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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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herzliche Begrüßung. »Euer Hoheit! Ihr seht heute gut aus!«
    Seine Worte verwirrten das arme Mädchen. Sie wollte einen Hof knicks machen, in Erinnerung an sorgfältige Anweisungen ihrer Kindermädchen. Sie sah jedoch Hals ausgestreckte Hand und zögerte, denn sie war sich offensichtlich nicht sicher, ob sie weiter in den Raum kommen sollte. Hal schmerzte ihre Unentschlossenheit, und er trat einige weitere Schritte vor. »Bitte, Euer Hoheit, fühlt Euch wie zu Hause. Sagt Euren Kindermädchen, sie möchten es sich bequem machen.«
    Berylina sah sich um, als sei sie bestürzt, die Kindermädchen so nahe zu sehen. Sie vollführte eine Geste in ihre Richtung, wie ein Kind, das Fliegen von einem Honigbrot verscheucht, schien aber ängstlich, als sie den Raum durchquerten und sich in eine düstere, mit Paneelen verkleidete Ecke stellten. Die Prinzessin wandte sich wieder zu Hal um, als erwarte sie für ihre Handlungsweise Lob.
    Er lächelte schwach. Wenigstens waren heute nur zwei Kindermädchen dabei, nicht die vier, die Berylina vielleicht gebraucht hätte. War das ein positives Zeichen? War das ein Meilenstein des Fortschritts?
    »Mylady, Ihr erinnert Euch an Lord Farsobalinti? Meinen geehrten Freund?«
    Die Prinzessin neigte vor Farso den Kopf, blickte ihn mit einem ihrer Augen an. Sie nickte schweigend und wirkte, als wollte sie dem Raum entfliehen, wenn der große, helle Mann einen Schritt in ihre Richtung täte. Hals Sorge wurde allmählich zu Verärgerung.
    Eines der Kindermädchen räusperte sich, drängte ihren Schützling offensichtlich. Berylina bewahrte jedoch stures Schweigen und umklammerte mit ihren dicklichen Fingern das grob gesponnene Leinen ihres Gewandes. Das Kindermädchen trat aus seiner düsteren Nische hervor. Als die Prinzessin noch immer nicht handelte, sagte die Frau schließlich: »Wir hoffen, dass wir Euch nicht gestört haben, Euer Majestät.«
    Ihre Stimme zeugte von mühsam unterdrückter Verzweiflung, die Mütter bei kleinen Kindern einsetzen, wenn sie gezwungen sind, zu drängen und sie anzuspornen, durch Beispiel zu lehren.
    Hal fiel erneut auf, wie jung Berylina schien. Mit dreizehn Jahren hätte sie gelernt haben sollen, mit dem Adel zu sprechen und grundlegende ihr gestellte Fragen zu beantworten.
    Selbst wenn ihr das Sprechen unangenehm war, hätte man es ihr abfordern müssen. Sie war immerhin eine Prinzessin. Sie besaß nicht den Luxus, ihren Ängsten nachgeben zu können.
    Nun, wenn sie eine Prinzessin war, war Hal ein König, und er war darin geübt, das Beste aus einer schlechten Situation zu machen. Dieses gegenwärtige Desaster unterschied sich nicht von einem Dutzend anderer Krisen, die er gelöst hatte, seit er den Thron eingenommen hatte. Er könnte auf die Frage des Kindermädchens ebenso gut antworten, als wäre sie von Berylina gekommen. Er könnte vorgeben, das Kindermädchen agiere nur als Vermittlerin. Diese ganze Unterhaltung könnte wie ein Verhandlungsgespräch mit Abgesandten aus dem fernen Osten geführt werden, mit Männern, die nur raue Worte und gutturale Ausrufe kannten, die Hal nicht für alles Gold auf der Welt hätte nachahmen können.
    Er zwang sich, Berylina direkt anzulächeln. In den wenigen Tagen, die er bisher in Liantine verbracht hatte, hatte er sich an das Schielen der Prinzessin gewöhnt. Nun schien es ihm normal, sie mit einem leichten Mangel an Konzentriertheit seines eigenen Blickes anzusprechen, mit einem offenen, unbedarften Blick, der es ihr ersparte, sich zu einer Seite zu drehen. Es musste schwer für sie sein, die Welt aus zwei Augen zu betrachten, die sich weigerten, dies gemeinsam zu tun.
    »Nein, Euer Hoheit. Euer Besuch könnte nie störend sein. Ich betrachtete gerade den Hof, bevor Ihr hereinkamt. Ein Bote ritt von den Docks Eures Vaters heran. Er hätte kaum nasser sein können, wenn er von seinem Schiff gesprungen und an Land geschwommen wäre.«
    Ein Hauch von Lächeln spielte um Berylinas Lippen, mühte sich an ihren Zähnen vorbei. Wundervoll, dachte Hal. Er konnte das Kind fast schon zum Lächeln bringen. Er musste jedoch etwas Angemessenes gesagt haben, denn Berylina trat vor, bis auch sie aus dem Fenster blickte. Ein Windstoß rüttelte an dem Bleirahmen, und dann verschränkte das Mädchen die Arme vor der Brust und zog das schwere Leinen enger um sich. Hal trat fürsorglich vor und fragte: »Friert Ihr, Euer Hoheit? Lasst mich die Läden schließen.«
    Er streckte an der Prinzessin vorbei die Hand aus, um die Läden

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