugestimmt, ihn am Vormittag zu treffen, und er hatte gehofft, mit ihr nach draußen gehen zu können. Er hatte gedacht, sie könnten zum Turnierplatz zurückkehren. Der Schauplatz ihres kleinen Wettsieges könnte bewirken, dass sich die Prinzessin in seiner Gegenwart wohler fühlte.
Da war jedoch nichts zu machen. Bern, der Gott des Regens, würde so handeln, wie er es für am besten erachtete. Daran hatte Pater Siritalanu ihn erinnert, als sie an diesem Morgen beteten. Hal hatte versucht, die Vorhaltung mit Anstand anzunehmen.
Nun seufzte er und wandte sich vom Fenster ab. »Es tut mir leid, Farso.« Er lächelte seinem Freund zu. »Ich weiß, du wärst lieber sonst wo als hier mit mir eingesperrt.«
»Nicht sonst wo, Sire«, erwiderte der Adlige leichthin. »Mylady Mair geht heute wieder zum Marktplatz, und ich bin dankbar für die Ausrede, nicht im Regen Handelswaren begutachten zu müssen.«
»Warum sollte sie bei diesem Platzregen hinausgehen?«
»Sie behauptet, sie hätte ein Heilmittel gegen die Feuerlunge gefunden – irgendein Unkraut, das weit östlich von hier gezüchtet wird. Sie verhandelt über eine Lieferung von Ballen dieses Unkrauts. Ich bin überaus froh, bei Euch bleiben zu können.«
»Ist Rani bei ihr?« Als Farso ihm einen fragenden Blick zuwarf, erkannte Hal, dass er zu rasch gefragt hatte. »Es ist nur, wenn Mair handelt…«
Hal bedauerte im Stillen, Rani beim Turnierwettkampf stehengelassen zu haben. Er wusste, dass sie etwas hatte sagen wollen, seine Frage nach einer passenderen Verbindung als Berylina hatte beantworten wollen. Er konnte sich vorstellen, welche Vorschläge sie parat hätte. Dennoch änderten sich die Fakten nicht. Er war ein König. Er brauchte eine Königin. Einen Erben. Er brauchte fünfhundert Goldbarren, um mit der Rückzahlung an die Kirche beginnen zu können, spätestens im Mittsommer.
Seine Gedanken stürzten sich zum tausendsten Mal auf die Gefolgschaft. Wäre Moren so bedürftig, wenn Hal nicht einen Teil des Goldes für sie abgezweigt hätte? Wäre das Königreich weitaus besser dran, wenn Hal sich nicht so um geheime Macht bemüht hätte? Es war jedoch nichts daran zu ändern. Hal konnte das Gold nicht zurückverlangen, das er Glair gegeben hatte.
Farso zuckte die Achseln, als schüttele er Hals Zweifel ab. »Ich glaube nicht, dass Rani Mair bei diesen Verhandlungen zur Seite stehen wird.«
»Warum nicht?«
»Sire, habt Ihr es noch nicht gehört?«
»Was gehört?«
»Rani verbringt all ihre Zeit bei den Gauklern. Sie studiert ihre Glaswaren, die Paneele, die sie für ihre Aufführungen benutzen.«
Rani und ihr Glas. Nun, das sollte ihm recht sein. Wenigstens etwas Gutes sollte sich aus dieser Reise ergeben. Rani sollte mit etwas nach Moren zurückkehren, was sie begehrte.
Bevor Hal auf Farsos Verkündigung antworten konnte, schwang die Tür zu seinen Räumen auf. Calaratino, der Junge, der bei dieser Reise als sein Knappe diente, trat ein. Das Gesicht des Kindes glühte vor Aufregung, und er reckte die Brust wie ein Bantamhahn.
»Euer Majestät! Prinzessin Berylina bittet, zu Euch vorgelassen zu werden!«
Hal unterdrückte ein Seufzen. »Danke, Calo. Bitte führe Ihre Hoheit herein.«
Hal setzte ein Lächeln auf, während er erwartungsvoll zur Tür blickte. Zunächst traten zwei Kindermädchen ein und senkten ihre sorgfältig frisierten Köpfe tief genug, um ihm Respekt zu erweisen, aber nicht so tief, dass sie den Eingang nicht mehr im Auge behalten und ihren Schützling nicht mehr beobachten könnten.
Berylina kam wie eine misstrauische Katze herein. Sie hielt den Kopf in einem seltsamen Winkel geneigt, halb von den Menschen im Raum abgewandt. Sie tat jeden Schritt vorsichtig, als erwarte sie, dass die Holzböden unter ihren Schuhen durchbrechen würden. Sie kam vorwärts, einen Schritt, zwei Schritte, drei, vier, und Hal merkte, wie das Willkommenslächeln von seinen Lippen schwand. Er hörte auf, Freude über ihren Anblick vorzutäuschen und verlegte sich stattdessen auf eine betont
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