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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Tren befreundet sein.«
    »Der Gott der Kerzen hat keine Freunde.«
    »Aber gewiss muss er Freunde haben! Kerzen beleuchten unseren Weg in der Dunkelheit! Sie sind Zeichen der Fröhlichkeit. Der Gott der Kerzen muss gewiss die Verkörperung genau dieser Fröhlichkeit sein. Er muss einer der beliebtesten Götter sein!«
    »Er verströmt all diese frohen Botschaften in seinen Kerzen. Er hat keine für sich selbst übrig.«
    Hal war verblüfft. Zwei fortlaufende Sätze, zwei vollständige Gedanken, zwei Hals Worten unmittelbar widersprechende Feststellungen, und die Prinzessin errötete nicht im Geringsten. Sie fühlte sich dem Thema Kerzen eindeutig gewachsen. Oder dem Thema Götter. »Das habe ich über Tren noch nie gehört.«
    Berylina atmete tief durch und stellte sich Hals direktem Blick. »Ich habe Tren gezeichnet. Möchtet Ihr ihn sehen?«
    Hal spürte, wie viel Überwindung sie diese Frage gekostet hatte, wie sehr sie sich danach sehnte, ihm zu entfliehen, zu ihren Kindermädchen zu laufen und ihr Gesicht in deren Röcken zu vergraben. Er sah, dass sie Farso einen Blick zuwarf, dass sie die aufmerksame Gegenwart des Adligen aufnahm, als schmerze sie sie körperlich. Dennoch schloss sie sie beide in ihre Einladung ein, mit einer Hand eine flüchtige Geste vollführend. Hal verlieh seiner Stimme Ernsthaftigkeit, verneigte sich ein wenig und sagte: »Ja, Euer Hoheit. Das würden wir sehr gerne. Ich würde das sehr gerne.«
    Berylina wandte sich wortlos ab und trat entschlossen zur Tür des Raumes. Hal bemekte einen Ausdruck der Überraschung auf dem Gesicht des jüngeren Kindermädchens, der Frau, die für die Prinzessin gesprochen hatte, als sie den Raum betreten hatten. Aber die Dienerin verbarg ihre Empfindung rasch wieder. Sie reihte sich hinter ihrer Herrin ein und bedeutete dem anderen Kindermädchen zu folgen.
    Sie bildeten eine seltsame Prozession im Gang. Berylina ging voraus, ihre dicklichen Hände an den Seiten entschlossen zu Fäusten geballt. Beide Kindermädchen folgten ihr, in den freudlosen Gewändern, die bei ihrer Stellung erwartet wurden. Die Altere wandte sich mehrmals zu Hal um, als wäre er ein Tier, das sie alle jagte. Farso kam als Letzter, eine schweigende Ehrenwache. Hal vermutete, dass der große Adlige zurückblieb, damit er nicht versucht wäre, laut zu lachen und seinen glücklosen König offen zu verspotten.
    Warum sollte dies so schwierig sein? Hal hatte keine Angst vor Frauen! Es bereitete ihm gewiss keine Probleme, mit Rani zu reden – sogar mit ihr zu streiten. Es gab auch andere Frauen – Mair, seine vier Schwestern sowie zahllose Ladys, die mit seinen Lords verheiratet waren. Er hatte als Junge Kindermädchen gehabt, und keines hatte ihn verstummen lassen. Keines hatte ihn sich fragen lassen, ob er die Arme richtig hielt, ob er rasch genug ausschritt, aber auch nicht zu rasch.
    Natürlich war keine dieser Frauen eine zukünftige Braut gewesen.
    Und keine hatte solche Angst vor ihm gehabt, dass ihr Atem wie Schluchzen klang, während sie ihn durch die Palastgänge führte.
    Sie gelangten über eine schön geformte Steintreppe zum Sonnenraum im Nordturm des Schlosses. Berylina hielt an der Tür des Raumes inne und beugte den Kopf. Ihre kurzen Finger schwebten über dem Türriegel wie flatternde Spatzen, und Hal konnte fast ihre Gedanken hören, ihre Fragen hören, warum sie einen Fremden – einen Mann, einen Verehrer! – mit zu ihrem Refugium genommen hatte.
    Sie wartete so lange, dass die Stille peinlich wurde, noch unangenehmer als all die anderen Stillephasen, die sie verursacht hatte. Hal wartete darauf, dass eines der Kindermädchen sie drängen und die Tür aufstoßen würde, aber anscheinend wagten die Frauen es nicht, so energisch zu sein.
    Hal schaute ratsuchend zu Farso, aber der Edelmann zuckte nur die Achseln. Als Hal die Anspannung nicht mehr ertragen konnte, sagte er: »Vielleicht, Mylady, könnt Ihr uns den Sonnenraum an einem anderen Tag zeigen. Es ist wahrscheinlich ebenso gut, wenn mein Begleiter und ich wieder nach unten gehen. Ein Becher Glühwein würde uns allen guttun und die Kälte vertreiben.«
    »Nein.«
    Berylina brachte nicht mehr hervor als diese eine Silbe, aber sie zwang ihre Finger, sich um den eisernen Türriegel zu schließen, und sie stieß die Tür mit der grimmigen Entschlossenheit einer Gefangenen auf, die zum Richtblock schreitet.
    Hal folgte ihr in den Sonnenraum.
    Der Raum schien auf den ersten Blick leer zu sein. Große Glasscheiben

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